Tourismus
Tidenkalender an Stränden
Ein Künstlerpaar aus Frankreich hat einen neuartigen Tidenkalender entwickelt. Auf einer großen, kunstvoll gestalteten Holztafel zeigen gezackte Kurven den Verlauf von Ebbe und Flut für das ganze Jahr an. Der Kalender hängt an zahlreichen Stränden in Frankreich, England und Deutschland. Badegäste können sich mit einem Blick über die Hoch- und Niedrigwasserzeiten an ihrem jeweiligen Strand informieren. Béatrice Laborde und ihr Mann Didier Burlat kamen vor einigen Jahren im Urlaub in Vietnam auf die Idee für einen solchen Kalender. Ein einheimischer Fischer hatte ihnen die Gezeiten anhand einer gezackten Kurve erklärt. Daraufhin entwickelten die beiden diese Art der Vorhersage auch für ihre Heimat Frankreich. Die nötigen Daten besorgten sie sich von Meeresinstituten. So wurden im Herbst 2016 die ersten Tidenkalender auf großen Holztafeln produziert. Der Kalender zeigt nicht nur die Uhrzeiten der Spring- und Nipptiden an, er macht auch die Tidenunterschiede und den Einfluss des Mondes durch die wellenförmige Grafik deutlich. Für Frankreich gibt es außerdem einen Koeffizienten für den Gezeitenunterschied. Ist dieser besonders hoch – immer nach Voll- und Neumond –, ist er in der Grafik gelb markiert. An der französischen Atlantikküste gibt es den Kalender bereits für 15 Orte. Für Deutschland und England fand das französische Paar eine deutsche Partnerin, die Seglerin Anja Kamradt. Sie produzierte den Kalender für Hamburg-St. Pauli, Büsum, St. Peter-Ording, Westerland und Kampen sowie für Salcombe und Newquay in England. Die Daten für die deutschen Orte stammen vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Dort werden die Wasserpegel seit 19 Jahren ermittelt und für das folgende Jahr prognostiziert. Was man dem neuen Tidenkalender nicht entnehmen kann, ist das tägliche Wetter.
Dieses beeinflusst erheblich den Pegel des Meeres. Für exakte Vorhersagen müssten vor allem Wind und Luftdruck berücksichtigt werden. Kamradt: „Der Tidenkalender ist definitiv nicht zur Navigation für Segler geeignet, zum Planen für den Strandspaziergang reicht es aber schon.“ lb
Ernährung
Drogen in Lachsen gefunden
Lachse sind trotz ihres hohen Anteils an Omega-3-Fettsäuren möglicherweise weniger gesund als gedacht. Forscher der National Oceanic and Atmospheric Administration, der Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA, haben Spuren von Kokain, Antidepressiva sowie Schmerz- und Beruhigungsmitteln im Gewebe junger Wildlachse gefunden, insgesamt 81 Substanzen. Das berichtete die Tageszeitung „Seattle Times“ erstmals 2016. Die Fische stammen aus dem Puget Sound, einer weitverzweigten Meeresbucht bei Seattle im Nordwesten des US-Bundesstaats Washington. Ursache für die Rückstände im Lachs könnte das Abwasser sein, das aus rund 100 Klärwerken in den Puget Sound fließt. Es ist ebenfalls schon mit Substanzen wie Opioiden, Blutverdünnern, Koffein, Nikotin und Antibiotika versetzt. „Die Konzentrationen im Abwasser waren höher als erwartet. Wir haben die Gewebeproben der Lachse auf 150 Stoffe untersucht, 61 Prozent davon fanden wir auch im Abwasser. Daher wissen wir, dass diese Stoffe in die Flussmündungen gelangen“, sagt Jim Meador, Umwelttoxikologe am Northwest Fisheries Science Center in Seattle. Die Abwasserbehörde der Stadt betont, dass die Klärwerke das Wasser bestmöglich reinigen, aber nicht alles entfernt werden könne. Überraschenderweise wurden auch Fische im Mündungsbereich des Nisqually River positiv getestet. Dieses Gewässer hat keine Verbindung zum kommunalen Abwassersystem. „Das ist eigentlich unser Referenzgewässer, das absolut sauber sein sollte“,so Meador. Auch andere Gewässer sind betroffen. 2016 haben Chemiker der Montrealer McGill University im Grand River in der kanadischen Provinz Ontario ebenfalls Rückstände von Medikamenten und Drogen gefunden. mz
