Überraschungen aus der Tiefsee
Mehr als hundert neue Tierarten konnten Wissenschaftler jetzt vor der südwestafrikanischen Küste entdecken. Zoologen der Ruhr-Universität Bochum und des Senckenberg Instituts Frankfurt waren ihnen auf einer vierwöchigen Tiefsee-Expedition ins bislang unerforschte Angolabecken auf die Spur gekommen. Rund 1000 Kilometer vor dem Festland gelegen, ist es weit nährstoffärmer als küstennahe Gewässer. Der Meeresboden reicht dort bis in eine Tiefe von 5000 Metern. Überrascht waren die Zoologen von der Fülle an Lebensformen; hier leben Kleinkrebse, Muscheln und Schwämme sowie skurrile Fische mit Teleskopaugen und Leuchtorganen. Das knappe Nahrungsangebot sorgt allerdings dafür, dass die meisten Tiefsee-Arten nur wenige Millimeter oder Zentimeter groß werden und nur sehr wenige Tiere pro Quadratmeter vorkommen. Die Ursache für den unerwarteten Artenreichtum ist noch unklar. „Offenbar gibt es dort unten viele ökologische Nischen, die wir noch nicht kennen“, vermutet Wolfgang Wägele, Projektleiter von der Ruhr-Universität. Mindestens zwei Jahre wird die Auswertung der Proben noch in Anspruch nehmen. broe
Weltrekorde im Extremen
Während bei den Olympischen Spielen Extremsportler um Goldmedaillen wetteiferten, tauschten sich 400 Wissenschaftler auf einem Internationalen Kongress in Hamburg über die Höchstleistungen ihrer Forschungsobjekte aus, der so genannten „Extremophilen“. Das sind Organismen, die unter den unwirtlichsten Bedingungen leben, etwa Bakterien in drei Kilometer tiefen Erdölbohrlöchern oder an über 100 Grad Celsius heißen untermeerischen Quellen. Rekordhalter ist das Urbakterium Pyrolobus fumarii, das Temperaturen von 113 Grad Celsius überlebt. Speziell angepasste Mikroorganismen fanden japanische Forscher auch an der tiefsten Stelle des Ozeans: im Westpazifik im 11000 Meter tiefen Marianengraben, unter dem enormen Druck von 1100 bar im zwei Grad kalten Wasser. Eine Sensation sind die Funde von „höher“ entwickelten Einzellern wie Wimperntierchen und Amöben. Im Gegensatz zu Urbakterien besitzen sie einen Zellkern wie der Mensch auch. Karl Otto Stetter, Pionier der Extremophilen-Forschung und Professor an der Universität Regensburg (Porträt in mare No.17), fand auf dem heißen Meeresboden vor der Liparischen Insel Vulcano ein Wimperntierchen, das bei 50 Grad optimal wächst. In einer heißen Quelle im Yellowstone-Nationalpark überlebt eine Amöbe sogar Temperaturen von 60 Grad. Noch ist es ein Rätsel, wie Zell-Eiweiße so hohen Temperaturen standhalten können. Die Forscher erhoffen sich von solchen „Lebewesen in der Bratpfanne“ großen biotechnologischen Nutzen, etwa für die Textil- oder Pharmaindustrie. og
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