Im Kielwasser

Das Beste zum Schluss

Ganzkörpermusik

Eine ganz besondere Akustik wollte der US-Amerikaner Bill Becker einem Wassermusik-Spektakel verleihen. 1984 wurde der Radio-Journalist schließlich vor Florida fündig – unter Wasser. Am Looe Key Riff, acht Kilometer vor der Küste und rund 50 Kilometer nördlich von Key West, hängte er von Booten große, wasserdichte Lautsprecher in die See und lädt nun alljährlich zum sechsstündigen „Underwater Music Festival“. Das Programm ist nahe liegend: Gespielt werden maritime Klassiker wie der Beatles-Song „Yellow Submarine“ und Händels „Wassermusik“, aber auch Jethro Tulls „Aqualung“. Doch mehr als das Programm zählt das Klangerlebnis im Reich der Stille, das Becker „ätherisch“ nennt: „Du hörst die Musik nicht nur mit deinen Ohren, Du spürst sie am ganzen Körper. Der Klang ist einfach überall!“ Für diesen tiefen Eindruck können die Konzertbesucher für 40 Dollar eine Ausrüstung ausleihen und auf den Grund abtauchen, wo eine treffliche Kulisse auf sie wartet: In acht Metern Tiefe liegen hier die Reste der britischen Fregatte „Looe“, die 1744 sank und dem Korallenriff seinen Namen gab. Oberflächliche Schnorchler haben freien „Eintritt“. Im Juli dieses Jahres, bei der 16. Auflage von Beckers Unterwasser-Konzert, kamen mehr als 600 Taucher. Als Einladung an die ansässigen Wale ließ Becker auch die Gesänge von Buckelwalen auflegen. Aber die Meeressäuger erwiesen sich als Konzertmuffel. Sie haben, waren sich die Teilnehmer einig, etwas verpasst. liz


Zukunftsmusik

Wenn viele Klassiker sich dazu bekennen, bei ihren Kompositionen vom Meer inspiriert worden zu sein, mag der eine oder andere noch davon geträumt haben, das Meer selbst als Klangkörper zu instrumentalisieren. Doch was zu Debussys und Händels Zeiten noch Zukunftsmusik war, ist heute für den Konzert-Enthusiasten eine einfache Übung: im Schallplattenladen oder sogar per Mausklick. Diverse Labels bieten CDs mit Wellen, Brandung, Wind und hier und da auch Möwen an. Manche stellen auch Hörproben ins Internet, beispielsweise www.okolokolo.de (im Suchfenster „ocean“ anklicken). Hier sind CDs mit reinen Ozeangeräuschen zu hören, aber auch einige mit Musik von Vivaldi oder Pachelbel unterlegt. Ob Wellenschlag und Kompositionen kompatibel sind, dazu können sich die Meister nicht mehr äußern. www.jpc.de („Ocean“) bietet ebenso viel Meer, aber meist mit Begleitung aus elektronischen Instrumenten – eher für Freunde des gepflegten Yoga. Unter der Adresse www.mindmusic.de finden sich Wind und Wellen pur von der Kanareninsel Gomera – so ist es jedenfalls annonciert. Eines ist klar: Musik hat mehr mit Ozean zu tun, als sich das der Popmusiker Billy Ocean hätte träumen lassen. ulk


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mare No. 22

No. 22Oktober / November 2000

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