Durchblicke

Schönheit kommt von innen. Der Hintersinn dieser alten Volksweisheit ist nur Radiologen wirklich gewahr

Die Radiologie ist gut einhundert Jahre alt, und im Laufe dieser Zeit haben Radiologen vieles geröntgt, was nicht unbedingt mit menschlichen Krankheiten zu tun hatte. Auch Hans-Jürgen Fischer, Chefarzt der Abteilung für Radiologie des Spitals des Schweizer Kantons Jura, konnte der Versuchung nicht widerstehen, die elektromagnetischen Wellen auf unübliche Objekte zu richten. Seine Aufmerksamkeit gilt den feinwandigen Schnecken und Muscheln aus den Tiefen des Meeres. Die filigrane Schönheit dieser Tiere kommt auf einem Röntgenbild besonders gut zur Geltung. Hans-Jürgen Fischer also sammelt und lichtet ab. Immer wieder, immer neu, in jahrelanger Tüftelarbeit und mit Sinn für Arrangements.

Fischer fand in dem Mammographiefilm das geeignete Material. Dieser Film ist von feiner Qualität mit einer großen Auflösung, die Strahlung kann deshalb besonders niedrig dosiert werden, alle Einzelheiten sind erkennbar. Die Objekte werden direkt auf den Film gelegt, dann wird belichtet und entwickelt. Ein Nachteil des Mammographiefilms: Die Blätter messen höchstens 18 mal 24 Zentimeter, so viel, wie für weibliche Brüste eben notwendig ist. Große Tiere finden also keinen Eingang in die Räume des Krankenhauses. Aber auch kleinere Fische können Spuren hinterlassen. Wenn es beim nächsten Röntgentermin also nach Meer riechen sollte, besteht kein Grund zur Beunruhigung. Auch Radiologen haben Leidenschaften. zdb

mare No. 42

No. 42Februar / März 2004

Eine Galerie von Hans-Jürgen Fischer

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Vita Eine Galerie von Hans-Jürgen Fischer
Person Eine Galerie von Hans-Jürgen Fischer
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