Im Kielwasser

Das Beste zum Schluss

Sintflut marsch – nur, wohin?

Eine Apokalypse, rund 7600 Jahre her: Am Bosporus brach ein natürlicher Damm, die Flut ergoss sich mit der 200fachen Wucht der Niagarafälle aus dem Marmarameer ins Schwarze Meer – ein Binnensee, der damals noch 150 Meter tiefer lag. Die Anwohner ertranken. So habe sich die biblische Sintflut zugetragen, glauben die US-Meeresgeologen Walter Pitman und William Ryan. Für die Katastrophe machen sie das Schmelzen der Gletscher am Ende der letzten Eiszeit verantwortlich: Das Schmelzwasser erhöhte die Pegel der Ozeane um 130 Meter. Als das Mittelmeer vor 12000 Jahren so weit angestiegen war, dass es sich ins Marmarameer ergoss, dauerte es weitere gut 4500 Jahre, bis auch der Bosporus überschwappte. Forscher um den kanadischen Geologen Ali Aksu dagegen meinen, das Wasser sei umgekehrt geflossen, also vom Schwarzen ins Marmarameer. Aksu und seine Kollegen fanden im Marmarameer einen Sedimentfächer, wie er an Flussmündungen entsteht. Diesen hinterließ vor 10000 Jahren der Strom des Schwarzen Meeres, als er ins 20 Meter tiefer gelegene Marmarameer überlief. Aksu zufolge hatte zuvor das Schmelzwasser das Schwarze Meer aufgefüllt. Schichten organischen Schlicks zeugten ebenfalls davon, dass leichtes Süßwasser aus dem Schwarzen Meer ins Marmarameer geflossen sei. Wie ein Deckel habe es sich auf das schwere Salzwasser gelegt, das daraufhin an Sauerstoff verarmt sei und Tier- und Pflanzenreste nicht verwesen ließ. Der Tübinger Geologe Michael Sperling stieß allerdings auf eine 8300 Jahre alte Schicht, die belegt, dass das Wasser eine Zeit lang wieder gut mit Sauerstoff durchlüftet war. Das also würde doch einen Durchbruch des Bosporusdamms nahelegen. Die ins Schwarze Meer stürzenden Wassermassen hätten sauerstoffreiches Tiefenwasser aus dem Mittelmeer ins Marmarameer gesogen. Ryan und Pitman freuten sich und korrigierten flugs das Datum ihrer These: Die Sintflut habe dann eben vor 8300 Jahren stattgefunden. ab


Feuer aus allen Rohren

Feuer spuckende Schiffe waren die Wunderwaffe der byzantinischen Flotte. Aus schwenkbaren Kupferrohren am Bug schossen die Kanoniere mit hohem Druck Salven einer brennen- den Substanz auf die Angreifer. Das Feuer fraß sich durch Schiffsplanken und loderte sogar auf dem Wasser weiter. Es galt als unlöschbar. Jene Waffengewalt war es dann auch, die im Jahr 678 die arabischen Belagerer Konstantinopels das Fürchten lehrte. Fast alle Schiffe der Angreifer gingen verloren. Ein halbes Jahrhundert später wurde die Stadt am Bosporus ein weiteres Mal mit Hilfe des antiken Flammenwerfers vor der Invasion gerettet. Als Erfinder wird ein Syrer namens Kallinikos genannt – wie und was er da genau braute, war jedoch Staatsgeheimnis. In überlieferten Rezepturen, deren Produkte jedoch keine vergleichbare Zerstörungskraft entwickeln konnten, ist die Rede von Inhaltsstoffen wie Petroleum, Salpeter, Schwefel und Harz. Auch Naptha, ein Rohbenzin, wird in zeitgenössischen Schriften erwähnt. Aber jeglicher Versuch, das hygrón pyr („flüssiges Feuer“) zu kopieren, scheiterte. mir


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mare No. 46

No. 46Oktober / November 2004

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