Leser fragen mare

Ihre mare-Hotline in die unerforschten Weiten und Tiefen der Meere

Ist es unter Wasser laut oder leise?
Robert Schmidt, z. Zt. Menton, Frankreich

Wer schon einmal geschnorchelt ist, kennt das: Unter Wasser klingt alles gedämpft. Da liegt die Ver­mu­tung nahe, dass es dort immer ganz ruhig ist. Doch durch den Men­schen wird es in den Weltmeeren immer lauter. Mit Schallkanonen, die doppelt so laut sind wie ein Martinshorn, wird nach Öl- und Gasvorkommen gesucht. Auch Schiffsverkehr, Spreng- und Bauarbeiten und Militärsonare können Auswirkungen auf die Lebewesen im Meer haben. Wale und Delfine hören im Vergleich zu anderen Meeresbewohnern beson­ders gut. Walgesänge werden über Tausende Kilometer zur Kommu­ni­ka­tion eingesetzt. Delfine hören drei­dimen­sional mit einer Art Dop­pel­sonar. Beide profitieren nor­maler­wei­se davon, dass Wasser ein aus­ge­zeich­netes Übertragungsmedium für Schall ist. Die unnatürliche Ge­räuschkulisse führt jedoch dazu, dass die Meeressäuger sich nicht mehr richtig orientieren können, keine Nahrung mehr finden und nicht mehr mit Artgenossen kommunizieren können. Besonders laute Ge­räu­sche können zu Panik, Flucht und sogar zu körperlichen Schäden füh­ren – Walstrandungen sind dann die Folge. Aber es gibt nicht nur men­schen­gemachten Lärm im Ozean. Tatsächlich lebt das lauteste Tier, das es auf der Erde gibt, im Meer. Der Pistolen- oder Knallkrebs erzeugt mit einer spe­ziellen Schere eine luftgefüllte Blase, die mit bis zu 250 Dezibel im­plodiert. Beute setzt er damit schlagartig außer Gefecht, und seine Fein­de bleiben auch auf Abstand.


Sind die Weltkriegsaltlasten in Nord- und Ostsee gefährlich?
Detlef Thiessen, Hamburg

Für Menschen kann eine Gefahr durch Kampfmittel im Meer ent­weder von einer Explosion oder vom Austritt der enthaltenen Stoffe aus­gehen. Durch Explosionen sind jene Menschen gefährdet, die Arbeiten am Meeresboden, etwa beim Bau von Windrädern, erledigen. Da Munition überall in Nord- und Ostsee verteilt liegt, wird das Gelände vor solchen Arbeiten durchsucht und etwaige Funde geborgen, um die Gefahr zu bannen. Das hierbei eingesetzte Per­sonal ist berufsbedingt stärker ge­fähr­det. „Der Schiffsverkehr gilt jedoch als sicher, da für spon­ta­ne Explosionen, die ohne phy­si­kalische Einflüsse auf die Munition stattfinden, ein Nachweis fehlt“, erklärt Torsten Frey vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozean­forschung Kiel. Da die Altlasten im Salzwasser durchrosten, kommt es allerdings zum Austritt von Gefahrstoffen. Diese können sich in Meereslebewesen ansammeln, die ­wegen der krebserregenden Stoffe Tumore bil­den. Meeresfrüchte, die direkt aus Munitionsversenkungsgebieten stammen, soll­ten daher nicht gegessen werden. Ob der Verzehr von Fisch aus Nord- und Ost­see und das ­Baden in den Meeren gene­rell bedenklich ist, kann letztlich nur durch ein dauerhaftes Monitoringprogramm geklärt werden.


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mare No. 139

mare No. 139April / Mai 2020

MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen

Ihre maritimen Fragen können Sie per Telefon (0800/218 218 2, gebührenfrei) oder E-Mail (wat@mare.de) stellen. Es antworten Ihnen Jana Stone und Ulrike Prange von MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen.

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