Neues aus der Meeresforschung

Nachrichten aus den Meeresforschungsinstituten der Welt

Université Paris-Sorbonne und Universität Greifswald
Garnelen mit starken Nerven

Im Atlantik gibt es hydrothermale Quellen, an denen bis zu 300 Grad heißes Wasser aus dem Meeresgrund schießt. Diese sogenannten Schwarzen Raucher sind reich an chemischen Substanzen wie Eisen, Methan oder Schwefel, die Bakterien als Nahrung dienen. Von den Bakterien wiederum ernähren sich andere Meerestiere wie etwa die Garnele Rimicaris exoculata. Das Problem für die Garnelen: Sie dürfen den Schwarzen Rauchern nicht zu nahe kommen, sonst würden sie gekocht. Wie aber schaffen es die Garnelen, dies zu vermeiden – bei absoluter Finsternis? Ein deutsch-französisches Biologenteam der Université Paris-Sorbonne und der Universität Greifswald glaubt, dass die Garnelen ein gutes Orientierungsvermögen haben. „Wir haben das Nervensystem der Garnelen genauer untersucht und festgestellt, dass der Teil ihres Gehirns, der mit dem Lernen und dem räumlichen Gedächtnis verknüpft ist, besonders groß ist“, sagt der Neurobiologe Steffen Harzsch, Professor am Zoologischen Institut und Museum der Universität Greifswald. Die französischen Kollegen hatten mithilfe kleiner Druckkammern lebende Exemplare aus 4000 Meter Tiefe an die Oberfläche geholt. Im nächsten Schritt untersuchten die deutschen Forscher mittels Röntgentomografie und Laserscanmikroskopie das Nervensystem der Tiere.


Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, Kiel
Algen profitieren von Viren

Viren sind hauptsächlich als Erreger von Krankheiten bekannt. Laut einem internationalen Forscherteam können bestimmte Viren für andere Meeresorganismen aber auch von Nutzen sein. Als Beispiel nennen Experten des Geomar in Kiel, aus Japan und den USA die sogenannten Kragengeißeltierchen, eine Gruppe einzelliger Lebewesen. Die Forscher entdeckten in einer Kragengeißeltierchenart ein Virus, dessen Erbgut die Bauanleitung für das lichtempfindliche Protein Rhodopsin enthält, das auch im Auge des Menschen zu finden ist und durch Sonnenlicht aktiviert wird. Dies, so die Forscher, sei ein Hinweis darauf, dass die sonst räuberisch lebenden Kragengeißeltierchen auch Sonnenlicht als Energiequelle nutzen können, wenn sie mit dem Virus infiziert sind. Auch sei es denkbar, dass sich die Einzeller mithilfe der Rhodopsinmoleküle orientieren. Die Erkenntnis ist bemerkenswert, weil sie zeigt, dass Viren die Eigenschaften anderer Meeresorganismen und damit letztlich die Ökosysteme im Meer beeinflussen können. Offenbar haben Viren hier eine weitaus wichtigere Rolle als bisher angenommen.


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No. 137Dezember 2019 / Januar 2020

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