Nach zehn Jahren Vatersein und zwei Jahren Pandemie habe ich es verlernt, gesellig zu sein. Dabei war ich früher sehr gesellig. Ich lud zu Partys ein, die besser waren als die vom großen Gatsby, spielte in einer Coverband und unterhielt sogar einen eigenen Literatursalon mit lesebegeisterten Freunden.
Vorbei. Heute bin ich auf dem besten Weg, ein grimmiger alter Mann zu werden. Um das zu vermeiden, hatte ich mir selbst eine Wiedereingliederungsmaßnahme verordnet. Die sah vor, eine Veranstaltung zu besuchen, bei der ich mal wieder unter Leute komme. Kein Massenevent mit Omikron-Garantie. Ich brauchte irgendetwas Nettes, Kleines, das mich nach so langer Abstinenz nicht gleich überforderte. Meine Wahl fiel auf das Hooger Biikebrennen, einen alten Brauch, mit dem die Hooger einst ihre Walfänger verabschiedeten.
Doch was soll ich sagen: Bedauerlicherweise ist meine Wiedereingliederungsmaßnahme ins Wasser gefallen, buchstäblich. Denn am Morgen des geplanten Biikebrennens, am 21. Februar 2022 gegen 4.30 Uhr, trat die Nordsee über den Deich und flutete die Hallig. Das bedeutete: Land unter.
Statt mit meinen Hooger Freunden am wärmenden Feuer dünnen Schwarztee mit Aquavit („Teepunsch“) zu trinken, saß ich nun fest. Von der Nordsee in Quarantäne geschickt. Man kann jetzt nicht sagen, dass dies ein besonderes Ereignis ist. Etwa zehnmal im Jahr überschwemmt die Nordsee Hallig Hooge und lässt nur noch die Warften aus dem Wasser ragen. Das passiert in der Regel dann, wenn Springflut und auflandige Winde zusammentreffen. Die Bewohner nehmen es mit einem Achselzucken zur Kenntnis. Es sei halt „lästig“, weil man nicht zum Edeka auf der Hanswarft gehen könne, sagt Hans Joachim Kühn, gebürtiger Hooger und pensionierter Archäologe. Zu mehr Emotionen lässt sich bei Land unter kaum jemand hinreißen.
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Jan Keith, Jahrgang 1971. Studium der Politikwissenschaft, Japanologie und Geografie in Bonn, Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München. Bevor er im August 2008 zu mare kam, arbeitete er als Redakteur und Autor bei der Financial Times Deutschland.
| Lieferstatus | Lieferbar |
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| Vita | Jan Keith, Jahrgang 1971. Studium der Politikwissenschaft, Japanologie und Geografie in Bonn, Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München. Bevor er im August 2008 zu mare kam, arbeitete er als Redakteur und Autor bei der Financial Times Deutschland. |
| Person | Von Jan Keith |
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| Vita | Jan Keith, Jahrgang 1971. Studium der Politikwissenschaft, Japanologie und Geografie in Bonn, Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München. Bevor er im August 2008 zu mare kam, arbeitete er als Redakteur und Autor bei der Financial Times Deutschland. |
| Person | Von Jan Keith |