Liebe Leserin, lieber Leser,
kurz vor den Azoren war ich zum Glück unter Deck, wollte mich gerade in der Koje ausruhen, da hörte ich sie. Die Klicklaute von Delfinen. Ich kannte sie schon aus der Fernsehserie „Flipper“, und so stieg ich rasch an Deck und fragte die Mitsegler, wo die Tiere seien. Aber niemand wusste von Delfinen, nur ich hatte sie gehört. Nach einer Minute tauchten sie vor dem Bug auf. Der hölzerne Rumpf hatte akustisch reagiert wie ein Saiteninstrument und übertrug ihre Gespräche …
Gespräche? Wir können die Laute von Walen heutzutage noch viel differenzierter und klarer mit Unterwassermikrofonen, sogenannten Hydrofonen, hören und aufzeichnen. Aber sind selbst die komplexen und inzwischen von der Wissenschaft in ihrer eigenen Struktur bestens untersuchten Buckelwallaute, gemeinhin als „Gesänge“ bezeichnet, wirklich eine Sprache? In unserem anthropozentrischen Selbstverständnis? Was, wenn es so wäre und wir könnten diese Meeressäuger verstehen, ihnen gar antworten, mit ihnen sprechen? Die Wissenschaft schreitet dahingehend gerade mächtig voran, primär mithilfe der scheinbar nirgends mehr wegzudenkenden Künstlichen Intelligenz. Was für eine Fantasie ergibt sich so! Ich könnte Wale nach der Tiefsee, über ihre Brutpflege, ihre Empathie, ihre Ängste befragen … Wie uralte Orakel aus einer Welt, die für uns schon lange nicht mehr zu existieren scheint. Wir sind der Idee nachgegangen (Seite 56).
Auch über ein Vorkommnis aus der Vergangenheit schrieb mir mare-Fotograf Stefan Pielow Mitte Januar aus gegebenem Anlass: „… kurz nach einer mare-Reportage über Fischer am Nordkap erhielt ich den Auftrag für ein Titel-Shooting mit Franz Beckenbauer. Location war eine üppige Zirbelstube im Stangelwirt bei Kitzbühel. Uns war nicht wirklich bewusst, dass das ganze Equipment nach Fisch roch. Und als der Kaiser eintritt, rümpft er die Nase und fragt: ,Woas fischelt’s denn hier …!?‘“
Pielow hatte 2005 für mare eine Reportage über den Fang und die Verarbeitung von Schellfisch in Nordnorwegen fotografiert. Mit einer ganz eigenen, mare-typischen Konsequenz exklusiver medialer Berichterstattung. Übrigens werden Sie neuen Bildern Stefan Pielows in unserer kommenden Juniausgabe begegnen. Er hat, gemeinsam mit weiteren Fotografinnen und Fotografen, einen ganz speziellen Ort in Deutschland fotografiert. Mal sehen, mit welchen Folgen diesmal.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Nikolaus Gelpke
Die Star Ferry ist ikonisch für Hongkong – eine Stadt, die wie wenige vom Meer und ihrem Victoria Harbour geprägt ist. Nun scheint das Ende der seit über 150 Jahre betriebenen Fähren nah
Disruptiv wie wenig anderes im globalen Handel: Ein niederländischer Jungkaufmann steuerte die Geschicke der Welt um
Eine starke, streitbare, unbeugsame Frau war Laskarina Bouboulina. Die Kapitänin verhalf Griechenland zur Unabhängigkeit
Die Art von Freiheit, die nur das Meer verheißt, war ein Hauptthema in der Musik- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts
Ein Hühnervogel auf den Inseln Melanesiens lässt sich von Vulkanen beim Brüten helfen – sehr zur Freude der Insulaner
Wie der Autokonstrukteur und Industrielle Louis Renault im Ärmekanal ein altes Fort zu seinem Refugium verwandelte
(K)Ein Stör-Faktor: Ein Kaviarhändler lässt Fische für den luxuriösen Rogen in seinen Teichen in Schleswig-Holstein reifen
Mithilfe der KI wollen Forscherinnen und Forscher in aller Welt die Sprache der Wale dechiffrieren – mit erstaunlichen Erfolgen
Die endlosen Datenströme der Meeresforschung sind für die Wissenschaft kaum mehr zu verarbeiten. Mit den Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz hat sie nun einen übermächtigen Helfer
Der Norweger Jon Fosse, soeben geehrter Literaturnobelpreisträger, veröffentlichte 2003 bei mare eine Novelle. Jetzt traf unser Autor den Laureaten in dessen Heimat zum ausführlichen Gespräch
Die in Berlin geborene und in Auschwitz ermordete Künstlerin Charlotte Salomon malte im französischen Exil ihr Leben – in mehr als 1300 Gouachen. Erst heute wird das monumentale Werk gewürdigt
Mit einem skurrilen Gerät (und fragwürdigen Methoden) filmte ein US-Regisseur in der Jugend des Kinos erstmals die Tierwelt in den Ozeanen. Seine Filme wurden zu Kassenschlagern in Hollywood
Der Klimawandel macht’s möglich: Der polare Seeweg entlang Sibiriens Küste wird wegen der geringeren Eismenge zur Alternative für die Ost-West-Handelsschifffahrt. Oder etwa doch nicht?