Das Leben im Meer erzählt uns beinahe täglich neue, verblüffende Geschichten, die unser Bild von der Natur auf den Kopf stellen. So staunte die Welt im vergangenen Sommer über Meeresnacktschnecken, die in futterarmen Zeiten Nahrung mithilfe von Sonnenlicht erzeugen. Die nötigen Zellbausteine stehlen sie von Algen und machen sie sich zunutze. Und erst kürzlich entdeckten Forscher im westlichen Pazifik Tiefseewürmer, die selbst in der giftigen Umgebung hydrothermaler Quellen gedeihen. Ihr Geheimnis: Sie verwandeln Schwermetalle und andere Gifte des heißen Quellwassers in weniger schädliche Verbindungen – und schimmern dabei goldgelb.
Doch das sind nur zwei von 248 000 Geschichten. Eine für jede derzeit bekannte Art des Meeres: von mikroskopisch kleinen Algen und Kleinstkrebsen über Pilze, Schwämme und Muscheln bis zu den Giganten des Ozeans – Bartenwale, Haie, Tange, Robben und Tintenfische. Und Jahr für Jahr kommen rund 2300 neu beschriebene Arten hinzu.
Immer häufiger entlocken wir den Lebensgemeinschaften des Ozeans aber auch Geschichten des Wandels. Sie handeln etwa von Blauwalen vor der Küste Australiens, deren Bestände sich seit dem Walfangverbot zwar langsam erholen, die jedoch auffallend mager sind. Vermutlich finden die Meeresriesen infolge des Klimawandels in ihren angestammten Futtergründen nicht mehr genug Nahrung – ein Zeichen für tiefgreifende Veränderungen im Nahrungsgefüge des Meeres.
Jede dieser Geschichten vom Leben im Meer verlangt unsere Aufmerksamkeit, denn es geht um nichts Geringeres als einen Grundpfeiler menschlicher Existenz. Gesunde marine Ökosysteme sichern uns Nahrung, Einkommen, Atemluft und den Schutz der Küsten. Sie schenken uns außerdem Sport, Spaß und Abenteuer, und sie nehmen CO2 aus der Atmosphäre auf und speichern es für lange Zeit – eine Funktion, deren Bedeutung mit der rasant voranschreitenden Erderwärmung immer weiter wächst.
Doch wer lebt im Ozean und erbringt all jene Leistungen, die wir längst für selbstverständlich halten? Welche Gesetzmäßigkeiten bestimmen den Artenreichtum und damit die Vielfalt der Funktionen, von denen wir profitieren? Und vor allem: Wie lässt sich der vom Menschen verursachte Artenrückgang im Meer stoppen – oder sogar umkehren?
Diesen und vielen weiteren Fragen zum Leben im Meer widmet sich der neue „World Ocean Review 9: Marine Biodiversität – das vitale Fundament unserer Meere“ („WOR 9“). In der von der UN ausgerufenen „Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung“ versucht die neunte Ausgabe, dem abstrakten Begriff Artenvielfalt möglichst viel Leben einzuhauchen. Denn Schlagwörter allein bleiben blass – sie brauchen Geschichten und Gesichter, um sich im Bewusstsein zu verankern. Schließlich schützen wir Menschen nur, was wir kennen und als schön oder wichtig erachten.
Entstanden ist eine einzigartige Einführung in das Themenfeld der marinen Biodiversität – reich an Beispielen, Zahlen, Definitionen und aktuellen Forschungsergebnissen zu den Mustern und Mechanismen des Lebens im Meer. Der neue „WOR“ erläutert kompakt und verständlich sowohl den Einsatz neuer wissenschaftlicher Werkzeuge wie Meta-barcoding und KI als auch die sich gegenseitig verstärkenden Treiber des Artenrückgangs: vom globalen Klimawandel über die Verschmutzung bis hin zur Ausbeutung von Ressourcen wie Fisch, Sand oder fossilen Energieträgern.
Der neue „WOR“ ist jedoch mehr als ein Protokoll menschlicher Zerstörungskraft; er vermittelt auch Hoffnung. Denn wir wissen längst, wie sich das Leben im Meer und seine Funktionen erhalten und nachhaltig nutzen lassen. Noch liegt es in unserer Hand, dass sich geschädigte Lebensräume im großen Stil erholen – und zwar innerhalb der nächsten 25 Jahre.
Wie uns diese überlebenswichtige Kehrtwende im Umgang mit dem Ozean gelingen kann, zeigt der „WOR 9“ in mehreren Kapiteln. Eines erzählt von bisherigen Schutzerfolgen und davon, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit sich geschädigte Lebensräume und Populationen wieder entfalten können.
Ein weiteres Kapitel untersucht, wie effektiv Meeresschutzgebiete das Leben im Meer bewahren – und welchen Nutzen sie für die Menschen an den Küsten haben. Viel Raum widmet die Ausgabe auch eingeschleppten Arten. Während gebietsfremde Spezies an Land oft katastrophale Folgen für die einheimische Natur haben, zeigt sich die Artenwanderung im Meer als vielschichtiger Prozess, dessen endgültige Bewertung schwerfällt.
Zum Schluss richtet der „WOR 9“ den Blick auf die internationale Meerespolitik. Er zeigt, welche politischen und gesellschaftlichen Hürden den Schutz der Ozeane bisher bremsen und wo sich neue Wege öffnen. Das UN-Abkommen zum Hochseeschutz etwa könnte helfen, die Meere zu retten.
Gesund und widerstandsfähig sind Ozeane nur, wenn in ihren Lebensgemeinschaften Vielfalt herrscht – in Erbanlagen, Gestalt, Eigenschaften und Funktionen. Diese Vielfalt zu verstehen, ist der erste Schritt, um sie zu bewahren. Der neue „World Ocean Review 9“ vermittelt das Wissen und die Geschichten, die wir dafür brauchen.
„World Ocean Review 9: Marine Biodiversität – das vitale Fundament unserer Meere“, 224 Seiten.
Kostenlos bestellen (Druckexemplar) oder herunterladen unter www.worldoceanreview.com.
Sina Löschke hat das Medien- und Kommunikationsgeschäft an der Universität Hamburg sowie an der Henri-Nannen-Journalistenschule von der Pike auf gelernt und später auf beiden Seiten der Wissenschaftskommunikation gearbeitet: zuerst zehn Jahre lang als Wissenschaftsredakteurin im GEO-Kindermagazin GEOlino, später als stellvertretende Pressesprecherin des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. Sie betreibt das Redaktionsbüro Schneehohl.
| Lieferstatus | Lieferbar |
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| Vita | Sina Löschke hat das Medien- und Kommunikationsgeschäft an der Universität Hamburg sowie an der Henri-Nannen-Journalistenschule von der Pike auf gelernt und später auf beiden Seiten der Wissenschaftskommunikation gearbeitet: zuerst zehn Jahre lang als Wissenschaftsredakteurin im GEO-Kindermagazin GEOlino, später als stellvertretende Pressesprecherin des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. Sie betreibt das Redaktionsbüro Schneehohl. |
| Person | Von Sina Löschke |
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