Atome gegen Atolle

Fragile Südseeinseln mussten 400 Atomtests aushalten

Seit 1945 haben die USA, die UdSSR, China, Großbritannien und Frankreich zu Testzwecken 2051 Atombomben gezündet, mehr als 400 davon auf Inseln oder unter dem Meeresgrund. Anfangs wurden die Bomben einfach auf ein Gerüst gelegt und an der Erdoberfläche zur Explosion gebracht. Erst 1963 verpflichteten sich Amerikaner, Russen und Briten, ihre Bomben unterirdisch zu testen, Frankreich erst 1976. China verseuchte noch bis 1980 die Atmosphäre.

Die USA ließen 106 Sprengsätze auf den Marshall-Inseln im Südpazifik hochgehen – ohne Rücksicht auf die Nachbarinseln. Rongelap wurde 1954 erst 50 Stunden nach einem Test evakuiert, als die Bewohner bereits verstrahlt waren. Auf Rongelap leidet heute jeder Siebte an Krebs.

Die Sowjetunion zündete 131 Bomben auf der Nordmeerinsel Nowaja Semlja, 90 davon überirdisch. Die Briten erprobten ihre Bomben 24 Mal – auf Christmas Island und dem Johnston-Atoll im Pazifik. Frankreich testete auf den Atollen Mururoa und Fangataufa, ebenfalls im Pazifik, 44 Mal an der Oberfläche und 123 Mal tief im Untergrund. 1985 versenkten französische Marinetaucher das Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrier“ vor einer Protestfahrt gegen die unterirdischen Versuche; ein Fotograf starb. Trotz weltweiter Ablehnung und Rissen im Basaltsockel der Insel zündeten die Franzosen 1996 noch einmal eine Bombe auf Mururoa.

Der radioaktive Fallout der überirdischen Atomexplosionen und der Bomben von Hiroshima und Nagasaki hat sich über den gesamten Planeten verteilt. Die Organisation „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ (IPPNW) schätzt die globale Zahl der Krebstoten infolge der Tests bis heute auf mehr als 700000 Menschen.

mare No. 24

No. 24Februar / März 2001

Von Hans Wille

Hans Wille, Jahrgang 1963, lernte nach dem Abitur das Tischlerhandwerk. Nach einigen Gesellen- und Wanderjahren, die ihn durch Südeuropa und Mittelamerika führten, studierte er in Hamburg und Valparaíso (Chile) Geographie, Volkswirtschaft, Journalistik, Lateinamerikanistik und Spanisch. Seit 1991 lebt und arbeitet er als freiberuflicher Autor in Hamburg.

Mehr Informationen
Vita Hans Wille, Jahrgang 1963, lernte nach dem Abitur das Tischlerhandwerk. Nach einigen Gesellen- und Wanderjahren, die ihn durch Südeuropa und Mittelamerika führten, studierte er in Hamburg und Valparaíso (Chile) Geographie, Volkswirtschaft, Journalistik, Lateinamerikanistik und Spanisch. Seit 1991 lebt und arbeitet er als freiberuflicher Autor in Hamburg.
Person Von Hans Wille
Vita Hans Wille, Jahrgang 1963, lernte nach dem Abitur das Tischlerhandwerk. Nach einigen Gesellen- und Wanderjahren, die ihn durch Südeuropa und Mittelamerika führten, studierte er in Hamburg und Valparaíso (Chile) Geographie, Volkswirtschaft, Journalistik, Lateinamerikanistik und Spanisch. Seit 1991 lebt und arbeitet er als freiberuflicher Autor in Hamburg.
Person Von Hans Wille