Liebe Leserin, lieber Leser,
mit der wachsenden Bedeutung der Presse im 19. Jahrhundert wurde deren Wirkung als Grundlage für die vierte Kraft in Demokratien erkannt. Doch Einfluss und Macht führen auch zum Missbrauch dieser vierten Gewalt. Im Krimkrieg von 1853 bis 1856 drangen Wahrheit und Lüge direkt von der Front in die Zeitungen und Zeitschriften der Heimatländer – Wort und Bild von Elend und Tod. Es war der Beginn der Kriegsberichterstattung.
William Howard Russell telegrafierte sein Erschrecken über das Elend des Krimkriegs für die Londoner „Times“ an die Heimat. Nicht nur das Grauen des Sterbens, auch den Zynismus der Offiziere beschrieb er so eindrucksvoll, dass darüber 1855 sogar Englands Parlament stürzte. Zur selben Zeit wie Russell schiffte sich der Fotograf Roger Fenton ein, um erste Bilder vom Krieg zu machen. Seine Dokumentationen zeigten ein anderes Bild. Da seine Aufnahmetechnik lange Belichtungszeiten benötigte, konnte er keine Fotografien von Schlachten liefern. Die scheinbar heroischen Porträts der Soldaten formten daher weiterhin einen beschönigenden Eindruck. Auch wollten seine Auftraggeber keine Toten und Verletzten sehen. So lernten die Bilder lügen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Nikolaus Gelpke
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