Ein Bild von einer Küste

Cornwall: Das ist malerische Küste, stilvolles Herrenhaus – und Rosamunde Pilcher. Vor allem die TV-Verfilmungen ihrer Bücher haben unser Bild von Englands Südwesten geformt. Claus Beling, der Erfinder der TV-Reihe, erklärt im Gespräch, wie es dazu kam

mare : Herr Beling, wie hat es bei Ihnen mit den Pilcher-Verfilmungen begonnen?

Claus Beling: Sie müssen sich ins Jahr 1991 zurückversetzen. In jenem Jahr hatte ich im ZDF die Hauptredaktion „Unterhaltung Wort“ übernommen und wollte den Sonntagabend neu erfinden: bewusst gegen den starken „Tatort“ und mit einem melodramatischen Touch. In dieser Zeit kam die Frankfurter Filmproduktion zu mir und schlug mir englische Romane vor. Das kam mir gerade recht. Ich las regelmäßig die Bestsellerlisten, und da stand seit Monaten Rosamunde Pilcher mit ihren „Shell Seekers“, also den „Muschelsuchern“, ganz oben.

Es war nicht Pilchers erstes Buch.

Es war ihr erster Bestseller. Unter dem Namen Jane Fraser hatte sie Erzählungen geschrieben, als bescheidene Hausfrau. Ich habe es gelesen und fand es faszinierend – genau die Erzählweise, nach der ich damals gesucht habe.

Wie sind Sie Rosamunde Pilcher begegnet?

Wir sind zu ihr nach Schottland gefahren, haben mit ihr und ihrem Mann vor dem Kamin gesessen, Whisky getrunken und waren uns sofort sympathisch. Am Ende stand fest: Wir machen jetzt einmal einen Film. Es war alles sehr leger.

„Die Muschelsucher“ waren da ja schon verfilmt.

Den Film haben die Amerikaner gedreht, mit Angela Lansbury, und Ros war gar nicht zufrieden damit. Ihre nächsten Romane waren „Stürmische Begegnung“ und „Ende eines Sommers“. An die haben wir uns gewagt, weil sie besser umzusetzen waren. Wir waren uns einig: Zuerst drehen wir „Stürmische Begegnung“, dann sehen wir uns ihn gemeinsam an, und wenn wir alle zufrieden sind, geht es weiter. Und so haben wir nach und nach weitere Optionen, später ganze Options­pakete gezogen. Ich bin mit jedem Film nach Schottland geflogen, wir haben ihn uns mit der Autorin angeschaut, und sie fand es perfekt.

Spricht sie Deutsch?

Ja, ein bisschen. Aber vor allem hat sie die Gesamtanmutung interessiert.

Warum entschieden Sie sich für deutsche Schauspieler?
Darüber gab es im ZDF natürlich Diskussionen. Aber es war eben mein Geschäftsmodell. Und es hat sich als richtig erwiesen. Wir wollten nicht mit einer eingekauften Produktion verwechselt werden. Mir war der „Made in Germany“-Stempel wichtig. Deutsche Schauspieler und deutsche Sprache sind ein wesentliches Element der Vermittlung.

Aber die Namen sind englisch, selbst ein Testament, das eine Rolle spielt, ist in Englisch verfasst.

Darauf habe ich immer großen Wert gelegt. Der Zuschauer braucht eine innere Logik. Ich kann nicht erzählen, dass wir in England sind, und dann lese ich das Testament, das auf Deutsch verfasst ist; oder jemand sagt „Tschüss“. Es gibt ein unausgesprochenes Einvernehmen mit dem Zuschauer. Da muss man konsequent sein.


Dies ist ein Auszug aus dem Text. Den ganzen Beitrag lesen Sie in mare No. 117. Abonnentinnen und Abonnenten lesen ihn auch hier im mare Archiv.

Rosamunde Pilcher,

1924-2019, war während des Krieges Sekretärin im Außenministerium. Nach der Heirat mit dem Unternehmer Graham Pilcher 1946 zog sie nach Schottland, wo  sie heute lebt. Seit 1940 veröffentlichte  sie Kurzgeschichten; ihr Durchbruch als Romancière kam 1987 mit „The Shell Seekers“. Seither ist sie mit einer Auflage von 60 Millionen Büchern eine der erfolgreichsten Autorinnen unserer Zeit. 2012 gab sie bekannt, dass sie sich zu alt zum Schreiben fühle.  

Claus Beling,

Jahrgang 1949, entwickelte in zwei Jahrzehnten als ZDF-Unterhaltungschef zahlreiche erfolgreiche TV-Programme. In den Pilcher-Filmen nutzte er wie kaum ein anderer die dramatische Kraft großer Landschaften. Der promovierte Philologe war in den 1980ern der meistgespielte Hörspielautor und verfasst Romane und Reisebücher wie den Bestseller „Bezauberndes Cornwall“. Beling lebt im Chiemgau.

mare No. 117

No. 117August / September 2016

Von Nikolaus Gelpke, Karl Spurzem und Joakim Eskildsen

Das Interview mit Claus Beling führten Nikolaus Gelpke und Karl Spurzem.
Der Fotograf Joakim Eskildsen reiste führ mare mehrfach nach Cornwall. Er fotografierte dort für den gleichnamigen mare-Bildband Cornwall. Die Bilder stammen aus diesem Buch.

Claus Beling, Jahrgang 1949, entwickelte in zwei Jahrzehnten als ZDF-Unterhaltungschef zahlreiche erfolgreiche TV-Programme. In den Pilcher-Filmen nutzte er wie kaum ein anderer die dramatische Kraft großer Landschaften. Der promovierte Philologe war in den 1980ern der meistgespielte Hörspielautor und verfasst Romane und Reisebücher wie den Bestseller Bezauberndes Cornwall. Beling lebt im Chiemgau.

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Vita Das Interview mit Claus Beling führten Nikolaus Gelpke und Karl Spurzem.
Der Fotograf Joakim Eskildsen reiste führ mare mehrfach nach Cornwall. Er fotografierte dort für den gleichnamigen mare-Bildband Cornwall. Die Bilder stammen aus diesem Buch.

Claus Beling, Jahrgang 1949, entwickelte in zwei Jahrzehnten als ZDF-Unterhaltungschef zahlreiche erfolgreiche TV-Programme. In den Pilcher-Filmen nutzte er wie kaum ein anderer die dramatische Kraft großer Landschaften. Der promovierte Philologe war in den 1980ern der meistgespielte Hörspielautor und verfasst Romane und Reisebücher wie den Bestseller Bezauberndes Cornwall. Beling lebt im Chiemgau.
Person Von Nikolaus Gelpke, Karl Spurzem und Joakim Eskildsen
Vita Das Interview mit Claus Beling führten Nikolaus Gelpke und Karl Spurzem.
Der Fotograf Joakim Eskildsen reiste führ mare mehrfach nach Cornwall. Er fotografierte dort für den gleichnamigen mare-Bildband Cornwall. Die Bilder stammen aus diesem Buch.

Claus Beling, Jahrgang 1949, entwickelte in zwei Jahrzehnten als ZDF-Unterhaltungschef zahlreiche erfolgreiche TV-Programme. In den Pilcher-Filmen nutzte er wie kaum ein anderer die dramatische Kraft großer Landschaften. Der promovierte Philologe war in den 1980ern der meistgespielte Hörspielautor und verfasst Romane und Reisebücher wie den Bestseller Bezauberndes Cornwall. Beling lebt im Chiemgau.
Person Von Nikolaus Gelpke, Karl Spurzem und Joakim Eskildsen