Im Kielwasser

Das Beste zum Schluss

Kraut oder Prügel

Zwölf Schläge mit der neunschwänzigen Katze hatten zwei Seeleute schon kurz nach Beginn der ersten Weltumsegelung von James Cook erdulden müssen. Auf die Nachfrage des darüber entsetzten Joseph Banks, Botaniker der Expedition, erklärte Cook den Grund der Strafe: „Matrosen, die sich weigern, Sauerkraut zu essen, werden ausgepeitscht.“ Dabei wäre fast gar keines an Bord gekommen. Der Schiffsarzt hatte die Fässer beim Beladen zunächst aussortiert. Von Cook zur Rede gestellt, entschuldigte sich Dr. Monkhouse: „Ich hatte es für einen Irrtum gehalten, Sir. Kein englischer Seemann isst deutsches Sauerkraut.“ Cook sorgte auf seine Weise dafür, dass Dr. Monkhouse nicht Recht behielt. Mit Sauerkraut wollte der Entdeckungsreisende das große Problem monatelanger Seefahrten anpacken, das vor ihm keiner lösen konnte: Skorbut. An der Vitaminmangel-Krankheit waren regelmäßig viele Seeleute gestorben, auf mancher Reise jeder Dritte. Der Grund: Es waren keine frischen Speisen bekannt, die sich in tropischen Breitengraden lange genießbar hielten – bis Cook das Sauerkraut, reich an Vitamin C, für die Royal Navy entdeckte. Ergebnis: Niemand aus seiner Mannschaft erkrankte an Skorbut, ein Novum. ulk


Bismarcks Hering

Nein, der Hering gehörte nicht zu Bismarcks Lieblingsspeisen, obwohl der kleine Silberfisch einmal ein vornehmes Gericht war. Dass er dennoch den Namen des preußischen Staatsmannes trägt, geht auf den Einfallsreichtum des Kaufmanns Johann Christian Friedrich Wiechmann zurück, dem Besitzer einer Fischkonservenfabrik in Stralsund. Zu seinen gepriesenen Delikatessen zählte der sauer eingelegte, entgrätete Ostseehering. Der clevere Propagandist schickte dem Reichskanzler 1871, anlässlich dessen ersten Geburtstages im neuen Amt, ein ganzes Holzfass voller Heringe. Bismarck übermittelte dem Gratulanten artig ein persönliches Dankschreiben, woraufhin dieser gleich mit einem zweiten Fass nachsetzte. Im Begleitschreiben trug er ihm an, Namenspatron der schmackhaften Fischspezialität zu werden. Bismarck willigte ein, der „Bismarckhering“ war geboren, und Wiechmann machte großes Geld mit dem kleinen Fisch. Heute wird er, mit Salatblatt und Zwiebeln ins Brötchen geklemmt, aus der Hand gegessen. bs


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mare No. 17

No. 17Dezember 1999 / Januar 2000

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