25°04' Süd, 130°06' West - Folge 8

Adamstowns Dorfschule bekam turnusgemäß nach zwei Jahren wieder eine neue Lehrerin aus Neuseeland. Shieils Carnehan kam mit ihrem Mann Dennis und ihren zwei Töchtern Aiddie und Hannah. Shieils wird nun mit ihrem Mann zusammen die Zeitung „Pitcairn-Miscellany“ herausgeben. Und ihre Töchter werden – wie alle Schulkinder – die Zeitungen zusammenlegen, falten, eintüten und mit Adressen versehen.

Ein deutsches Ehepaar – ebenfalls mit zwei Kindern – ist auf Pitcairn angekommen. Die Familie will sich auf der Insel niederlassen. Das würde dem langsamen, aber sicheren Rückgang der Bevölkerungszahl, vor allem aber der jungen Leute, entgegenwirken. Mit dem selben Schiff kamen auch vier Rollen Linoleum, mit denen der Fußboden der Dorfkirche renoviert werden soll. Dauerregen hatte aber den Weg von der Anlegestelle hoch ins Dorf so matschig gemacht, dass es trotz Einsatzes von Vierradbuggies mehrere Tage dauerte, bis jede der schweren Rollen oben war.

Der Stromausfall, der Auckland – fast 7000 Kilometer entfernt – im (südlichen) Sommer monatelang lahmlegte, bringt auch Pitcairn in Schwierigkeiten. Das Versorgungsschiff, das alle drei Monate auf halber Strecke zwischen der neuseeländischen Stadt und Panama vor Pitcairn ankert, konnte das letztemal nicht mehr im März, sondern erst im April fahren. Die Ladekräne in Auckland funktionierten nicht. Das kann nun für einige auf der Insel Probleme geben, die auf dringende Lieferungen warten, zum Beispiel für den Hausbau. Aber auch das Sortiment des Coop-Ladens auf der Insel (der an zwei Tagen die Woche für jeweils eine Stunde geöffnet hat) dürfte etwas ausdünnen. Schon mit dem Dezemberschiff hatte es Probleme gegeben. Wegen der lahmgelegten Ladekräne brachte es nur Briefe, keine Pakete. In letzter Zeit nehmen die Schwierigkeiten mit dem Verkehr von und nach Pitcairn sowieso empfindlich zu. In Houston, Texas, liegen seit Juli 1997 vier Kartons für Pitcairn bereit, aber keiner konnte sie bislang mitnehmen. Wer bringt sie uns? Die großen Schiffahrtslinien haben offenbar immer weniger Zeit.

Andere Ursachen und andere Folgen hatte es, dass ein Kreuzfahrtschiff entgegen der vorgesehenen Fahrtroute nicht vorbeikam. Die Stürme, die im Frühjahr um Pitcairn tobten, ließen die „Switzerland“ einen großen Bogen um die Insel machen. „Der Besuch war von uns heiß ersehnt, um den cash flow auf der Insel mal wieder anzukurbeln“, sagte ein enttäuschter Insulaner. Die Pitcairner verkaufen an vorbeifahrende Schiffe immer ihre Schnitzereien (Bountymodelle und Haifische) sowie frisches Obst.

Gail Cox, Polizistin aus dem Mutterland Großbritannien, war, wie die mare-Leser wissen, ein paar Wochen auf Pitcairn zur Unterstützung der örtlichen Ordnungskraft Meralda Warren. Gail berichtet gerne über ihre Erfahrungen auf Pitcairn. Wer will, kann Anfragen per E-Mail an ihren Chef bei der Polizei in Kent, Martin Morgans, schicken : Martin_Morgans@compuserve.com

Der letzte „Fishing Report“ des Monats (diesmal nicht von Miss Catfish erstellt oder „hochgerechnet“, sondern von Jaws): Vom Felsen geangelt: 224, vom Boot: 174, Thunfisch: 0, Barracuda: 3, Haie: 2.

mare No. 8

No. 8Juni / Juli 1998

Von Ulli Kulke

Ulli Kulke, Jahrgang 1952, ist Chefreporter für Wissenschaft der Berliner Tageszeitung Die Welt.

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Vita Ulli Kulke, Jahrgang 1952, ist Chefreporter für Wissenschaft der Berliner Tageszeitung Die Welt.
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