Epilog
Über das Wasser kamen wir, von wechselnden
Winden getragen, Männer und Frauen,
Den Kerkern Europas entronnen,
Über das Wasser kamen wir, und es trug uns
Gen Westen, vierzehn Tage und Nächte,
Tief unten, am Boden der Schiffe. –
Und ein Zeichen stieg auf, ein rötlicher Schein
Über dem Meere, eine plötzliche Helligkeit,
Angezündet am Himmel. Näher kam es und näher,
Schon unterschied man, hinter Wolkenwänden
Von Licht, die ersten Kuppeln, festlich
Glitzernde Ufer, Brückengirlanden, und da,
Aus den Wassern steigend, sich selbst
Überstrahlend, Manhattans utopische Säulen,
Die Dolomiten der Stahlzeit.
Und ein Flüstern hub an, ein Stoßen,
Drängen und Hasten.
Über Treppen hinweg, stolpernd, zu Boden gerissen,
Stürzten wir, das im Geist so oft schon
Erschaute zu schaun, ja, da lag sie, jene,
Die andre Welt, die nun, pochend und hämmernd,
Mit tausend Millionen Lichtern,
Auf uns eindrang, groß und neu und gewaltig:
Amerika.
Lange standen wir, fiebernd, in fremder Umarmung,
Über die Reeling gebeugt, bis der Morgenwind kam
Und ein flüchtiger Schlaf uns abrief.
Von Hans Sahl
Hans Sahl, geboren 1902 in Dresden, aufgewachsen in Berlin, war Literatur-, Film- und Theaterkritiker in der Zeit der Weimarer Republik und als antifaschistischer Schriftsteller, Übersetzer und Kulturkorrespondent Vertreter der deutschen Exilliteratur. Er starb 1993 in Tübingen.
| Vita | Hans Sahl, geboren 1902 in Dresden, aufgewachsen in Berlin, war Literatur-, Film- und Theaterkritiker in der Zeit der Weimarer Republik und als antifaschistischer Schriftsteller, Übersetzer und Kulturkorrespondent Vertreter der deutschen Exilliteratur. Er starb 1993 in Tübingen. |
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| Person | Von Hans Sahl |
| Vita | Hans Sahl, geboren 1902 in Dresden, aufgewachsen in Berlin, war Literatur-, Film- und Theaterkritiker in der Zeit der Weimarer Republik und als antifaschistischer Schriftsteller, Übersetzer und Kulturkorrespondent Vertreter der deutschen Exilliteratur. Er starb 1993 in Tübingen. |
| Person | Von Hans Sahl |