Im Kielwasser

Das Beste zum Schluss

Goldküste

Jahrhundertelang war für Mallorcas Adel die Welt in Ordnung: Man heiratete einander, zog im Sommer von Gut zu Gut und verbrachte den Winter in der Stadt. Den kostbaren Grundbesitz im pla, dem fruchtbaren Landesinneren, erbte der jeweils älteste Sohn; das wertlose Land an der Küste wurde arglos tontos, Dummköpfen, und Militärs überlassen. „Seit einem halben Jahrhundert ist nichts mehr, wie es war“, sagt Javier Marqués Juan de Sentmenat, 38, Miterbe des Landguts Els Calderers, gut 30 Kilometer vom Meer entfernt. Mit dem Ansturm der Touristen schwand die Bedeutung der Landwirtschaft, der unfruchtbare Boden am Meer war plötzlich Gold wert. „Wenn ich mir dort das Hauen und Stechen um Gäste ansehe“, sagt er, „bin ich allerdings froh, mit der Küste nichts zu tun zu haben.“ Els Calderers ist heute ein Museum; nur der Tradition halber wird noch sobrasada gemacht, die inseltypische Mettwurst. Gute Angestellte seien kaum noch zu finden, klagt der adlige Museumsdirektor, „die meisten arbeiten lieber in Hotels an der Küste als im Stall“. Geblieben sind von den goldenen Zeiten des pla: ein musealer Parcours durch Schmiede, Kornkammer und Musikzimmer der Familie Sentmenat sowie der strenge Geruch der mallorquinischen schwarzen Schweine. toz


Zaunkönig

In Norwegen wird das Meer zusehends zum Privatvergnügen. Zwar garantiert das „Jedermannsrecht“ aus dem Jahr 1957 jedem Bürger Zugang zur Natur; ein Gesetz aus den siebziger Jahren verbietet Neubauten innerhalb einer 100-Meter-Zone entlang dem Meer, und bestehende Häuschen werden dort nur toleriert, solange sie der Allgemeinheit nicht den Strandzugang versperren. Doch im Oslofjord und rund um Großstädte wie Bergen und Trondheim werden immer mehr Strandhäuschen zu Villen aufgerüstet, private Bootsanleger gezimmert und Zäune gezogen. Anders als in Schweden, wo die Durchsetzung des Jedermannsrechts auf nationaler Ebene geregelt ist, liegt es in Norwegen in der Hand der Gemeinden. Und die drücken angesichts der Steuer- und Gewerbeeinnahmen, die das Häuserbauen verspricht, gern ein Auge zu. „Der Druck auf unsere Küsten ist gewaltig“, sagt Svein Norberg vom nationalen Direktorat für Naturverwaltung. Die norwegische Regierung sieht sich mittlerweile genötigt, allzu liberalen Gemeinden mit der Kürzung von Etats für Bildung und Infrastruktur zu drohen, sollten sie der Bauwut keinen Einhalt gebieten. Dass ausgerechnet im sozialen Norwegen die Strandprivatisierung um sich greift, wundert Svein Norberg nicht: „Das hängt mit unserem starken Wirtschaftswachstum zusammen. Immer mehr Geld bringt auf Dauer immer mehr Egoismus mit sich.“ toz


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mare No. 49

No. 49April / Mai 2005

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