Gerhard Lickfett, MS „Schwabenstein“

Wer erzählt die besten Geschichten vom Meer? Menschen, die den Ozean erlebt haben.

Der Name des kolumbianischen Kaffeehafens Buenaventura klingt wie eine schöne Melodie, aber die Realität erinnerte mich an ein Klagelied von heruntergekommenen Gebäuden, Abfall und Verfall. Vor allem galt es, wegen der mörderischen Kriminalität vorsichtig zu sein. Wer am schnellsten schoss, der hatte Recht in Buenaventura.

Während eines Landgangs gerieten einige Offiziere und ich, im Dezember 1980 Erster Offizier an Bord des Frachters „Schwabenstein“, in einen Raubüberfall auf ein Lohnbüro. Eine wilde Schießerei zwischen Gangstern und Soldaten begann. Ich lag im Staub der Straße und konnte beobachten, wie sich ein Uniformierter beim Hantieren mit seinem Gewehr in den Fuß schoss. Statt eines Krankenwagens kam später ein Gabelstapler und fuhr den winselnden Verletzten ab.

Wir hatten auf dieser Reise der „Schwabenstein“ Industriegüter gelöscht und legten an einem Samstag um sechs Uhr morgens ab, mit Kurs Valparaíso in Chile. Auf der Brücke galt erhöhte Wachsamkeit, denn die Gewässer waren wegen der Überfälle von Piraten gefürchtet. Erst einige Tage zuvor hatten Seeräuber einen japanischen Frachter im Hafen überfallen und die Besatzung unter Waffen gezwungen, Uhren und Ringe auszuhändigen. Piraten sind skrupellose Kriminelle, die nichts zu verlieren haben, weil sie der Hunger treibt. Wie gefährlich sie sind, habe ich in meinen Jahren auf See mehrfach erfahren. Bei meiner ersten Begegnung mit Seeräubern war ich 19 und hatte Wache, als Matrose auf dem Frachter „Dortmund“. Sie kamen in einer dunklen Nacht zwischen den indonesischen Inseln Java und Madura und zogen sofort ihre Messer. Dank einer waghalsigen Flucht über die Aufbauten konnte ich mich damals retten und Alarm schlagen. Die Angreifer wurden vertrieben.

Mit 13 Knoten liefen wir durch den Pazifik vor Buenaventura. Wir setzten den Lotsen ab, und ich beobachtete, dass wir durch eine Gruppe von kleinen Fischerbooten fuhren, die in der Fahrrinne trieben. Dann empfingen wir einen Funkspruch auf dem Notrufkanal. „Schwabenstein, Sie werden geentert!“, rief der Lotse. Es war 7.33 Uhr.


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mare No. 66

No. 66Februar / März 2008

Aufgezeichnet von Stefan Krücken Foto: Achim Multhaupt

Achim Multhaupt wurde 1967 in Dortmund geboren. Er studierte Fotodesign an der dortigen Fachhochschule. Seine Schwerpunkte sind Porträtfotografie und Bildjournalismus, er arbeitet für nationale und internationale Magazine. Er lebt in Hamburg.

Gemeinsam mit Stefan Krücken hat er das Buch Orkanfahrt. 25 Kapitäne erzählen ihre besten Geschichten im Ankerherz Verlag veröffentlicht, die ursprünglich in der Rubrik „Käpitäne“ in mare erschienen sind. Weitere Bücher folgten.

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Vita Achim Multhaupt wurde 1967 in Dortmund geboren. Er studierte Fotodesign an der dortigen Fachhochschule. Seine Schwerpunkte sind Porträtfotografie und Bildjournalismus, er arbeitet für nationale und internationale Magazine. Er lebt in Hamburg.

Gemeinsam mit Stefan Krücken hat er das Buch Orkanfahrt. 25 Kapitäne erzählen ihre besten Geschichten im Ankerherz Verlag veröffentlicht, die ursprünglich in der Rubrik „Käpitäne“ in mare erschienen sind. Weitere Bücher folgten.
Person Aufgezeichnet von Stefan Krücken Foto: Achim Multhaupt
Vita Achim Multhaupt wurde 1967 in Dortmund geboren. Er studierte Fotodesign an der dortigen Fachhochschule. Seine Schwerpunkte sind Porträtfotografie und Bildjournalismus, er arbeitet für nationale und internationale Magazine. Er lebt in Hamburg.

Gemeinsam mit Stefan Krücken hat er das Buch Orkanfahrt. 25 Kapitäne erzählen ihre besten Geschichten im Ankerherz Verlag veröffentlicht, die ursprünglich in der Rubrik „Käpitäne“ in mare erschienen sind. Weitere Bücher folgten.
Person Aufgezeichnet von Stefan Krücken Foto: Achim Multhaupt