Politik
Fürstentum der Klugen
Vor einigen Jahren ernannte er sich selbst zum Staatsoberhaupt einer unbewohnten Pazifikinsel. Nun sucht der bulgarische Geschäftsmann Vladimir Balanov
intelligente Bürger für sein Reich. Dies erklärte der selbst ernannte Fürst von „New Atlantis“ kürzlich im bulgarischen TV-Sender Kanal 3. Vor allem Mitgliedern von Mensa, dem internationalen Verein der Hochbegabten, wolle er bevorzugt die Staatsangehörigkeit verleihen und Privilegien einräumen. Balanov bezeichnet seit Sommer 2013 eine 27 Quadratkilometer große Insel, die er „New Atlantis“ nennt, als sein Eigentum. Das Eiland hatte sich nach einem submarinen Vulkanausbruch im Sommer 2012 etwa 1000 Kilometer nördlich von Neuseeland gebildet. Nasa-Satelliten waren damals auf die neue Insel aufmerksam geworden. Wenig später machten sich australische und amerikanische Forscher auf den Weg dorthin, um Gesteinsproben zu nehmen. Laut Angaben von Balanov sei es keinem von ihnen eingefallen, einen Eigentumsanspruch auf die Insel zu erheben. Auch Neuseeland oder ein anderes Land hat seiner Ansicht nach einen solchen nicht gestellt, da die Insel außerhalb deren Hoheitsgewässern entstanden ist. Balanov beriet sich mit einem bulgarischen Völker- und Seerechtler und schickte eine eigene Expedition zur Insel. Dort ließ er einen Wimpel aufstellen, um nun selbst einen solchen Eigentumsanspruch zu erheben. Sein Ziel sei es gewesen, die Insel dem bulgarischen Staat und damit der Europäischen Union zur Gebietserweiterung zu schenken, so Balanov. Weil Sofia kein Interesse zeigte, gründete er am 22. Mai 2015 seine eigene Monarchie, in der mittlerweile der Vorsitzende von Mensa in Bulgarien, Hristo Radkov, den Posten des stellvertretenden Ministerpräsidenten innehat. Am 15. Juli 2017 erklärte das Fürstentum „New Atlantis“ seine Absicht, der 1994 in Kraft getretenen UN-Klimarahmenkonvention beizutreten. Fürst Balanov plant nicht, die Insel zu besiedeln. Die Staatsbürger sollen vielmehr eine virtuelle Community bilden. Balanov sucht nun nach Investoren, die daran interessiert sind, Rohstoffe wie Öl und Gas in den Gewässern vor „New Atlantis“ zu fördern. fs
Bildung
Meeresforscher für einen Tag
Touristen können seit einiger Zeit am Great Barrier Reef in Australien ein eintägiges Praktikum absolvieren. Als „Marine Biologist for a day“ gehen sie gemeinsam mit einem Meeresbiologen auf Schnorcheltour und notieren ihre Beobachtungen und Funde auf einer Unterwasserschreibtafel. Der Ökotourismusanbieter Sunlover Reef Cruises hat das Projekt gemeinsam mit dem Chefbiologen der Great Barrier Reef Marine Park Authority entwickelt. „Kleine Gruppen von zehn bis 40 Touristen verbringen einen Tag mit einem Wissenschaftler. Die gesammelten Daten werden an die Park Authority weitergeleitet und im Rahmen des ‚Eye on the Reef‘-Programms ausgewertet“, erklärt Marcus Brady von Sunlover Reef Cruises. Die Forscher sind meist Studierende an den umliegenden Universitäten. Über die „Eye on the Reef“-App kann jeder Besucher auch eigene Fotos hochladen. „Die Meeresbehörde hofft, mithilfe der Touristen mehr Daten über den Zustand des sensiblen Riffes gewinnen zu können“, sagt Brady. „So können Reisende einen kleinen Beitrag leisten, einen der größten lebenden Organismen der Welt zu bewahren.“ Die Tagestour kostet umgerechnet 177 Euro, der Katamaran legt täglich in Cairns ab. Eine starke Korallenbleiche hatte in diesem und im vergangenen Jahr zwei Drittel des Great Barrier Reef stark geschädigt. mz
Meeresbiologie
Künstliches Seegras
