Eiskaltes Geschäft

Es soll das beste Trinkwasser der Welt sein. Im kanadischen Neufundland gehen hartgesottene Männer auf Eisbergjagd und verkaufen ihre Beute an Hersteller von Luxusgetränken. Alles nur Marketing?

Menschen haben schon immer gerne große Sachen gejagt. Und immer war die Jagd auf Ungetüme der Stoff für Legenden. Die Steinzeitmenschen verewigten die Mammutjagd auf Höhlenwänden, bei Melville kämpft Kapitän Ahab gegen Moby-Dick.

Wer heute Monster jagen möchte, hat es schwerer. Die meisten großen Tiere sind ausgerottet oder stark dezimiert. Auch verlangt die Elite nicht mehr nach Walfischtran, sondern eher nach Wellnesskost. Doch auch für diese Bedürfnisse gibt es entsprechende Giganten, auf die man Jagd machen kann: arktische Eisberge, die das reinste Trinkwasser der Welt enthalten.

Die grönländischen Gletscher geben jedes Jahr etwa 40 000 Eisberge frei, die anschließend gen Süden driften. Große Eisberge wiegen zwischen 100 000 und 200 000 Tonnen und sind so groß wie ein 15-stöckiges Haus. Der größte nördliche Eisberg war 13 Kilometer lang, sechs Kilometer breit und ragte 20 Meter aus dem Wasser. Er wog neun Millionen Tonnen. Mit dieser Wassermenge hätte man jedem Erdenbürger vier Jahre lang jeden Tag einen Liter Wasser spendieren können.

Eisberge einzufangen ist gefährlich. Sie gehören zudem zu den letzten Giganten, vor denen der Mensch wirklich Respekt hat. Spätestens seit 1912 die „Titanic“ von einem Exemplar aufgeschlitzt wurde. Das Eis hat immerhin ein Zehntel der Härte von Beton. Wenn Eisberge mit Schiffen in Berührung kommen, geht dies kaum ohne schwere Schäden ab. Eisberge können Bohrinseln oder unterirdische Pipelines zerreißen. Eisberge sind unberechenbar. Wenn Teile sich ablösen, können sie plötzlich auseinanderbrechen oder ins Rollen geraten. Wer sich also Eisbergjäger nennen kann, nimmt es mit wirklich großen Biestern auf.

Eisbergjäger gibt es tatsächlich. Es sind allerdings keine todesverachtenden Draufgänger, sondern Kleinunternehmer im kanadischen Neufundland. Sie haben die Eisberge, die an Neufundland vorbeiziehen, als Geschäftsmodell entdeckt. Zwischen Juni und August ist Eisbergjagdsaison. Dann werden etwa 2000 Tonnen oder zwei Millionen Liter Eis aus dem Meer geholt, um daraus ein besonders ursprüngliches Wasser zu gewinnen.


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mare No. 119

No. 119Dezember 2016 / Januar 2017

Von Tillmann Prüfer und Véronique de Viguerie

Tillmann Prüfer, geboren 1974, Style Director beim „Zeit Magazin“ versteht nicht, dass man Whisky nicht mehr auf Eis trinkt, aber dafür Espresso.

Die französische Fotografin Véronique de Viguerie ist vor allem bekannt für ihre Reportagen aus Krisengebieten. Sie wird von Reportage by Getty vertreten.

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Vita

Tillmann Prüfer, geboren 1974, Style Director beim „Zeit Magazin“ versteht nicht, dass man Whisky nicht mehr auf Eis trinkt, aber dafür Espresso.

Die französische Fotografin Véronique de Viguerie ist vor allem bekannt für ihre Reportagen aus Krisengebieten. Sie wird von Reportage by Getty vertreten.

Person Von Tillmann Prüfer und Véronique de Viguerie
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Tillmann Prüfer, geboren 1974, Style Director beim „Zeit Magazin“ versteht nicht, dass man Whisky nicht mehr auf Eis trinkt, aber dafür Espresso.

Die französische Fotografin Véronique de Viguerie ist vor allem bekannt für ihre Reportagen aus Krisengebieten. Sie wird von Reportage by Getty vertreten.

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