Das Innere unserer Ozeane

Karten zum Ausklappen: Topographie und Biologie

Die Rückseite des Mondes ist heute noch besser erforscht als die Tiefen unserer Ozeane“, klagt David Sandwell von der Scripps Institution of Oceanography im kalifornischen San Diego. In der Tat stellt die Erforschung der Tiefsee bis heute eine immense technische Herausforderung dar. Dabei bildet die Tiefsee, die Ozeane mit einer Tiefe von mehr als 200 Metern, den größten Teil unseres Wasserplaneten. Nur acht Prozent der Meeresoberfläche entfallen auf die flachen Schelfmeere um die Kontinente herum.

Vom Kontinentalrand geht es rasch nach unten, Gefälle von 45 Grad sind keine Seltenheit. Der Abfall der Kontinentalhänge ist dabei selten gleichmäßig. Senkrechte Wände sind ebenso häufig wie Gräben und Schluchten. Die Tiefsee selber ist durch weite Ebenen mit mehreren hundert Kilometern Durchmesser ohne nennenswerte Erhebung geprägt. Ihre mittlere Tiefe beträgt im Pazifischen Ozean rund 4200 Meter, im Atlantischen und Indischen Ozean 3900 Meter. Nur der Arktische Ozean ist mit durchschnittlich 1000 Metern relativ flach.

In den Tiefsee-Ebenen finden sich vereinzelt Vulkankegel, nur an besonderen Stellen, etwa im Pazifik um Hawaii und in der Südsee, treten sie auffällig gehäuft auf. Brechen sie bis an die Wasseroberfläche, so bilden sie die kleinen Meeresinseln wie Hawaii, Madeira und Teneriffa. Vom Meeresgrund an gemessen, stellen diese Inseln die höchsten „Berge“ unseres Planeten dar – so der Mauna Kea auf Hawaii (5205 Meter über Meeresspiegel) mit 9700 Metern ab Meeresgrund als Spitzenreiter. Doch viele Vulkane erreichen die Oberfläche nicht und bilden untermeerische Berge, die sogenannten Sea Mounts.

Auch die mittelozeanischen Rücken, an denen zwei Kontinentalplatten auseinander driften, weil in ihrer Mitte neues Krustenmaterial aus dem heißen Erdinneren nach oben drängt, unterbrechen die Eintönigkeit der Tiefsee-Ebenen. Dort, wo zwei Kontinentalplatten zusammenprallen und sich die eine unter die andere schiebt, um im Erdinneren wieder eingeschmolzen zu werden, entstehen hingegen Tiefsee-Gräben. Im Atlantik erreicht der Puerto-Rico-Graben eine Tiefe von 8648 Metern, der Java-Graben im Indischen Ozean bringt es auf 7725 Meter. Der pazifische Marianengraben ist mit maximal 11033 Metern der tiefste Punkt der Erde.

Den Lebensraum der Tiefsee unterteilen die Meeresforscher in drei Tiefenbereiche: das Bathyal (nach griechisch „bathys“, Tiefe) von 200 bis 1000 Meter, das Abyssal (nach griechisch „abyssos“, Abgrund) von 1000 bis 6000 Meter und das Hadal (nach „Hades“, der griechischen Bezeichnung für die Unterwelt) unterhalb von 6000 Metern.

Noch bis vor nicht allzu langer Zeit waren beengte Tauchkugeln das einzige Mittel, die Tiefsee persönlich in Augenschein zu nehmen. Moderne Auftriebtanks zum freien Tauchen sind nahezu die einzige wesentliche technische Entwicklung zwischen der ersten Bathysphäre, mit der William Beebe 1934 an einem Stahlseil in 1000 Meter Tiefe hinabstieg (siehe Beitrag ab Seite 36), dem Bathyscaphen „Trieste“ von Jacques Piccard, mit dem er 1960 in den Marianengraben sank (siehe mare No. 10) und den modernen Tauchbooten „Alvin“, „Mir“ oder „Remora“, mit denen heutige Forscher wie Emory Kristof oder Robert Ballard die Tiefsee erkunden (siehe Seite 50).

