Liebe Leserin, lieber Leser,
was für ein Glück! Wir saßen in 13 G, zweite Reihe, direkt vor uns waren die Sitze abgebaut worden, und an unseren Knien strichen die Models vorbei, die dort, wo zuvor die erste Sitzreihe war, durch die Ränge defilierten. Am Abend des 6. Dezember 2017 besuchten wir, ermöglicht durch die Vermittlung einer Nachbarin, mit einem etwas zwiespältigen Gefühl die Elbphilharmonie. Chanel, also Karl Lagerfeld, hatte zu der Modenschau geladen, und da waren wir nun und blickten uns etwas eingeschüchtert um. Viel Puder, aufwendige Frisuren, herablassende, scheinbar bedeutungsvolle Blicke, lange Roben, dunkle Anzüge, viele gewichtige Mienen – die Gäste. Die Models blickten ähnlich kühl, aber obschon sie meist dunkelblau gewandet waren, strahlten die Kostüme, aus der Nähe betrachtet. Marocain-Seide, Mousseline, Plissee und Perlenstickereien trafen kongenial auf Kapitänsmützen, Strickpullis, Seesäcke und Ringelhemden. Eine einzige Hommage an Coco Chanel. Und auch wenn Karl Lagerfeld in Interviews eine Reminiszenz an seine Heimatstadt Hamburg vorgab, so war hier der Ursprung, die Uridee der großen Dame von Paris, ach was, der französischen Küste zu bestaunen. Hier wurde vereint, was kaum vorstellbar zusammenpasste – Pariser Chic der zwanziger Jahre und maritimer Pragmatismus.
Coco Chanel lehnte sich gegen so viele damalige Usancen auf, lebte und arbeitete so aus sich selbst heraus wie kaum eine andere Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts. Nie folgte sie anderen, immer schritt sie voran. In ihren vielen Beziehungen zu Männern, ob als Geliebte oder als sich verzehrend Liebende, ob als Kreative, die sich um die Konventionen des prätentiösen Paris nicht scherte und sich von Fischern inspirieren ließ – das von ihr 1917 vorgestellte Ringelshirt transferierte sie vom Hafen bis in Picassos Atelier und nach Hollywood –, oder als selbstbestimmte Geschäftsfrau, die ihre eigenen Boutiquen an den Küsten eröffnete und einen Schriftzug schuf, der über 100 Jahre später noch zeitgemäß erscheint.
Auch wir schreiten voran. Ab sofort finden Sie im Buchhandel und im Shop unserer Website erstmalig unseren neuen mare-Kulturkalender 2021. Jede Woche erwartet Sie darin die hoffentlich immer wieder aufs Neue überraschende Kombination aus einem aufregenden Bildmotiv mit einem sinnvollen Gedanken.
Bleiben Sie gesund!
Nikolaus Gelpke
Ihre mare-Hotline in die unerforschten Weiten und Tiefen der Meere
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