Elvis – Rock ‚n’ Roll auf der Vulkaninsel

Hawaii wurde für den unbestrittenen King of Rock ’n’ Roll Elvis Presley Sehnsuchtsort und zweite Heimat

Hinter dem Vorhang streichelt er noch einmal seine Gitarre, die sein Talisman ist. Die nachtschwarze 1969er Gibson Ebony Dove hat er bei den meisten seiner ausverkauften, von Massenhysterien begleiteten Konzerte dabei. Dann, um 12.30 Uhr, leuchtet auf dem Monitor das flammenrote Signal „On Air“, der Sendestart zu „Aloha from Hawaii“, dem ersten via Satellit in viele Länder ausgestrahlten Fernsehlivekonzert eines Solokünstlers. Elvis Presley, Rock-’n’-Roll-Legende und Rekordmeister aller Popcharts, betritt an diesem 14. Januar 1973 unter den aufwühlenden Klängen von „Also sprach Zarathus­tra“ die Bühne im Kongresszentrum von Honolulu, Hawaiis Hauptstadt.

Als Presley die ersten beiden Songs spielt, „See See Rider“ und „Burning Love“, umklammert er aufgeregt den Mikrofonständer. Obwohl er mithilfe von Diätpillen fast 20 Kilogramm abgespeckt hat, zwackt ihn sein mit Strass und US-Adlern geschmücktes Capekostüm. Er scheint in Gedanken bei der nur einige Monate zurückliegenden Trennung von seiner Ehefrau Priscilla zu sein. Dann reißt sich der gefühlsame Champion zusammen. Er legt routiniert ein Konzert hin, bei dem Kritiker zwar seinen Hüftschwung aus Memphis-Zeiten und die akrobatischen Wirbel der ersten TV-Shows vermissen, das aber zur Sensation der Musikgeschichte wird: In Asien, dem Hauptkontinent der Liveausstrahlung, bricht das mit Riesentamtam angekündigte Spektakel jeden Rekord. Auf den Philippinen sitzen sogar 90 Prozent aller Besitzer eines TV-Geräts gebannt vor dem Kasten. Zeitversetzt gelangt das Konzert in die Wohnzimmer Europas, und im April bekommen die US-Bürger eine längere NBC-Fassung zu sehen. Zusammengerechnet lassen sich mehr als eine Milliarde Zuschauer in 40 Ländern von „Aloha from Hawaii“ faszinieren. Nicht einmal die ersten Schritte von Neil Armstrong auf dem Mond, im Juli 1969 direkt übertragen, erreichten diese Traumquote.

Auf der Insel reiben sich Touristikmanager und Hotelbesitzer zufrieden die Hände. Der Superstar hat den Namen Hawaii in die Welt getragen. Der Bürgermeister von Honolulu deklariert den 14. Januar zu einem nahezu religiös-feierlichen „Elvis Presley Day“. Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Idol als Botschafter für seine Rückzugsoase ins Zeug legt. Dabei hat er den Pazifikarchipel rein zufällig kennengelernt.

Es ist nicht Presley selbst, der 1957 Hawaii auswählt, um dort drei Konzerte zu geben. Drahtzieher ist sein mephistophelischer Manager Colonel Tom Parker. So wie der geschäftstüchtige Impresario vorher als Zirkusmanager mit dressierten Affen sein Geld verdiente, hält er Presley bis zu dessen Karriereende an der Leine. Parker will das Einsatzgebiet seines Schützlings ausweiten, schwankt zwischen Australien und Hawaii und lässt die Würfel entscheiden. So besteigt Presley am 5. November 1957 das Passagierschiff „Matsonia“ zu einer fünftägigen Passage nach Hawaii. Dass er nicht das Flugzeug nimmt, wie seine „Memphis Mafia“ genannten Bandmusiker und Hintergrundsänger, hat mit dem Einfluss seiner verehrten Mama zu tun. Gluckenmutter Gladys hat ihrem Sohn geraten, Flugzeuge zu meiden.

Bei seinen ersten Hawaii-Sessions ist Presley nicht nur erstaunt über die Gastlichkeit und Unbeschwertheit der Insulaner, die ihn unter polynesischen Leis, den Blütenkränzen, fast begraben, sondern auch über deren Disziplin. Weder fliegen, wie bei seinen sonstigen Auftritten, Damenunterwäsche und Teddybären auf die Bühne, noch übertönt hysterischer Jubel seine Stimme. Presley findet schnell Gefallen an der Postkartenidylle des Eilands, das 1959 der 50. Bundesstaat der Vereinigten Staaten wird. Regelmäßig macht er dort Ferien, besucht schroffe, nebelverhangene Vulkanhänge und makellose Traumstrände, von kristallklarem Wasser umspült. Vor allem aber schätzt er, dass Umgang und Traditionen lockerer sind als in seiner von Ku-Klux-Klan-Mief umwehten Südstaatenheimat. Nicht zu Unrecht wird die Insel mit sittlicher Freizügigkeit in Verbindung gebracht. Schon der Entdeckungsfahrer James Cook war im Januar 1779 von barbusigen Inselmädchen empfangen worden, die sich nicht nur zum Nachmittagstee auf den Schiffen einfanden. Auch Presley ist entzückt von den jungen, exotischen Hawaii-Girls, die nicht mit Reizen geizen. Immerhin wird ihm ein Faible für Mädchen im Lolitaalter nachgesagt, seine Frau Priscilla lernt er kennen, als sie knapp 14-jährig ist.

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mare No. 116

No. 116Juni / Juli 2016

Von Rob Kieffer

Rob Kieffer, Jahrgang 1957, lebt als Journalist und Autor in Luxemburg. Beim Anschauen der auf Hawaii spielenden Filme von Elvis Presley war er weniger von den über der Hose hängenden bunten Hemden des Stars beeindruckt als vom Liebreiz der Frauen, die um ihn herumwippten.

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Vita Rob Kieffer, Jahrgang 1957, lebt als Journalist und Autor in Luxemburg. Beim Anschauen der auf Hawaii spielenden Filme von Elvis Presley war er weniger von den über der Hose hängenden bunten Hemden des Stars beeindruckt als vom Liebreiz der Frauen, die um ihn herumwippten.
Person Von Rob Kieffer
Vita Rob Kieffer, Jahrgang 1957, lebt als Journalist und Autor in Luxemburg. Beim Anschauen der auf Hawaii spielenden Filme von Elvis Presley war er weniger von den über der Hose hängenden bunten Hemden des Stars beeindruckt als vom Liebreiz der Frauen, die um ihn herumwippten.
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