Titel, Thesen, Experimente

Seit 25 Jahren widmet sich mare dem Schutz, der Schönheit und der reichen Kultur der Meere. Da stellt sich die Frage, was sich in dem Vierteljahrhundert in diesen Bereichen getan hat

Das Wort Meeresforschung war lange gleichbedeutend mit Abenteuer, Expeditionen und Entdeckungen. Lange  prägten einige wenige Männer das Bild des Meeresforschers – der österreichische Tierfilmer und Tauchpionier Hans Hass etwa, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit Filmen wie „Menschen unter Haien“ Begeisterung für die noch so fremde Unterwasserwelt weckte; oder der Franzose ­Jacques-Yves Cousteau, der von seinem Schiff „Calypso“ aus im Tauchboot in das unbekannte Dunkel hinabglitt und erste Schwarz-Weiß-Aufnahmen und grobkörni­ge Farbbilder von Korallen, Schwämmen und Tiefseefischen an die Meeresoberfläche, ins Fernsehen und in die Buchläden brachte. Mit seiner Wollmütze und der Pfeife im Mund wurde der hagere Mann zu einer Ikone der Meeresforschung. Eine Sensation war die Tauchfahrt des Schweizers Jacques Piccard, der 1960 mit seinem U-Boot „Trieste“ zum tiefsten Punkt der Ozeane im Marianengraben hinabsank. 

Tausende junger Menschen wollten es ihnen gleichtun und studierten in den folgenden Jahrzehnten Meeresbiologie oder Ozeanografie, um aufs Meer zu fahren, zu extremen Orten vorzustoßen und gleichfalls Neues zu entdecken. Dabei ging es bald nicht mehr nur um untermeerische Naturparadiese. Zunehmend lockten Rohstoffe aufs Meer – Erdgas- und Erdölfelder oder die mineralienreichen Manganknollen, die zu Millionen den Grund des Pazifiks bedecken. 

Die Meeresforschung professionalisierte sich vor allem in den 1980er- und 1990er-Jahren, weil viele Staaten einstiegen. Sie ließen große Forschungsschiffe bauen, um nicht zuletzt mit eigenem Gerät Bodenschätze zu explorieren. Hinzu kamen robuste Forschungseisbrecher wie die deutsche „Polarstern“ oder die vormals britische „James Clark Ross“, mit denen erstmals ein Dauerforschungsbetrieb in den Polarregionen möglich wurde. 

In den vergangenen 25 Jahren hat sich der Charakter der Meeresforschung völlig verändert. Der Mensch hat die Ozeane mit Kameras, Tauchrobotern und sensiblen Sensoren geradezu durchkämmt. Dank leis­tungsstarker Batterien können Mess­geräte heute monate- oder gar jahrelang unter Wasser Daten speichern. Weltweit lauschen Hunderte von Horchgeräten, Hydrofonen, in die Tiefe, um Rufe von Walen oder den Lärm von Schiffen aufzunehmen. Über die Ozeane driften Tausende von Hightechmessbojen, die permanent Temperatur und Salzgehalt messen. Dank dieser Technologien weiß der Mensch heute recht genau, was sich im Meer tut und wer dort lebt. Die Meeresforschung hat Inventur gemacht und den Ozean entmystifiziert. 

Vor 25 Jahren ging es zu einem großen Teil noch darum, neue Arten zu ent­decken, Ökosysteme zu verstehen oder Phänomene zu erklären. Angesichts globaler Bedrohungen wie der Klimawandel, die Erderwärmung, die Versauerung der Meere sowie das Abschmelzen des Eises auf Grönland und in der Antarktis bemühen sich Forscher heute eher um ein systemisches Verständnis der weltweiten Vorgänge. Wie speichern die Ozeane Kohlendioxid? Wie verändern sich Meeres- und Luftströmungen durch den Treibhauseffekt? Viele Expeditionen haben heute das Ziel, bessere und detailliertere Daten zu generieren, um damit mathematische Ökosystem- und Klimamodelle zu optimieren. 

Die Forscher wissen auch, dass es nicht gelingen wird, jede Pflanzen- oder Tierart vor dem Aussterben zu bewahren. Vielmehr interessiert sie die Frage, ob Meereslebensräume in Zukunft überhaupt noch grundlegende Ökosystemleistungen erfüllen können – ob beispielsweise Korallenriffe Küstenbewohnern auch in Zukunft Fisch liefern werden. Meeresforschung bedeutet heute nicht mehr unbedingt, selbst hinaus aufs Meer zu fahren, sondern aus Daten von Satelliten oder Messbojen die richtigen Schlüsse zu ziehen. 

Dies ist ein Auszug aus dem Text. Den ganzen Beitrag lesen Sie in mare No. 151. Abonnentinnen und Abonnenten lesen ihn auch hier im mare Archiv.

mare No. 151

mare No. 151April / Mai 2022

Von Tim Schröder und Jan Feindt

Zusammen mit mare feiert der Oldenburger Autor Tim Schröder, geboren 1970, in diesem Jahr sein ganz persönliches Jubiläum: Vor 25 Jahren begann sein ­Volontariat bei der „Nordwest-Zeitung“ – und damit seine Laufbahn als Journalist. Den Wandel der ­Meereswissenschaft konnte er also in Echtzeit ver­folgen.

­ Jan Feindt, Jahrgang 1975, lebt und arbeitet als frei­beruflicher Illustrator in Berlin.

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Vita Zusammen mit mare feiert der Oldenburger Autor Tim Schröder, geboren 1970, in diesem Jahr sein ganz persönliches Jubiläum: Vor 25 Jahren begann sein ­Volontariat bei der „Nordwest-Zeitung“ – und damit seine Laufbahn als Journalist. Den Wandel der ­Meereswissenschaft konnte er also in Echtzeit ver­folgen.

­ Jan Feindt, Jahrgang 1975, lebt und arbeitet als frei­beruflicher Illustrator in Berlin.
Person Von Tim Schröder und Jan Feindt
Vita Zusammen mit mare feiert der Oldenburger Autor Tim Schröder, geboren 1970, in diesem Jahr sein ganz persönliches Jubiläum: Vor 25 Jahren begann sein ­Volontariat bei der „Nordwest-Zeitung“ – und damit seine Laufbahn als Journalist. Den Wandel der ­Meereswissenschaft konnte er also in Echtzeit ver­folgen.

­ Jan Feindt, Jahrgang 1975, lebt und arbeitet als frei­beruflicher Illustrator in Berlin.
Person Von Tim Schröder und Jan Feindt