Mit dem Schiff bergauf

Findige Köpfe erdachten in der Antike einen Landweg für Schiffe über den Isthmus von Korinth. Die Überreste sind rar

Ungeduldig läuft der spartanische Nauarch Astyochos (um 440 bis 411 v. Chr.) über das Deck seines Schiffs. Noch immer ist kein Bote eingetroffen, noch immer kann er keine Befehle geben. 20 Jahre nach Beginn des Peloponnesischen Kriegs (431 bis 404 v. Chr.) ist die Lage zudem unübersichtlicher denn je.

Der Attische Seebund unter Führung Athens hat an Macht und Einfluss ver­loren, auch wenn seine Flotte noch immer die Ägäis beherrscht. Der Peloponnesische Bund wiederum unter der Führung Spartas paktiert seit 412 v. Chr. sogar mit dem Perserreich, dem mächtigen Gegenspieler der griechischen Stadtstaaten. Eine Entscheidungsschlacht ist nicht in Sicht. Zahlreiche kleinere militärische Opera­tionen bestimmen das Kriegsgeschehen, vor allem an der Küste Kleinasiens. Dort und auf den vorgelagerten Inseln wenden sich vermehrt Städte von Athen ab und bieten den Spartanern immer wieder Gelegenheit zur Intervention. Im Lauf des Jahres 412 v. Chr. können zwei spartanische Gesandte die Bürger der Insel Chios zum Verlassen des Attischen Seebunds überreden. Von dort aus soll die Revolte auf die umliegenden Inseln und auf die ionische Küste Kleinasiens weitergetragen werden.

Endlich trifft der Bote ein. Astyochos erfährt, dass der attische Admiral Strombichides (um 450 bis 404 v. Chr.) mit acht Schiffen von Athen unterwegs ist, um die Revolte zu beenden. Er hat einen beachtlichen Vorsprung, zumal die Schiffe des Nauarchen, des spartanischen Oberbefehlshabers, im Golf von Korinth vor Anker liegen. Um in den Kampf eingreifen zu können, müsste Astyochos eigentlich die peloponnesische Halbinsel umschiffen – eine riskante Reise von vielen Tagen ohne gute Aussichten auf einen militärischen Erfolg.

Astyochos aber nutzt eine andere Möglichkeit, um seine Chance zu wahren, doch noch halbwegs rechtzeitig Chios zu erreichen. Denn unweit des Ankerplatzes beginnt der Diolkos, der Schiffskarrenweg über den Isthmus von Korinth, auch Schiffsschleppbahn genannt. An dieser Stelle trennen nur rund sieben Kilometer Festland den Korinthischen vom Saronischen Golf. Astyochos lässt also umgehend seine Schiffe über den Diolkos ziehen. Der taktische Coup gelingt, die spartanische Flotte taucht 411 v. Chr. unvermittelt vor Chios auf.

Der Isthmus von Korinth war lange Zeit ein Hindernis für die antike Seefahrt, denn wer vom Ionischen Meer in die Ägäis wollte, der musste die Halbinsel Peloponnes umfahren. Die Route entlang der Küste war gefürchtet. Stürme und Klippen forderten viele Opfer. Vor allem Kap Malea, die Südspitze der Lakonischen Halbinsel, galt als gefährlich. Auch der mythische Odysseus hatte hier seine Probleme und landete nach einem heftigen Sturm im Land der Lotosesser.

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mare No. 146

mare No. 146Juni / Juli 2021

Von Bernd Flessner

Bernd Flessner, Jahrgang 1957, ist Zukunftsforscher an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und arbeitet als Publizist und Schriftsteller., Jahrgang 1957, ist Zukunftsforscher an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und arbeitet als Publizist und Schriftsteller.

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Vita Bernd Flessner, Jahrgang 1957, ist Zukunftsforscher an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und arbeitet als Publizist und Schriftsteller., Jahrgang 1957, ist Zukunftsforscher an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und arbeitet als Publizist und Schriftsteller.
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Vita Bernd Flessner, Jahrgang 1957, ist Zukunftsforscher an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und arbeitet als Publizist und Schriftsteller., Jahrgang 1957, ist Zukunftsforscher an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und arbeitet als Publizist und Schriftsteller.
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