Liebe Leserin, lieber Leser,
Not fördert Kreativität. Für diese mare-Ausgabe hatten wir ursprünglich einen Fotografen gebeten, mit einer größtmöglichen geografischen und persönlichen Vielfalt Kapitäne zu fotografieren. Doch das Virus verhinderte die Reisen. Die Lösung: Wir beauftragten nicht einen einzelnen Fotografen zu reisen, sondern baten weltweit viele unterschiedliche Fotografinnen und Fotografen, exklusiv für diese mare-Ausgabe, vor Ort einen Kapitän oder eine Kapitänin zu porträtieren. So entstand ein noch spannenderes Kaleidoskop von Menschen, die sich auf See für ein Schiff verantwortlich zeigen und deren Heimat das Meer ist, insbesondere auch aufgrund der unterschiedlichen fotografischen Handschriften. mare-Autorin Anja Rützel zeichnet in ihrem Text ein Leben, „schwankend zwischen Pathos und Bürokratie“, und ich lernte von ihr, dass Schiffsführer früher gar nicht allmächtig waren (ab Seite 94).Die auch in der mare-Redaktion herrschende Diskussion um gendergerechte Schreibweisen führten wir mit Blick auf den Titel dieser Ausgabe mit besonderer Leidenschaft. Selbst wenn wir im Heft zunächst weiterhin das generische Maskulinum verwenden, werden wir diese sprachliche Entwicklung genau beobachten und demonstrieren derweil heute unsere Sichtweise ganz plastisch: Wir zeigen und schreiben nicht nur über männliche Schiffsführer. Ganz im Gegenteil (ab Seite 114).
Wenn ein Staat seine Macht missbraucht, aus ideologischem und rassistisch geprägtem Herrschaftsdenken, denkt man dabei nicht zuerst an Dänemark. Aber auch dieses so liberale Land beging im letzten Jahrhundert Unmenschliches. Die heute 76 Jahre alte Helene Thiesen erzählte mare-Redakteur Dimitri Ladischensky für diese Ausgabe ihre erschütternde Lebensgeschichte (ab Seite 32).
Eine Erkenntnis, die ich nicht ganz freiwillig erlangte: Unser Verlagsschiff „Cape Race“ darf wegen der Pandemie bis mindestens Ende Juni nicht, wie vorgesehen, nach Spitzbergen fahren. Stattdessen bieten wir kurzfristig ab Mai einwöchige Reisen entlang der deutschen Ostseeküste an. Und beim Planen der Programme wurde mir erst richtig bewusst, wie vielfältig und aufregend diese Küste ist. Wilde Naturschutzgebiete wechseln mit weiten Sandstränden ab, Vogelkolonien, Robbenkolonien, Gespensterwälder, Boddengewässer und Schlösser, Museen und gotische Dome. Welche Vielfalt! Und dazu noch eisfrei …
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Nikolaus Gelpke
Ihre mare-Hotline in die unerforschten Weiten und Tiefen der Meere
Die Federn von Seevögeln sind ein besonders schöner Ausdruck der Natur. Zwei Präparatoren des Berliner Naturkundemuseums, Weltmeister ihres Fachs, holten die prächtigsten von ihnen für mare aus der Sammlung und sprechen über ihre Arbeit
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