Im Kielwasser

Das Beste zum Schluss

Kosmetik aus Düsentriebs Labor

Es handelt sich um eine der teuersten Crèmes der Welt: 340 Mark für 60 Milliliter. Vor knapp 50 Jahren entwickelt, in den USA lange Jahre ein kaum erhältliches Kultprodukt und erst seit kurzem auch in ausgewählten Geschäften Deutschlands zu haben: „La Mer“. Die Seetang-Mixtur, versetzt mit Aminosäuren und Vitaminen, soll allerlei Hautprobleme, unerwünschte Alterungsprozesse oder auch Akne und sogar Schuppenflechte lindern. Das Besondere an der Crème allerdings ist ihre Entstehungsgeschichte à la Daniel Düsentrieb: Der Deutsch-Amerikaner Max Huber hatte 1953 in Diensten der Raumfahrtagentur Nasa Raketentreibstoff getestet. Bei einer Explosion erlitt er schwere Verbrennungen im Gesicht, kündigte umgehend und begann, das geeignete Medikament für sich zu erfinden. Huber entwickelte ein Verfahren, bei dem ein minimaler Einsatz von Konservierungsmitteln die Wirksamkeit der Ingredienzen kaum beeinträchtigt. Bis er 1991 starb, vertrieb der Erfinder die von Hand abgefüllte Crème selbst. Pop- und Filmstars wie Cher, Sharon Stone, Jeanne Moreau und Elton John zählten zu seinen Kunden. Auch nachdem der Estée-Lauder-Konzern von Hubers Tochter die Lizenz erworben hatte, erfreuten sich Verkaufsstellen wie das Nobel-Kaufhaus „Saks“ in New York langer Wartelisten. dw


Neue Kreidezeit

Ein Landkreis in der Kreide – auf Deutschlands größtem Eiland sieht man das eher als Segen. Dem fossilen Erbe der Insel Rügen werden nämlich therapeutische Wunderkräfte zugeschrieben, vor allem bei Gelenkentzündungen, Arthrosen, Wirbelsäulenproblemen, Neuralgien oder Hauterkrankungen. Vorausgesetzt, man kriegt seine Packung. Noch besser ist ein Bad in dem milchigen Matsch, der neben kohlensaurem Kalk und Kieselsäure sogar das Vitamin B12 enthält. Im 19. Jahrhundert konnte sich noch jeder Rügen-Gast im heilsamen Schlamm wälzen, zu DDR-Zeiten ging die aufwendige Produktion der Heilkreide dagegen fast auf Null. Lediglich die SED-Nomenklatura genoss die weiße Pracht, und zwar im Selliner Cliff-Hotel, einer Nobel-Absteige des Zentralkomitees. Doch die steifen Greise machte bekanntlich auch der Rügener Superschlamm nicht beweglicher. Heute bietet das Cliff-Hotel seinen Mix aus der Heilkreide wieder allen an. Auch einige Arztpraxen auf der Insel haben den medizinischen Wert der „weißen Schwester vom Moor“ erkannt und offerieren Fango-Anwendungen, etwa nach Gelenk- und Knochenoperationen. Kreidewickel sollen zudem bei Heiserkeit helfen – eine Therapie, die so ähnlich ja schon der Kreide fressende Wolf im Märchen zu schätzen wusste. bra


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mare No. 19

No. 19April / Mai 2000

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