Fenster zum Meer

Fundstücke aus Kunst und Literatur

Innenleben und Außenleben – das sind die beiden Welten, die wir alle kennen. Das Fenster symbolisiert die Verbindung zwischen ihnen, man kann entscheiden, ob man sich aufmachen will zur Tür oder drinnen bleibt im Zimmer. Bei Henri Matisse’ (1869–1954) „La fenêtre ouverte“ ist der Ausblick auf den Hafen gar verlockend, der Innenraum aber schützt, vor Lärm, vor Licht, vor Menschen, es ist eine voyeuristische Position, die eingenommen wird. Hermann Hesse (1877–1962) wiederum hat sich ganz auf das Drinnensein konzentriert, nimmt die Außenwelt aber mit allen Sinnen wahr, er weiß um die Verlockungen Venedigs. Der 1947 in Teheran geborene und in München lebende Dichter SAID lässt seinen Protagonisten in „das meer trägt viel verrat“ erst aus dem Fenster blicken und dann in die Welt hinaustreten. Am Meeresufer entwickeln sich dann die existenziellen Gespräche, über die Einsamkeit, über Gott und über den Tod. Es ist ein melancholischer Text, so wie der Blick aus dem Fenster letztlich immer ein melancholischer ist. zdb

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mare No. 85

No. 85April / Mai 2011

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