Peter-Michael Luserke, MS „Bergersheim“

Wer erzählt die besten Geschichten vom Meer? Menschen, die den Ozean erlebt haben. mare lässt auf dieser Seite pensionierte Kapitäne zu Wort kommen. Sie beschreiben ein Ereignis, das ihnen wie kein anderes in Erinnerung geblieben ist. Kein Seemannsgarn, sondern Botschaften aus der Wirklichkeit der Seefahrt.

Auf der Suche nach schneller Liebe und Bier spazierten wir nach Sorel, einer Kleinstadt am Sankt-Lorenz-Strom in Kanada. Von der Pier, an der unser Erzfrachter „Bergersheim“ lag, bis in den Ort war es mehr als eine Stunde. Doch als wir im Zentrum ankamen, fanden wir nur drei Geschäfte und eine Tankstelle – keine einzige Kneipe. Nur ein Selbstbedienungsrestaurant hatte geöffnet. Ich versuchte, das Beste aus der Situation zu machen, und begann mit einer Kellnerin zu flirten. Sie hieß Laureen, eine bildschöne Frau mit schwarzen, langen Haaren, Mitte dreißig, was mir damals uralt erschien. Ich war ja erst 17, Matrose auf der ersten großen Fahrt. Unsere Unterhaltung lief stockend, denn sie sprach kein Englisch und ich nur ein paar Worte Französisch. Immerhin begriff ich, dass sie sich darauf freute, mich am nächsten Abend wiederzusehen.

Also machte ich mich nach der Arbeit wieder auf den Weg in den Ort. Dieses Mal durfte ich Laureen nach Hause begleiten. Doch mehr als Händchenhalten war nicht drin; sie verabschiedete sich hastig. Es fing an, wie aus Eimern zu schütten. Nass und bedröppelt kehrte ich zum Schiff zurück.

Am nächsten Morgen hielt ein Chevrolet an der Gangway. Laureen! Die Kollegen an Bord staunten und pfiffen, als ihr „Babymatrose“ in den Straßenkreuzer einstieg. Was für ein Auftritt! Wir fuhren zum Stadtbummel nach Quebec, ich wähnte mich kurz vor meinem Ziel. Doch es blieb bei einem schüchternen Kuss. Stunden später sollten wir auslaufen.

Etwa einen Monat später legten wir wieder in Sorel an. Laureen erwartete das Schiff schon im Hafen. Aber auch während dieses Ausflugs kam ich mit meinem, sagen wir: erotischen Anliegen nicht weiter. Stattdessen stellte sie mich ihren Brüdern vor, drei Furcht einflößenden Holzfällertypen, von denen mir einer zu verstehen gab, dass ich für einen Fehltritt büßen würde. Bevor wir uns verabschiedeten, machte mir Laureen klar: Sie werde erst dann mein sein, wenn die MS „Bergersheim“ ohne mich ausgelaufen sei. Das sei mein Liebesbeweis.

Dies ist ein Auszug aus dem Text. Den ganzen Beitrag lesen Sie in mare No. 60. Abonnentinnen und Abonnenten lesen ihn auch hier im mare Archiv.