Vermisst

Geschätzt mehr als 600 000 Flüchtlinge haben seit 1988 ihr Leben bei Schiffspassagen von Afrika nach Europa verloren, viele von ihnen wurden nie gefunden. Ein sizilianischer Fotograf sammelte Erinnerungsfotos und Briefe bei Hinterbliebenen

Wenn die Zeit des Wartens die Hoffnung erstickt hat, die letzte Nachricht vom Aufbruch zu lange zurückliegt, dann treffen sie sich zum gemeinsamen Trauern in der Fremde. Der Fotograf Alfredo d’Amato hat sie in den Straßen seiner Heimatstadt Palermo kennengelernt, Flüchtlinge aus Eritrea; er durfte sie begleiten, zu „stillen Begräbnissen“, wie er es nennt. „Ein Bruder, Ehemann, Vater kauert weinend auf dem Fußboden einer winzigen Wohnung. Freunde, Verwandte umringen ihn und teilen seine Trauer.“ D’Amato begann die Geschichten dahinter zu erfragen, er sammelte Bilder und Briefe der Vermissten und verzweifelte Zeilen der Wartenden. Verfasst in Tigrinya, der semitischen Sprache der Eritreer, auf Papier geschrieben, das manchmal vom vielen Auf- und Zufalten schon ganz mürbe war.

Es sind Gesichter und Geschichten hinter den Zahlen und Nachrichten, die uns regelmäßig erreichen. Wenn ein Flüchtlingsboot kentert, kaum seetauglich, rettungslos überladen mit Menschen, die nichts haben und trotzdem alles geben für eine mörderische Passage. Wenn sie in großer Zahl ertrinken, ein paar unterkühlt, halb verhungert gerettet werden, dann geht ein kurzes, ritualisiertes Entsetzen durch die westliche Welt. Als im April dieses Jahres mehr als 200 Afrikaner vor der süditalienischen Küste ums Leben kamen, beklagte Hollywoodstar Angelina Jolie das Los der Kinder an Bord, und Papst Benedikt XVI. schloss die Opfer in sein Gebet ein.


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mare No. 86

No. 86Juni / Juli 2011

Von Alfredo D’Amato und Martina Wimmer

Martina Wimmer, geboren 1965 in Oberbayern, wohnhaft in Berlin. War Redakteurin bei ME/Sounds, freie Journalistin in New York und ist seit 1995 Mitglied des Journalistenbüros Schön & Gut. Schreibt als freie Autorin u.a. für Geo Saison, Greenpeace Magazin, SZ-Magazin und Merian und veröffentlichte im März 2008 ihr drittes Buch.

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Vita Martina Wimmer, geboren 1965 in Oberbayern, wohnhaft in Berlin. War Redakteurin bei ME/Sounds, freie Journalistin in New York und ist seit 1995 Mitglied des Journalistenbüros Schön & Gut. Schreibt als freie Autorin u.a. für Geo Saison, Greenpeace Magazin, SZ-Magazin und Merian und veröffentlichte im März 2008 ihr drittes Buch.
Person Von Alfredo D’Amato und Martina Wimmer
Vita Martina Wimmer, geboren 1965 in Oberbayern, wohnhaft in Berlin. War Redakteurin bei ME/Sounds, freie Journalistin in New York und ist seit 1995 Mitglied des Journalistenbüros Schön & Gut. Schreibt als freie Autorin u.a. für Geo Saison, Greenpeace Magazin, SZ-Magazin und Merian und veröffentlichte im März 2008 ihr drittes Buch.
Person Von Alfredo D’Amato und Martina Wimmer