Eingriffe in eine eingespielte Nahrungskette, und seien sie auch noch so gut gemeint, sind nicht ohne Risiko. Das hat man jetzt auch auf Pitcairn lernen müssen. Vor einiger Zeit betätigte sich ein Rattenbekämpfungsteam auf der Insel (siehe mare No. 18). Die Terminatoren empfahlen den Insulanern, zunächst ihre Hauskatzen zu beseitigen, damit die sich nicht mangels Ratten an den seltenen Vögeln schadlos hielten. Gesagt, gekillt (oder abgeschoben). Das Ergebnis: Es gibt keine Katzen mehr auf der Insel, dafür aber so viele Ratten wie noch nie, weil die Experten leider keine ganze Arbeit geleistet haben. Die überlebenden Ratten können sich nun ungebremst, weil ohne natürliche Feinde, vermehren. In ihrer Verzweiflung legen sich die Pitcairner inzwischen mit dem Gewehr auf die Lauer. Jetzt ist ein Repatriierungsprogramm für Katzen geplant.
Glückwunsch! Len und Thelma Brown konnten Goldene Hochzeit feiern. Sie sind Kern einer regelrechten Pitcairn-Dynastie: Ihre drei Kinder und ein Enkelkind leben ebenso auf Pitcairn wie auch Lens zwei Schwestern mit Ehemann und Kindern. Mit ihren 75 und 72 Jahren sind sie aber längst nicht das älteste Ehepaar auf der Insel. Das sind Millie (94) und Warren Christian (87). Len hatte einst viele Berufe: Traktorfahrer, Inselingenieur und -elektriker sowie Kapitän der Langboote.
Jedes Jahr zum „Bounty-Tag" wird in der „Bounty-Bay" ein zwei Meter langes „Bounty"-Modell in Brand gesetzt, zur Erinnerung an den Feuertod des Schiffes im Jahre 1790, der die Meuterer und ihre tahitischen Begleiter unweigerlich auf der Insel festsetzte. Der Tag ist immer ein besonderes Spektakel, diesmal sollte es ganz besonders werden: Das Kreuzfahrtschiff „Astor" lag ein paar hundert Meter weit draußen vor Anker und sollte den Brand mit einem pompösen Bord-Feuerwerk veredeln. Doch das „Bounty"-Modell wurde von einer Brandungswelle überspült, und alle verzweifelten Versuche, es in Brand zu setzen, scheiterten. Auf der „Astor" draußen warteten die Pyrotechniker mit dem Streichholz und die Fahrgäste mit dem Sektglas in der Hand. Vaine wusste dann den leuchtenden Weg aus der peinlichen Situation: Blitzartig wurde ein Lagerfeuer gleich hinter der „Bounty" am Strand entfacht - und der Himmel über der „Astor" und Pitcairn stand in Flammen. Als die Kreuzfahrer den Irrtum bemerkten, war aber niemand böse.
Nach den begehrten Briefmarken können Sammler ihr Auge nun auch auf Pitcairns Telefonkarten werfen. Zu 10, 20 und 50 Neuseeland-Dollar sind sie jetzt im Postamt erhältlich. Aus der Satelliten-Telefonstation auf Taro Ground kann damit in alle Welt hinaus telefoniert werden. Doch jedes Wort ist teuer, die Minute kostet über den Inmarsat-Satelliten vier US-Dollar. Die Pitcairn-Kolonialverwaltung in Neuseeland hofft dennoch auf regen Telefonverkehr, denn die Einnahmen aus den Karten sollen in eine neue Satellitenleitung investiert werden, die nicht nur das Telefonieren verbilligt, sondern auch die Insel ans Internet anschließt. Pitcairns aufstrebende Honigexport-Branche würde das begrüßen.
Pitcairn-Kommissar Leon Salt aus Neuseeland weilte zu Besuch und war der erste Gast im neuen Regierungs-Gästehaus, das nun zu einem komfortablen Anwesen ausgebaut ist. Falls kein offizieller Besuch darin wohnt, kann die „Lodge" für 250 Neuseeland-Dollar auch von Feriengästen gemietet werden. Doch woher die kommen sollen, ist unklar, zu unsicher sind die An- und Abfahrtzeiten. Das durfte der Kommissar am eigenen Leibe erfahren. Einen knappen Monat musste er warten, bis mal wieder ein Schiff in der Nähe war und ihn abholen konnte.
Ulli Kulke, Jahrgang 1952, war Chefreporter für Wissenschaft der Berliner Tageszeitung Die Welt.
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Vita | Ulli Kulke, Jahrgang 1952, war Chefreporter für Wissenschaft der Berliner Tageszeitung Die Welt. |
Person | Von Ulli Kulke |
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