Liebe Leserin, lieber Leser,
manchmal müssen wir schnell und flexibel handeln. Ursprünglich planten wir für diese Ausgabe eine Reportage, die sich aber, wie erst kurz vor Redaktionsschluss klar wurde, nicht realisieren ließ. Doch Not macht nicht nur erfinderisch, sie ist manchmal auch verantwortlich für etwas Neues, bis dahin noch nicht Gedachtes.
In einer aufregenden und aufgeregten Redaktionssitzung entstand so die Idee für eine Reportage über die Quallenindustrie in Thailand, und nicht nur konnten wir Autor und Fotograf spontan dafür begeistern und klappte alle Logistik auf Anhieb, sondern auch die Reportage an sich begeisterte uns am Ende mehr als die ursprünglich geplante.
Und manchmal müssen wir beharrlich sein. Die Reportage über die jungen Camorristi in einem Inselgefängnis bei Neapel barg die erwartbaren Probleme bei der fotografischen Umsetzung. Der journalistische Zugang zu solchen Institutionen ist nie einfach und erst recht nicht, wenn man die Jugendlichen in der Strafanstalt fotografieren möchte. Mit den ersten Ergebnissen wollten wir und der mare-Fotograf Yarin Trotta del Vecchio uns nicht zufriedengeben. Zum Glück jedoch erhielt del Vecchio über zwei Jahre hinweg mehrmals Zutritt zur Insel Nisida, und zu guter Letzt können wir Ihnen einen abgerundeten Eindruck präsentieren.
All dies benötigt Zeit, Geduld und auch Mittel. mare ist eine der nur noch wenigen Zeitschriften, die sich nicht scheuen, aufwendige Reportagen zu planen und umzusetzen. Das finanzielle Rückgrat hierfür sind unsere treuen Abonnentinnen und Abonnenten. Und um diese werben wir wieder – zum ersten Mal seit 2008 – mit Testimonials prominenter Leserinnen und Leser. Mithilfe des bekannten Porträtfotografen Mathias Bothor entstand eine Kampagne, die in diesen Wochen ihren Anfang nimmt, auch in dieser Ausgabe. Schauspielerinnen wie Iris Berben und Katja Riemann, der Klimaforscher Mojib Latif, der Pianist Igor Levit und Schauspieler wie Matthias Brandt, Peter Lohmeyer und Sebastian Koch unterstützen uns aus Überzeugung.
Sie finden eine weitere, uns sehr wichtige Besonderheit (in der Abonnementauflage). Vor einem Jahr verstarb viel zu früh unsere Buchautorin und Freundin Anne von Canal. Schon unter ihrer Krankheit leidend, schrieb sie bei einem gemeinsamen Frankreichaufenthalt ihre letzte und ebendort spielende Kurzgeschichte „Dreiband“, dazu angeregt von ihrem Freund Heikko Deutschmann. Die in mehrfacher Hinsicht berührende Erzählung liegt dieser Ausgabe als Sonderdruck bei und ist auch beim Verlag gegen eine Schutzgebühr erhältlich.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Nikolaus Gelpke
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