Im Netz der Wale

Buckelwale ernähren sich, wenn nicht von Luft, so doch mithilfe der Luft. Eine raffinierte Jagdtechnik, die die Riesen erst in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt haben, verschafft ihnen reiche Beute

Kleine Fische sind redensartlich etwas, das die Mühe nicht lohnt. Die bis zu 15 Meter langen Buckelwale jedoch halten es mit dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“. Sie leben vor allem von der Jagd auf Schwarmfische wie Hering, Sandaal oder Sardine. Natürlich kann ein tonnenschwerer Wal dabei nicht jedem Hering einzeln nachjagen.

Wie alle Bartenwale besitzen Buckelwale vom Oberkiefer herabhängende, fein gefiederte Hornplatten, die sogenannten Barten, mit denen sie ihre Beute im großen Stil aus dem Wasser sieben. Dank ihres extrem dehnbaren Kehlsacks kann ihr Maul die Wassermenge eines kleinen Schwimmbads aufnehmen. Das Wasser wird anschließend durch die dicht stehenden Barten gepresst, zurück bleibt alles Fressbare, vom winzigen Ruderfußkrebschen bis zur ausgewachsenen Makrele.

Ist der Wal etwa auf Planktonorganismen aus, die kaum zu gezielten Ausweichbewegungen fähig sind, ist der Erfolg dieser Methode allein eine Geduldsfrage. Um einen ganzen Fischschwarm zu erbeuten, müssen die auf Fischfang spezialisierten Buckelwale der nördlichen Hemisphäre dagegen eine wesentlich raffiniertere Technik einsetzen, um auf ihre Kosten zu kommen. Sie fischen meist in Gruppen von bis zu zwölf Tieren, indem sie kreisförmige Netze aus Luftblasen auslegen und so die Fische an der Flucht hindern. Anschließend brauchen sie nur noch mit geöffnetem Maul von unten durch den eingepferchten Schwarm tauchen. So erwischen sie auf einen Schlag Hunderte oder gar Tausende von Fischen.

Man kennt dieses Verhalten schon lange und konnte auch in Experimenten zeigen, dass die Blasenvorhänge für typische Beutetiere wie Heringe eine kaum überwindbare Barriere darstellen. „Aber was sich dabei genau unter Wasser abspielt, konnten wir nur erahnen“, sagt David Wiley, Forschungsdirektor des Stellwagen Bank National Marine Sanctuary, einer Schutzzone vor Massachusetts’ Küste.

Das änderte sich mit der Entwicklung so genannter Digital Acoustic Recording Tags, kleiner elektronischer Geräte, die mit Saugnäpfen am Wal befestigt werden und kontinuierlich Daten über Tauchtiefe, Bewegungsrichtung und Lage des Wales, aber auch Geräusche wie jene des Blasenausstoßens aufzeichnen. Nach einigen Stunden lösen sich die Sonden von selbst ab und schwimmen zur Oberfläche, wo die Forscher sie mithilfe eines Peilsignals einsammeln und die Daten auslesen.


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mare No. 99

No. 99August / September 2013

Von Georg Rüschemeyer

Buckelwale stehen ganz oben auf der Liste der Tiere, die Georg Rüschemeyer, Jahrgang 1970, freier Wissenschaftsjournalist im britischen York, gerne einmal mit eigenen Augen sehen würde. Gelegenheit hätte es 2008 an der deutschen Küste gegeben: Damals verirrte sich ein Buckelwal in die Ostsee.

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Vita Buckelwale stehen ganz oben auf der Liste der Tiere, die Georg Rüschemeyer, Jahrgang 1970, freier Wissenschaftsjournalist im britischen York, gerne einmal mit eigenen Augen sehen würde. Gelegenheit hätte es 2008 an der deutschen Küste gegeben: Damals verirrte sich ein Buckelwal in die Ostsee.
Person Von Georg Rüschemeyer
Vita Buckelwale stehen ganz oben auf der Liste der Tiere, die Georg Rüschemeyer, Jahrgang 1970, freier Wissenschaftsjournalist im britischen York, gerne einmal mit eigenen Augen sehen würde. Gelegenheit hätte es 2008 an der deutschen Küste gegeben: Damals verirrte sich ein Buckelwal in die Ostsee.
Person Von Georg Rüschemeyer