Neuigkeiten aus der Welt der Meere

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Im Kielwasser von Käpt’n Bligh

„Ich werde Euch alle hängen sehen.“ In den Gewässern unweit der Pazifikinsel Tofua fiel dieser haßerfüllte Ausruf am 28. April 1789. Genau an dieser Stelle will der Lübecker Abenteurer Burghard Pieske 208 Jahre später, am kommenden 28. April, mit einem offenen Holzboot in See stechen. Zu Ehren eines Mannes, der in Hollywoodfilmen stets als Matrosenschinder und Unmensch dargestellt wurde. Jener Satz kam nämlich damals aus dem Munde von Kapitän William Bligh, als er in einem der Beiboote der „Bounty“ stand, in das ihn, zusammen mit 18 Getreuen, die legendären Meuterer ausgesetzt hatten. Anschließend vollbrachte Bligh eine immer noch als beispiellos angesehene seemännische Meisterleistung: In der nur knapp sieben Meter langen Schaluppe führte er seine Mannschaft in 41 Tagen rund 7000 Kilometer weit, bis auf die Insel Timor nach Kupang, das heute zu Indonesien gehört. Burghard Pieske will die Strecke nun nachsegeln in einem Holzboot, das originalgetreu nachgebaut ist – freilich mit modernster Ausrüstung: Satellitennavigation für den Notfall (ansonsten wird mit Hilfe von Sextant und Kompaß navigiert), Funkboje und gefriergetrocknete Nahrung. Der frühere Geschichtslehrer will mit seiner Tour dem gescholtenen Käpt’n endlich zur historischen Wahrheit verhelfen: Hätte sich Bligh, so Pieskes These, nicht äußerst diszipliniert, gerecht und aufbauend gegenüber seiner Restmannschaft verhalten, hätte sich mit Sicherheit das ihnen von den Meuterern zugedachte Schicksal erfüllt. Sie wären elend verhungert, verdurstet oder ertrunken. ulk


Eisen im Meer

Seit einiger Zeit herrscht ein wissenschaftlicher Disput zwischen Meeresbiologen und Klimaforschern: Kann mit der Einspeisung von Eisen in die Ozeane der Treibhauseffekt gemildert oder gar neutralisiert werden? Inzwischen wachsen die Zweifel an diesem Patentrezept. Ozeanograph John Martin, verstorbener Chef des kalifornischen Moss Landing Marine Laboratory, hatte schon vor Jahren die Idee: Mit einer halben Schiffsladung Eisen, so scherzte er, könne er eine neue Eiszeit auslösen. Mitarbeiter seines Institutes hatten in eisenhaltigerem Meerwasser stärkeres Planktonwachstum festgestellt. Dieser Wachstumsprozeß könnte erhebliche Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid binden, die anschließend, wenn die Organismen sterben und absinken, dem globalen Kreislauf entzogen wären. Die ersten Versuche des Institutes schlugen fehl. Zwar konnte sehr leicht durch die Eisendüngung die Planktonproduktion angekurbelt werden. Dieses wurde aber schnell von Zooplankton, einzelligen Tieren und Larven, weggefressen, so daß deren Atmung das vorübergehend gebundene Kohlendioxid wieder in die Atmosphäre entweichen ließ. Erst bei einer teuren und sehr arbeitsaufwendigen Methode im vergangenen Jahr konnte eine Reduzierung des CO2-Gehaltes im Meereswasser erreicht werden. Zum Einsatz kommen könnte die Eiseneinspeisung allerdings nur auf zwanzig Prozent der Ozeanflächen, an ihren südlichen Rändern und in Teilen des Pazifiks. Alle übrigen Meeresgebiete sind mit Eisen bereits gesättigt. Experten wie der Klimaforscher Tsung-Hung Peng von der US-Behörde für Ozeane und Atmosphäre in Miami warnen sowieso davor, die positiven Ergebnisse des kurzfristigen Feldversuches auf die lange Frist zu übertragen: Sinke im kühlen Süden mehr CO2 in die Tiefe, werde dies durch die erhöhte Verdunstung am Äquator ausgeglichen. Außerdem nütze die Eisendüngung ohne nachhaltige Zufuhr von Stickstoff und Phosphaten nichts. Sally Chisholm vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) kritisiert den gesamten Denkansatz: „Es ist naiv bis arrogant zu glauben, wir könnten an einer so großen Schraube drehen und dabei alle ökologischen Folgen vorhersehen und kontrollieren.“ ulk


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mare No. 1

No. 1April / Mai 1997

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