Forscher der TU Braunschweig, der Hochschule Hannover und der Leibniz-Universität Hannover wollen mithilfe von künstlichem Seegras das an deutschen Küsten rar gewordene natürliche Seegras wieder ansiedeln. Bei dem Projekt „SeaArt“ soll biologisch abbaubares künstliches Seegras in den Meeresboden eingepflanzt werden und neu ausgebrachten, natürlichen Seegraspflanzen ideale Wachstumsbedingungen liefern. Sobald das natürliche Seegras kräftig genug und stabil im Boden verankert ist, soll sich das künstliche Seegras komplett biologisch abbauen. Seegraswiesen haben für das Ökosystem vor allem des küstennahen Meeres eine große Bedeutung. Da sie Strömungsgeschwindigkeit und Wellenstärke mindern, kommt ihnen bei Sturmfluten und im Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle zu. Sie erhöhen die Lichtdurchlässigkeit des Wassers, da weniger Sediment vom Meeresboden aufgewirbelt wird, wodurch sich die Wachstumsbedingungen für Seegras weiter verbessern. Zudem bieten sie Fischen und anderen Meeresbewohnern einen Rückzugsraum, um ihren Nachwuchs zwischen den Halmen abzulegen. Aus welchem Material das künstliche Seegras hergestellt wird, wollen die Forscher gemeinsam mit der Firma Soiltec aus Achim in den kommenden Monaten erkunden. „Es muss zu 100 Prozent biologisch abbaubar sein, denn wir wollen die Meere nicht mit weiterem Plastik belasten“, sagt Geoökologin Maike Paul von der TU Braunschweig, die das Projekt leitet. Eine erste Messreihe im vergangenen Sommer, bei der die Forscher die Bedürfnisse natürlicher Seegraswiesen in der Lübecker Bucht untersuchten, sei vielversprechend gewesen, so Paul. Bis 2020 soll das Projekt laufen. Die Kosten von 1,1 Millionen Euro übernimmt Niedersachsens Ministerium für Wissenschaft und Kultur. fo
Start-up
Badesandalen aus Algen
Stephen Mayfield, Biologe an der University of California in San Diego, hat zusammen mit einem Team aus Studenten Badesandalen entwickelt, die komplett aus biologisch abbaubaren Algen bestehen. Damit will die Forschergruppe zur Reduzierung von Müll in den Meeren beitragen. „Jedes Jahr werden ungefähr drei Milliarden Flip-Flops hergestellt“, sagt Mayfield. „Es ist der Schuh Nummer eins in Indien, in China und in Afrika.“ Die Schlappen sind Massenware – und genau das ist das Problem, da sie meist aus Kunststoffen auf Erdölbasis hergestellt sind. „Tatsächlich wird ein großer Teil der Verschmutzung der Meere von Dingen wie diesen verursacht. Sie werden weggeworfen, von Flüssen fortgespült und landen so im Meer, wo sie Teil des Müllteppichs werden.“ Das Forscherteam hat bereits einen Prototyp aus Algenöl hergestellt. Läuft alles wie geplant, soll der erneuerbare Schuh 2018 unter dem Namen Triton Flip-Flops auf den Markt kommen. Mayfield und seine Mitstreiter, die zuvor bereits Surfbretter aus Algenschaum herstellten, gründeten für ihr Vorhaben eigens ein Start-up namens Algenesis Materials. Es gebe im Prinzip unendlich viele Möglichkeiten, aus Algen Produkte zu entwickeln, so Mayfield. „Alles, was wir aus Erdöl herstellen können, können wir letztlich auch aus Algen herstellen.“ wal
Technik
Drohne für Unterwasservideo
Im Sommer kommt iBubble auf den Markt, eine autonome Tauchdrohne mit eingebauter Kamera, die laut Entwickler sensationelle Unterwasseraufnahmen macht. Die Idee für das Gerät, das aussieht wie ein gelbes Mini-U-Boot, stammt von Tauchern aus Frankreich. „Wir lieben die blaue Tiefe und sind gleichzeitig technikbegeistert. Eine solche Unterwasserdrohne wurde noch nie vorher entwickelt. Wir sind Pioniere“, sagt Théo Cartereau, Marketingmanager von iBubble. Erste Prototypen wurden vor einiger Zeit der Fachpresse vorgeführt, die teilweise euphorisch reagierte. Das Magazin „Tauchen“ spricht gar von einer „Revolution“ im Bereich der Unterwasservideos, wenn iBubble halte, was es verspreche. Die gelbe Drohne mit einer Actioncam unter einer Plexiglaskuppel soll bis auf 70 Meter Tiefe tauchen können, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 3,5 Stundenkilometern. Der Akku hält etwa eine Stunde. Die Drohne ist über