Im Kielwasser

Das Beste zum Schluss

Sieben Masten brachten kein Glück

Der Gaffelschoner „Thomas W. Lawson“ war ein bemerkenswertes Schiff. Nicht nur, weil er der einzige je gebaute Siebenmaster war. Auch der Weltrekord, mit 117,4 Metern das längste aller Segelschiffe zu sein, reicht nicht aus, um das Stahlschiff hinreichend zu würdigen. Konstrukteur war B. B. Croninshield, ein Spezialist für Rennyachten. Namensgeber war ein steinreicher Schiffsliebhaber aus Boston. Genützt hat beides nicht, die „Lawson“ war ein ausgesprochen schlechter Segler. Überliefert ist das Urteil, sie sei zu manövrieren wie ein gestrandeter Wal. Das Problem des Riesenseglers, der 1902 in Quincy nahe Boston vom Stapel lief, um bis zu 9000 Tonnen Kohle an der Ostküste der USA zu verteilen, war sein klobiger Rumpf. Selbst die 4000 Quadratmeter Segelfläche reichten nicht, das vollbeladene Schiff einigermaßen flott zu segeln.

Nur vier Jahre ärgerte sich die Reederei Coastwise Transportation Co. aus Boston über die Fehlkonstruktion, dann rüstete sie den lahmen Giganten zu einem Öltanker um und vercharterte ihn an die Anglo-American Oil Co. In der Nacht des 13. Dezember 1907 geriet das Schiff vor den englischen Scilly-Inseln in einen Sturm, und der Kapitän ließ vor Anker gehen. Doch die Ankerkette riss, und das Schiff zerschellte an den Felsen. Nur einer von 16 Mann Besatzung überlebte. Das Wrack liegt 17 Meter tief und ist ein beliebtes Ziel für Taucher. hw


Segel – das Maß aller Winde

Eigentlich könnte man ja die Geschwindigkeit des Windes messen und danach die jeweilige Windstärke bestimmen. Doch der gerade Weg ist nicht immer der beste, in der Seefahrt schon gar nicht. Heute wird die Windstärke anhand der Wellenhöhe auf dem Meer bestimmt, früher war entscheidend, wie viele Segel zu setzen angemessen sei. Erfunden wurde die dafür grundlegende Skala von einem Iren mit französischem Namen in der britischen Marine: Francis Beaufort. 1774 geboren, im Alter von 13 Jahren der Royal Navy beigetreten, hatte er bis 1806 so viel Segelerfahrung gesammelt, dass er eine 13-stufige Windskala (von null bis zwölf) aufstellen konnte, die jede Stufe nach der dafür optimalen Segelführung bestimmte. Stärke zwei zum Beispiel definierte ein Lüftchen, in dem: „Alle Segel gesetzt“ werden können. Für „acht“ galt aber bereits: „alle Segel außer Oberbramsegel, Royal und Bramsegel, Obermarssegel gerefft“. Die Skala der Windstärke war somit indirekt auch eine Skala der Schneidigkeit der Kapitäne: Wer bei „acht“ vor Kap Horn mit gerefftem Obermarssegel gesichtet wurde, war ein Hasenfuß, wer dagegen auch das Untermarssegel noch gesetzt hatte, ein Draufgänger. Bei Stärke zwölf aber hatte nur noch der Teufel die Lappen am Mast, für alle anderen galt bei dieser Orkanstärke: „Schiff treibt vor Topp und Takel“, was soviel heißt wie: Alle Segel bergen, hoffen und beten. Offiziell anerkannt wurde die Tabelle erst 1838. Ab 1919 dann waren nicht mehr die Takelagen Grundlage zur Windstärkenbestimmung, sondern Höhe und Ausprägung der Wellen. ulk


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mare No. 20

No. 20Juni / Juli 2000

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