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mare No. 165

Erscheinungsdatum: 02.08.24
ISBN: 978-3-86648-454-2
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Produktdetails

Liebe Leserin, lieber Leser,
Sehnsucht oder auch Ruhe überkommt mich, wenn ich aufs Meer blicke. Ich denke an Unendlichkeit, Frieden oder an die Freiheit, auch der Meere. Aber nie kamen mir dabei Gewinn- oder Verlustrechnungen in den Sinn, Geschäfts­berichte oder, ganz abwegig, ein Königshaus. Aber das wäre wohl an Großbritanniens Stränden angemessen. Denn was man wahrnimmt, betrachtet man die Küsten des Königreichs, ist eines der lukrativsten Gewerbegebiete (sic!) der Welt. Ob die Windkraftfelder am Horizont, das begehrte ehemalige Fischerhäuschen an der Steilküste, teure Yacht­liegeplätze, die Fische im Wasser oder der inzwischen so wertvolle Sand am Meeresgrund für die Herstellung von Beton: All dies und noch viel mehr gehört nicht irgendwem, sondern der Krone. Der Crown Estate ist eine gigantische Profitlandschaft, und 25 Prozent der Erlöse gehen direkt an das Königshaus. Und das mit guten Aussichten für die Zukunft. Denn nicht nur die Offshore-Windenergie plant enorme Zuwächse, auch der Küstentourismus boomt und mit ihm die Mieten und Grundstückspreise. Im Südwesten Englands erwirtschaften so mehr als 52 000 Hektar enorme Gewinne allein für Prinz William. Und die so profitable wie umstrittene Verpressung von CO2 im Meeresgrund, um den Klimawandel abzuschwächen, hat gerade erst begonnen.

Ab Seite 58 berichten wir über das königlich-maritime Wirtschaftsimperium. Die Reportage zeigt zudem, wie kongenial Foto­grafie und Text zusammenwirken können. Wir beauftragten die britische Fotografin Vanessa Winship, in Schwarz-Weiß die royalen Besitztümer abzulichten, und man erkennt auf den Bildern … eben die britische Küste. Erst der Text der mare-Autorin Marlies Uken erhellt die Umstände, ordnet die optischen Eindrücke anders ein.

Aber schon vor über 500 Jahren ermöglichten britische Gewässer lukrative Geschäfte. Vor allem für eine Frau. Die irische Piratenkönigin Grace O’Malley erlangte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit Überfällen auf ­engli­sche Schiffe ein Vermögen. Und als ihr Stern sank, ihre Söhne in englische Gefangenschaft gerieten, wagte sie das Unmögliche und besuchte die mächtigste Frau der Welt (Seite 34).

Mutig zeigten sich auch die Fischer der Île de Sein, ganz im Westen der Bretagne. Ihr Widerstand gegen die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg veranlasste Charles de Gaulle zu der Bemerkung: „Die Insel Sein ist ein Viertel Frankreichs.“ Warum? Das lesen Sie in dieser, wie ich finde, wieder sehr abwechslungsreichen mare-Ausgabe ab Seite 30.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Nikolaus Gelpke

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