einen Sender im Armband des Tauchers verbunden. Der Clou dabei ist der autonome Modus des Geräts: Die Drohne erkennt den Taucher und folgt ihm vollständig autonom durch die Unterwasserwelt. Entfernt sie sich zu weit vom Sender, etwa wenn sie in eine starke Strömung gerät, steigt sie automatisch an die Oberfläche. Im Unterschied zu anderen Unterwasserdrohnen, die vor allem zu militärischen Zwecken entwickelt wurden, richtet sich iBubble an zivile Nutzer. „Die Zielgruppe ist groß“, sagt Cartereau. „Freizeittaucher, Betreiber von Tauchschulen, Unterwasserfotografen und Hotelmanager sind interessiert.“ 400 Vorbestellungen aus aller Welt seien bereits eingegangen. mz
Schifffahrt
Schiffslack macht unsichtbar
Forscher des Chemiekonzerns Evonik haben nach eigenen Angaben einen Schiffsanstrich entwickelt, der effizient gegen Biofouling wirkt und zugleich umweltfreundlich ist. Beim Biofouling siedeln sich Organismen wie Algen und Muscheln an den Schiffswänden an und zerstören die glatte Oberfläche. Das führt zu höherem Reibungswiderstand und damit zu höherem Treibstoffverbrauch der Schiffe. „Die Zeit ist reif für einen biozidfreien, also komplett ungiftigen Lack auf Schiffsrümpfen“, erklärt Katrin Roland vom Antifoulingteam bei Evonik. „Evoniks Beitrag zu diesem Lack ist ein polymeres Bindemittel: Es funktioniert wie eine Tarnkappe“, sagt Roland. Die Idee: Die Oberfläche des Schiffsrumpfs wird für Kleinstlebewesen unsichtbar – so siedeln sie sich gar nicht erst an. Wird der Lack aufgetragen, wechseln sich wasserabweisende und wasseranziehende Bereiche ab. Für die Mikroorganismen sehen die wasseranziehenden Regionen aus wie Wasser – sie halten sich fern. Der Wechsel mit den wasserabweisenden Bereichen verwirrt sie zusätzlich, weil sie die Oberfläche nicht mehr zweifelsfrei erkennen können. Haften sie dennoch an, werden sie von der extrem glatten Lackfläche bald abgespült. Das Bindemittel wurde auf beschichteten Platten bereits erfolgreich in der Nordsee getestet. mz
Vor 40 Jahren
Der Tanker „Amoco Cadiz“ verursacht Ölpest
Der Öltanker „Amoco Cadiz“ ist am 16. März 1978 auf dem Weg vom Persischen Golf nach Rotterdam. Als er um 9.45 Uhr die westliche Spitze der Bretagne passiert, fällt die Ruderanlage aus. Es herrscht Windstärke sieben, der Wind nimmt deutlich zu, die Strömung drückt das Schiff Richtung Land, das nur 24 Kilometer entfernt ist. Doch der Kapitän setzt keinen Notruf ab – er versucht zunächst, die Ruderanlage reparieren zu lassen. Gegen 11.20 Uhr sieht er ein, dass dies nicht gelingen wird. Der Hamburger Hochseeschlepper „Pacific“, der im Hafen von Brest für solche Fälle stationiert ist, wird herbeigerufen. Der Kapitän der „Pacific“ versucht die „Amoco Cadiz“ so zu drehen, dass sie sich aus eigener Kraft von der Küste entfernen kann, auf die sie immer weiter zutreibt. Doch die Maschinen der „Pacific“ sind zu schwach, schließlich reißt auch noch die 800 Meter lange Schlepptrosse. Kurz nach 21 Uhr kracht der Tanker schließlich gegen die Felsen, nachdem man die Mannschaft zuvor per Hubschrauber evakuiert hat. Wenig später bricht das Schiff in drei Teile auseinander und sinkt. Mehr als 220 000 Tonnen Rohöl gelangen ins Meer. Die Küste wird auf einer Länge von mehr als 350 Kilometern verschmutzt. Zum ersten Mal erleben Fernsehzuschauer eine Ölpest hautnah mit. Die Bilder von verendenden Seevögeln gehen um die Welt. Die Menschheit glaubt, dass sich die Umwelt jahrelang nicht davon erholen wird. Doch es kommt anders. Bakterien, die sich im relativ warmen Gewässer vor der Küste der Bretagne besonders wohl fühlen, zersetzen das Öl binnen kurzer Zeit. Forscher, die heute nahe der Unglücksstelle nach Ölresten suchen, finden klares Wasser und saubere Strände vor. Die Natur hat sich selbst gereinigt. fk
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