Südafrikas Küste

Wilde Schönheit an unbändigen Küsten zweier Meere. Eine Vorschau auf den neuen mare-Bildband

Landschaft ist unschuldig. Landschaft kann karg oder üppig, kantig oder lieblich sein, aber letztlich ist sie einfach da und steht für sich. Der Mensch macht sich die Landschaft zum Untertan, verändert, moduliert, zerstört sie. Nicht immer gelingt das. Manchmal sperrt sie sich gegen das grobe Treiben. Die südafrikanische Küste ist exemplarisch für die Stärke der Natur. Gewaltige Wüsten, atemberaubende Klippen, eine Vegetation, deren Vielfalt legendär ist, ein Tierreichtum, der Staunen macht. Südafrikas Küstenlinie ist roh und pur und von glänzender Schönheit. Nur an der nördlichen Atlantikküste sieht man die bitteren Veränderungen, die von außen kamen. Hier wird gegraben und gewühlt, die Diamanten locken. Um Kapstadt, entlang der Garden Route und weiter westlich um Port Elizabeth und Durban wird gebaut, Wohnungen, Residenzen, Resorts. Aber auf die Länge der Küste gesehen, sind die Eingriffe des Menschen marginal. Am südlichsten Ende Afrikas dominiert die Natur.

Der Mensch ist nicht unschuldig. Was er mit der Landschaft nicht geschafft hat, tat er seinen Artgenossen an. Unterdrückung war jahrhundertelang Programm in diesem Teil der Welt; die Folgen sind heute mehr denn je spürbar. Südafrika ist ein Land mit einem enormen Gewaltpotenzial. Erniedrigung lässt sich nicht spurlos in Egalität umwandeln, der Prozess des Zueinanderfindens ist mühsam, die Herzlichkeit und Wärme der Menschen hilft, das Trennende zu überwinden. Als 1651 der niederländische Kaufmann Jan van Riebeeck im Auftrag der Vereenigde Oostindische Compagnie einen Versorgungsgarten für die nach Batavia ziehenden Schiffe anlegen sollte, war noch nicht klar, welch verheerenden Weg die Entwicklung gehen würde. Fruchtbar war das Land, und frisches Wasser gab es auch. Das Vieh konnte weiden, die Seeleute mit Obst, Milch und Fleisch versorgt werden. Doch was die Europäer übersehen wollten: Es lebten seit je Menschen hier, die Khoikhoi und die San. Und diese waren nicht gewillt, ihr Land und ihr Vieh herzugeben. Also wurde es ihnen genommen. Weiter im Osten gerieten die weißen Siedler mit schwarzen Völkern aneinander, ein Kampf, der Jahrhunderte währte und böse endete, auch wenn heute von Versöhnung gesprochen wird. Doch Versöhnung kann nur funktionieren, wenn die Güter gerecht verteilt sind. Das sind sie noch nicht. Die Landschaft brilliert, und seit der Mensch die wilden Tiere schont, beginnt auch ihr Innenleben wieder zu erwachen. Das südliche Ende Afrikas strotzt vor Energie. Die Sonne geht über dem Indischen Ozean auf und über dem Atlantik unter. Und dazwischen diese große Natur, der man wünscht, dass sie den Angriffen immer zu trotzen vermag.

mare No. 70

No. 70Oktober / November 2008

Von Zora del Buono und Jörn Vanhöfen

Zora del Buono, geboren 1962, wuchs in Zürich auf und lebt seit 1987 in Berlin. Nach ihrem Architekturstudium an der ETH Zürich arbeitete sie mehrere Jahre als Architektin und Bauleiterin, bevor sie sich zu einem Berufswechsel entschloss und mit dem Schreiben begann. Sie ist Gründungsmitglied der Zeitschrift mare und betreut das Kulturressort.

Jörn Vanhöfen, 1961 im Ruhrgebiet geboren, studierte Fotografie an der Folkwangschule in Essen und absolvierte sein Diplom und Meisterschüler an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Er war bis zum Jahre 2000 Mitglied von OSTKREUZ-Agentur der Fotografen, arbeitete für verschiedene Magazine wie mare, stern, Merian, DU und für die NZZ. Er veröffentlichte verschiedene Bücher wie Aftermath im Hatje Cantz Verlag, Südafrika im mareverlag und Herzwort mit Herta Müller im Reche Verlag. Er lebt in Berlin.

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Vita Zora del Buono, geboren 1962, wuchs in Zürich auf und lebt seit 1987 in Berlin. Nach ihrem Architekturstudium an der ETH Zürich arbeitete sie mehrere Jahre als Architektin und Bauleiterin, bevor sie sich zu einem Berufswechsel entschloss und mit dem Schreiben begann. Sie ist Gründungsmitglied der Zeitschrift mare und betreut das Kulturressort.

Jörn Vanhöfen, 1961 im Ruhrgebiet geboren, studierte Fotografie an der Folkwangschule in Essen und absolvierte sein Diplom und Meisterschüler an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Er war bis zum Jahre 2000 Mitglied von OSTKREUZ-Agentur der Fotografen, arbeitete für verschiedene Magazine wie mare, stern, Merian, DU und für die NZZ. Er veröffentlichte verschiedene Bücher wie Aftermath im Hatje Cantz Verlag, Südafrika im mareverlag und Herzwort mit Herta Müller im Reche Verlag. Er lebt in Berlin.
Person Von Zora del Buono und Jörn Vanhöfen
Vita Zora del Buono, geboren 1962, wuchs in Zürich auf und lebt seit 1987 in Berlin. Nach ihrem Architekturstudium an der ETH Zürich arbeitete sie mehrere Jahre als Architektin und Bauleiterin, bevor sie sich zu einem Berufswechsel entschloss und mit dem Schreiben begann. Sie ist Gründungsmitglied der Zeitschrift mare und betreut das Kulturressort.

Jörn Vanhöfen, 1961 im Ruhrgebiet geboren, studierte Fotografie an der Folkwangschule in Essen und absolvierte sein Diplom und Meisterschüler an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Er war bis zum Jahre 2000 Mitglied von OSTKREUZ-Agentur der Fotografen, arbeitete für verschiedene Magazine wie mare, stern, Merian, DU und für die NZZ. Er veröffentlichte verschiedene Bücher wie Aftermath im Hatje Cantz Verlag, Südafrika im mareverlag und Herzwort mit Herta Müller im Reche Verlag. Er lebt in Berlin.
Person Von Zora del Buono und Jörn Vanhöfen