Im Kielwasser

Das Beste zum Schluss

Schnuller für Krebse

Lustig sahen sie aus, mit Augen am Stiel und so komischen Armen am Kopf. Dem Kind, im Arm des Vaters und weit gebeugt über das Becken voller Krebse, fiel vor Staunen der Schnuller aus dem Mund. So geschehen vor gut fünf Jahren im Meeresaquarium des dänischen Thyborøn am Limfjord. Als man kurz darauf nach den Krebsen sah, trugen diese den Dauerlutscher in ihrer Mitte. Mehr noch: Jegliches Scheren-Getier schien mit dem Ding zu spielen, in einer Passion, wie sie wohl nur Hartschalige für alles Weiche entwickeln können.

„Es wirkte, als würden sie den Schnuller umarmen oder übermütig vor sich hertreiben“, erinnert sich, wer dabei gewesen. Oder wer es seither sah. Denn von nun an wurde es zur Tradition, die plastenen Kaugummis ins Aquarium fallen zu lassen. Vor allem Mütter wissen dies zu schätzen, die vordem noch an sämtlichen Methoden scheiterten, ihrem Sprößling den Nuckel auf ewig zu entreißen. Die Mitarbeiter berichten von Kindern, die ihren Schnuller nach Jahren wiederentdecken wollen – und dann enttäuscht sind, wenn sie ihn nicht unter dem seither stetig gewachsenen Nuckel-Berg finden können. An die 800 Exemplare zählt man mittlerweile auf dem Grund des dänischen Mini-Meeres, und noch scheint der Spieltrieb der Thyborøner Krebse längst nicht erlahmt. hw


Unterwasser-Cowboys

Besucher von Meeresaquarianern schrecken schon mal nächtens hoch, weil das Aquarium geplatzt ist. Zumindest glauben sie das im ersten Schock. Doch Schuld ist nicht eine geborstene Scheibe, sondern ein kaum daumengroßer Bewohner des wässrigen Refugiums: der so genannte Knallkrebs, besser bekannt als Pistolenkrebs. Die „Waffe“ dieser zu den Dekapoden zählenden Garnele ist eine übergroße Schere. Wird sie zusammengeschlagen, schießt ein Wasserstrahl mit der Rasanz von 25 Metern pro Sekunde hervor. Durch die Druckveränderung bei der extrem hohen Geschwindigkeit entsteht eine Kavitationsblase, die gleich darauf wieder platzt. Dieser Kollaps erzeugt den Knall. Und zwar so laut, dass Kolonien von Pistolenkrebsen immer wieder militärische Sonaranlagen vor den Küsten Floridas empfindlich stören. Vorwiegend aber nutzt das schießwütige Tier seine Fähigkeit, um damit Beute zu lähmen. Männliche Exemplare, fanden Wissenschaftler heraus, schießen dabei aus kürzerer Distanz und vor allem ziemlich treffsicher. Meistens jedenfalls: Hin und wieder zeugen kirschkerngroße Löcher in den Schwanzflossen anderer Fische von fatalen Zielfehlern der submarinen Cowboys. jur


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mare No. 27

No. 27August / September 2001

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