Wetterballons gefährden antarktische Wale
Jährlich werden mehr als 9000 Wetterballons mit einem Durchmesser von zwei bis hundert Metern im Bereich der Antarktis gestartet. Diese aus Polyethylen oder Neopren gefertigten Ballons, deren Lebensdauer in der Umwelt auf mehr als 400 Jahre geschätzt wird, können eine Bedrohung für Wale, Robben und andere Meerestiere darstellen. Zu diesem Schluß kommt Gerald K. Eddlemon vom amerikanischen Oak Ridge National Laboratory. Es ist seit langem bekannt, daß die Ballons, wenn sie letztlich auf das Meer zurücksinken, wie andere Plastikteile Meerestiere dadurch schädigen können, daß sich die Tiere in ihnen verfangen oder sie das Plastik irrtümlich fressen und daran ersticken. Unter Einbeziehung der Häufigkeit von Ballonstarts, Ballongröße sowie der Populationsdichte und Schwimmgeschwindigkeit der Wale errechnete Eddlemon nun die Wahrscheinlichkeit, mit der Wale auf niedergegangene Wetterballons treffen. Auch wenn er aufgrund weniger vorliegender Daten eher zurückhaltende Berechnungen anstellte, ist die Häufigkeit von Wal-Ballon-Zusammenstößen mit etwa 1000 pro Jahr erstaunlich hoch – in Anbetracht eines geschätzten Bestandes an Blauwalen von 1000 bis 10000 Tieren. „Das Modell zeigt einen beachtlichen Verlust dieser bedrohten Tiere durch die Wetterballons“, sagt Eddlemon, doch die Schlüsselfrage sei, wie die Wale tatsächlich auf ein Zusammentreffen mit den Ballons reagierten. Auf der Jahrestagung der Ecological Society of America in Albuquerque in New Mexico setzte sich Eddlemon im August daher dafür ein, schneller abbaubare Materialen für die Ballons zu verwenden und vermehrt Satellitendaten zur Wetterbeobachtung heranzuziehen. sam
Neue Wurmart im Methaneis des Golfs von Mexiko entdeckt
Während wir über Leben auf anderen Planeten spekulieren, entdeckten Forscher eine neue Lebensform im Methaneis am Grund des Golfs von Mexiko. Im Juli fand Charles Fisher, Tiefseebiologe der Pennsylvania State University, etwa 240 Kilometer südlich von New Orleans in einer Tiefe von 700 Metern Eiskegel, die mit zwei bis fünf Zentimeter großen, rosaweißen Würmern bedeckt waren. Diese offenbar neue Art gehört zu den Borstenwürmern (Polychaeta). Ein hämoglobinähnliches Blutmolekül gibt den Tieren einen rosa Schein. Methaneis ist ein Gashydrat, eine feste, kristalline Struktur aus Wasser, Methan und anderen Kohlenwasserstoffen. Es bildet sich nur bei niedrigen Temperaturen unter hohem Druck, meist innerhalb des Meeressedimentes, in den obersten Schichten des Meeresgrundes. Der Golf von Mexiko ist eine der wenigen Stellen, an denen Eiskegel von Zeit zu Zeit aus der Sedimentoberfläche aufsteigen. „Der Eiskegel sah aus wie ein Bienenstock, in jeder Wabe ein Wurm“, berichtet Fisher von seiner Tauchfahrt, bei der er auch einige Tiere in einer Druckkammer lebend an Bord des Forschungsschiffes bringen konnte, die nun im Labor weiter untersucht werden. Sehr wahrscheinlich leben die Würmer von der im Methaneis gespeicherten Energie – direkt aufnehmen können sie sie aber nicht. Wie andere Organismen, die in Extrembiotopen wie beispielsweise den heißen Quellen leben, benötigen sie als Vermittler Bakterien, die aus den Kohlenwasserstoffen eigene Biomasse aufbauen können. Noch ist unklar, ob die Würmer den Bakterienrasen auf dem Methaneis abgrasen oder symbiotisch mit Bakterien leben, wie es bei den Tieren der heißen Quellen nachgewiesen wurde. Eine weitere Frage ist, ob die Würmer sogenannte Opportunisten sind, die das Methaneis nach dem Durchbruch durch die Sedimentoberfläche besiedeln, oder auf und in dem Hydrat leben, wenn es sich im Sediment bildet. „Wir fanden Würmer auf einem Eiskegel, der gerade durch das Sediment gebrochen war. Und es waren ausgewachsene Würmer. Dies deutet darauf hin, daß sie in dem Eis lebten, bevor es aus dem Sediment brach“, weiß Fisher zu berichten. Nicht nur die Biologen sind an den Eiswürmern interessiert. Die Gashydrate stellen ein großes Potential natürlicher Gasressourcen dar, und es erhebt sich die Frage, ob und in welchem Umfang die Würmer durch ihre Bohrgänge durchs Eis die zukünftige Energiequelle „geschädigt“ haben. sam
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