Liebe Leserin, lieber Leser,
manchmal muss man sich sein Scheitern eingestehen. Bei uns hat es diesmal etwas länger gedauert, knapp 15 Jahre.
Die Geschichte von Traum, Hoffnung, Bangen, Scheitern und Eingeständnis geht folgendermaßen: Vor vielen Jahren sah ich in einer dieser unfassbar aufwendigen Filmproduktionen über die Ozeane eine kurze Schwarz-Weiß-Sequenz, in der eine Schule Narwale aus der dunklen Tiefe aufsteigt. Ich sah solch eine fast mythische Einstellung zum ersten Mal, denn die scheuen Wesen tauchen nur zum Atmen an die Oberfläche und auch nur in der für uns Menschen lebensfeindlichen Arktis. Von dem Moment an beschloss ich, dass mare genau dies umfangreich in einer Reportage dokumentieren müsse. Meiner Kenntnis nach ein Novum in der deutschen Printlandschaft.
Wir fanden mit dem Fotografen Ivo Kocherscheidt einen erprobten Unterwasserfotografen und rüsteten eine umfangreiche Expedition in den Nordosten Kanadas, in die Baffin Bay, aus. Spezielle Atemgeräte, die keine die Tiere erschreckenden Luftblasen verursachen, Zelte, Nahrung, Schlitten mit Schlittenhunden, einheimische Führer und Hunderte Kleinigkeiten sollten das Gelingen in der arktischen Kälte garantieren. – Wir scheiterten nicht nur im Jahr 2008, sondern im folgenden Jahr gleich noch einmal. Mal ließen sich schlicht keine Narwale blicken, mal schlug das Wetter um und verhinderte jegliche Aktivität außerhalb der Zelte. Das Ergebnis: kein einziges Bild eines Narwals, aber Kosten in Höhe eines guten Jahresgehalts. Wir gaben auf, und es dauerte noch Jahre, bis wir unser Scheitern akzeptierten. Inzwischen liegen großartige Bilder aus dem Archiv eines sehr erfahrenen Kollegen vor, der genau jene Bilder realisierte, die mir damals vorschwebten. Mit zwei wunderbaren Texten können Sie jetzt endlich hier sehen und lesen, was wir vor 15 Jahren selbst gern fotografisch umgesetzt hätten (ab Seite 56).
Zum Glück scheitern wir nicht oft, auch wenn das Risiko groß ist. Denn wir sind eine der wenigen Publikationen, die noch ihre eigenen Reportagen in Auftrag geben, um mit der perfekten Wahl der Fotografinnen und Autoren das perfekte Ergebnis zu erhoffen. Dieses Jahr ging bisher alles gut. Vor wenigen Wochen realisierte mare-Autor Fabian von Poser gemeinsam mit dem Fotografen Cyril Ruoso eine extrem aufwendige und abenteuerliche Reportage im Dschungel Gabuns, mare-Redakteur Jan Keith kehrte mit dem Fotografen Kosuke Okahara ganz begeistert vor wenigen Tagen von fernen Inseln Japans heim, und eben erst kam mare-Redakteurin Martina Wimmer beschwingt aus San Francisco zurück, dort auf den Spuren italienischer Familien.
Ich hoffe, wir erfreuen Sie noch mit vielen weiteren exklusiven Geschichten.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Nikolaus Gelpke
Ihre mare-Hotline in die unerforschten Weiten und Tiefen der Meere
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