Das blaue Telefon

Stimmt es, dass das Mittelmeer schon einmal ausgetrocknet war?
Kai-Uwe Peters, Wien

Tatsächlich ist das Mittelmeer vor sehr langer Zeit schon einmal in großen Teilen ausgetrocknet gewesen. Das Mittelmeer ist ein Nebenmeer des Atlantischen Ozeans, das nur über die etwa 14 Kilometer breite und relativ seichte Meerenge von Gibraltar im Wasseraustausch steht. Vor etwa sechs Millionen Jahren führten tektonische Prozesse zur Hebung dieser Meerenge, was erst den Wasseraustausch verringerte und später auch zur vollständigen Abtrennung des Mittelmeers vom Atlantik führte. Dieses Ereignis ist als Messinische Salinitäts­krise bekannt. Die starke Verdunstung durch warmes Klima bewirkte eine allmähliche Versalzung und schließlich eine Absenkung des Wasserspiegels um etwa 600 bis 2000 Meter. Übrig blieben nur einzelne große Salzseen, ähnlich wie heute das Tote Meer. Kilometer­dicke Salzablagerungen in sehr tiefen Bereichen des heutigen Mittelmeers belegen dieses Ereignis. Zusätzliche Hinweise zur Austrocknung bieten etwa Täler und Canyons entlang des heutigen Meeresgrunds, die durch damals existierende Flüsse entstanden sein müssen. In einer heute versunkenen Landschaft konnten auch viele Tierarten zwischen Nordafrika und Westeuropa über Landbrücken migrieren und sich vermischen. Gleichzeitig weiß man, dass es zu einem Massenaussterben der marinen Arten im Mittelmeer kam. Schließlich öffnete sich die Straße von Gibraltar vor circa 5,3 Millionen Jahren wieder, was zu einer großen Flut führte. Weil sich die Kontinentalplatten heute wieder aufeinander zubewegen, ist es theoretisch möglich, dass ein ähnliches Ereignis in ferner Zukunft wiederkehren könnte.

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