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Kunst

77 Jahre lang verschollen 
Die Staatsgalerie Stuttgart hat im September 2021 unverhofft ein wichtiges Gemälde zurückerhalten, Jan van Kessels „Fische und Muscheln am Strand“ von 1660. Das Bild war 77 Jahre lang verschollen, gestohlen während des Zweiten Weltkriegs. Das Stillleben des flämischen Malers Jan van Kessel der Ältere (1626–1679) war 1902 aus Schloss Ludwigsburg in die Staatsgalerie Stuttgart gekommen. Um die Bestände während des Kriegs zu schützen, wurden die Werke ausgelagert; van Kessels Werk gelangte gemeinsam mit anderen Gemälden in ein Pfarrhaus. Als die Mitarbeiter der Staatsgalerie die Sammlung dort 1945 begutachten wollten, war das Lager jedoch weitgehend leer geräumt.Zuletzt war das Gemälde im Besitz einer Französin – der Zweifel an der Herkunft kamen. Gemeinsam mit einem Kunstexperten und einem Anwalt suchte sie seit 2020 nach den rechtmäßigen Eigentümern, stieß auf die Staatsgalerie und ließ das Bild zurückgeben. „Über die Rückgabe des Werks freuen wir uns doppelt: Zum einen zeigt sie, welche Erfolge die international vernetzte Provenienzforschung immer wieder möglich macht“, sagt Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie. Zum anderen vervollständige das Bild nun endlich das Doppelgemälde van Kessels; beide Werke werden seit November, wie einst vom Künstler beabsichtigt, gemeinsam in einer eigenen Schau präsentiert. Laut Kuratorin Sandra-Kristin Diefenthaler waren van Kessels Kabinettstücke im 17. Jahrhundert beliebte Sammlerstücke der europäischen Fürstenhöfe. Sie seien wegen ihrer Präzision und Ästhetik geschätzt worden. mz


Geschichte

Geheimnisvolle Nazi-Fracht
An der Nordostküste von Brasilien werden seit einigen Jahren bräunlich verfärbte Pakete angespült. Die Küstenbewohner nennen das verwitterte, teils mit Krebsen übersäte Strandgut „caixas misteriosas“, zu Deutsch: „mysteriöse Kisten“. Mehr als 350 wurden schon binnen eines Monats gefunden, wie die staatliche Umweltbehörde Adema mitteilt. Die erste Kiste tauchte im Oktober 2018 auf. Jede wiegt etwa 80 Kilogramm. Ein Team von Meeresbiologen konnte nun rekonstruieren, was es mit den „caixas misteriosas“ auf sich hat. Tatsächlich handelt es sich nicht um Kisten, sondern um Kautschukballen, erklärt Ozeanograf Carlos Teixeira von der brasilianischen Universidade Federal do Ceará. Und die stammen den Untersuchungen nach vom deutschen Schiff und Blockadebrecher „Weserland“, der im Januar 1944 nach Schüssen des US-Zerstörers USS „Somers“ vor der brasilianischen Küste sank. Anlass für die Recherche waren Berichte eines Kollegen, der 2019 selbst eines der Pakete gefunden hatte. Die Forscher konnten anhand von mathematischen Modellierungen die meisten der zuerst angeschwemmten Ballen dem deutschen Blockadebrecher „Rio Grande“ zuordnen, dessen Besatzung 1944 – ebenfalls vor Brasilien – gezwungen wurde, ihr Schiff selbst zu versenken. Die neueren Ballen dagegen müssen wegen der japanischen Schriftzeichen aus Japan und damit von der „Weserland“ stammen. Blockadebrecher waren während des Zweiten Weltkriegs wichtig, um in Deutschland die Versorgung mit Kautschuk zu sichern. Er diente etwa zur Herstellung von Gummireifen. Mehrere Schiffe mit dieser Fracht verkehrten zwischen Japan und Europa. Dass die Ballen ausgerechnet jetzt angespült werden, könne an der Zersetzung des Wracks liegen – oder Wrackräuber seien am Werk, so die Forscher. Die regionale Verwaltung hat eine Hotline eingerichtet, bei der sich Finder solcher Ballen melden sollen. mz

mare No. 150

mare No. 150Februar / März 2022

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