Ganz schön kalt

Im äußersten Nordosten des Pazifischen Ozeans, in den unbekannten eisigen ­Ge­wässern im Golf von Alaska und vor der kanadischen Westküste, fand der renommierte US-Werbefotograf Dave Hall eine unerwartete Lebenswelt vor

Wer im pazifischen Nordwesten unterwegs ist, tut dies am liebsten zu Fuß. Er erwandert die dicht gesäten Nationalparks, erlebt herrliche, raue Klippen, geschützte Buchten, einsame Strände, majestätische Vulkane, gigantische Redwoodbäume, Wasserfälle, Urwald, türkisblaue Seen und blühende Wiesen. Aber keiner geht ins Meer.

Geografen nennen die Region Pazifischer Nordwesten, obwohl sie im Nordosten des Ozeans liegt, eine Frage der Perspektive. Wie auch immer: Gemeint ist der 2000 Kilometer lange Küstenstreifen von Nordkalifornien über British Columbia bis nach Alaska. Viele sagen, Vancouver Island, jene sturmerprobte Insel vor den Toren der kanadischen Metropole, sei das Herzstück dieser wilden, naturbelassenen Gegend, wo Bären sich Lachse aus den Flüssen angeln und wo Sträucher, Moose und alte Bäume den Tieren auf dem Festland den perfekten Lebensraum bieten.

Auch unter Wasser ist das Ökosystem weitgehend intakt. „Die nährstoffreichen Strömungen im heftig bewegten kalten Wasser liefern die Lebensgrundlage für Heringe, Orcas und viele mehr“, erklärt Biologin und Umweltaktivistin Sarika Cullis-Suzuki, die in British Columbia aufwuchs und die Meeresregion wie kaum jemand kennt. „Der Pazifische Nordwesten ist auch die Heimat von über einem Dutzend Haiarten, vom scheuen Hornhai über den flachen Engelhai bis hin zum berühmten Weißen Hai, von dem einige der größten Exemplare an der Pazifikküste gesichtet wurden.“ Außerdem leben allein fünf Arten des Pazifischen Lachses in dieser Meeresregion.

Schon Tauchpionier Jacques Cousteau schwärmte von der Schönheit der dortigen Unterwasserwelt. Warum sie dennoch von den meisten gemieden wird, lässt sich einfach erklären: Touristen und Wissenschaftler finden es spannender, in tropischen Gewässern zu tauchen, etwa an Korallenriffen, weil dort die Biodiversität deutlich höher ist. Außerdem ist das Meer vor Kanadas Westküste empfindlich kalt – der rechtsdrehende Nordpazifikwirbel bringt polares Wasser. Es gibt starke Strömungen, die einem zu schaffen machen, und dichtes Plankton versperrt die Sicht.


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mare No. 105

No. 105August / September 2014

Von Georg Rüschemeyer und David Hall

Georg Rüschemeyer, Jahrgang 1970, freier Wissenschaftsjournalist im englischen York, hat sich als Taucher bisher nur in wärmere Gewässer gewagt. Für den Pazifischen Nordwesten würde er eine Ausnahme machen.

David Hall, geboren 1943, arbeitete früher als Radiologe, ehe er sich der Unterwasserfotografie widmete. Weitere Auskünfte zu seinem Bildband Unbekannte Kaltwasserwelten gibt es unter www.beneathcoldseas.com.

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Vita Georg Rüschemeyer, Jahrgang 1970, freier Wissenschaftsjournalist im englischen York, hat sich als Taucher bisher nur in wärmere Gewässer gewagt. Für den Pazifischen Nordwesten würde er eine Ausnahme machen.

David Hall, geboren 1943, arbeitete früher als Radiologe, ehe er sich der Unterwasserfotografie widmete. Weitere Auskünfte zu seinem Bildband Unbekannte Kaltwasserwelten gibt es unter www.beneathcoldseas.com.
Person Von Georg Rüschemeyer und David Hall
Vita Georg Rüschemeyer, Jahrgang 1970, freier Wissenschaftsjournalist im englischen York, hat sich als Taucher bisher nur in wärmere Gewässer gewagt. Für den Pazifischen Nordwesten würde er eine Ausnahme machen.

David Hall, geboren 1943, arbeitete früher als Radiologe, ehe er sich der Unterwasserfotografie widmete. Weitere Auskünfte zu seinem Bildband Unbekannte Kaltwasserwelten gibt es unter www.beneathcoldseas.com.
Person Von Georg Rüschemeyer und David Hall