Doch auch die modernen Tauchboote sind auf etwa 4000 Meter Tiefe begrenzt. Immerhin erbrachten diese Tauchfahrten die Erkenntnis, daß die lichtlose, kalte Tiefe unseres Planeten eine erstaunliche Vielfalt von Bewohnern beherbergt. Und sie lösten eine Debatte darüber aus, wo die moralischen Grenzen des Unterwasser-Tourismus liegen (siehe Seite 45).


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mare No. 13

No. 13April / Mai 1999

Von Frank J. Jochem

Frank J. Jochem, Jahrgang 1961 und promovierter Meeresökologe, arbeitete zwölf Jahre am Kieler Institut für Meereskunde. Von 1997 an war er mare-Wissenschaftsredakteur. Seit April setzt er seine Forschungen am Marine Science Institute in Texas fort. Für mare No. 11 schrieb er: „Alles Wetter kommt vom Meer. Wie die Ozeane unser Klima machen“.

Für die grafische Darstellung der Tiefsee auf der Faltkarte und den Karten auf Seite 64 danken wir Dr. Wilhelm Weinrebe vom Forschungszentrum Geomar in Kiel.

Das große Schaubild von Mensch, Tier und Technik in der Tiefsee stammt von Harro Maass. 1939 auf Wangerooge geboren, studierte er an der Werkkunstschule Krefeld, arbeitet seit 1974 als Illustrator mit Schwerpunkt Naturillustrationen und seit 1989 als freier Tiermaler. Zahlreiche Ausstellungen, Ehrungen und Ankäufe von Museen. Seit 1978 lebt und arbeitet er in Ratingen. Bis Ende April ist seine Ausstellung „Illustrationen und Malereien in Sachen Natur“ im Löbbecke-Museum und Aquazoo in Düsseldorf zu sehen

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Vita Frank J. Jochem, Jahrgang 1961 und promovierter Meeresökologe, arbeitete zwölf Jahre am Kieler Institut für Meereskunde. Von 1997 an war er mare-Wissenschaftsredakteur. Seit April setzt er seine Forschungen am Marine Science Institute in Texas fort. Für mare No. 11 schrieb er: „Alles Wetter kommt vom Meer. Wie die Ozeane unser Klima machen“.

Für die grafische Darstellung der Tiefsee auf der Faltkarte und den Karten auf Seite 64 danken wir Dr. Wilhelm Weinrebe vom Forschungszentrum Geomar in Kiel.

Das große Schaubild von Mensch, Tier und Technik in der Tiefsee stammt von Harro Maass. 1939 auf Wangerooge geboren, studierte er an der Werkkunstschule Krefeld, arbeitet seit 1974 als Illustrator mit Schwerpunkt Naturillustrationen und seit 1989 als freier Tiermaler. Zahlreiche Ausstellungen, Ehrungen und Ankäufe von Museen. Seit 1978 lebt und arbeitet er in Ratingen. Bis Ende April ist seine Ausstellung „Illustrationen und Malereien in Sachen Natur“ im Löbbecke-Museum und Aquazoo in Düsseldorf zu sehen
Person Von Frank J. Jochem
Vita Frank J. Jochem, Jahrgang 1961 und promovierter Meeresökologe, arbeitete zwölf Jahre am Kieler Institut für Meereskunde. Von 1997 an war er mare-Wissenschaftsredakteur. Seit April setzt er seine Forschungen am Marine Science Institute in Texas fort. Für mare No. 11 schrieb er: „Alles Wetter kommt vom Meer. Wie die Ozeane unser Klima machen“.

Für die grafische Darstellung der Tiefsee auf der Faltkarte und den Karten auf Seite 64 danken wir Dr. Wilhelm Weinrebe vom Forschungszentrum Geomar in Kiel.

Das große Schaubild von Mensch, Tier und Technik in der Tiefsee stammt von Harro Maass. 1939 auf Wangerooge geboren, studierte er an der Werkkunstschule Krefeld, arbeitet seit 1974 als Illustrator mit Schwerpunkt Naturillustrationen und seit 1989 als freier Tiermaler. Zahlreiche Ausstellungen, Ehrungen und Ankäufe von Museen. Seit 1978 lebt und arbeitet er in Ratingen. Bis Ende April ist seine Ausstellung „Illustrationen und Malereien in Sachen Natur“ im Löbbecke-Museum und Aquazoo in Düsseldorf zu sehen
Person Von Frank J. Jochem