Die Yachtjäger

Weg ist das teure Schiff, und schon heften sich Detektive auf seine Spur. Denn Versicherungen zahlen nicht gern

Holger Flindt ist einer von vier Detektiven, die im Auftrag des Hamburger Havariekommissariats Marine Claims Service (MCS) arbeiten. Die Detektive von MCS suchen Schiffe. Verschwundene, geklaute, gestrandete, gesunkene Schiffe. Wenn es sein muss, von Marbella bis Miami. Sie sind ein ehemaliger Bootsbauer, Sachverständiger, verschuldeter Charterunternehmer und ein abgebrochener Musikstudent. Und zusammen die erfolgreichsten Yachtjäger, die es in Europa je gegeben hat.

Flindt, 38 Jahre alt, mittelgroß, Bart, Pfeife, leicht untersetzt, ist der jüngste Zugang bei MCS. Er kommt von der Reederei Hamburg Süd, ist Ingenieur und zur See gefahren. Schiffe sind sein Leben. So wie Feuer. In den USA hat er an Brandlehrgängen des FBI teilgenommen - und den Fall "Tukka" fand er gleich verdächtig. "Das war doch Nonsens! Ein Feuer in der Dieselmaschine hätte sich niemals explosionsartig ausbreiten können."

Im Flur des dritten Stocks sondern im Haus des Yachtversicherungsmaklers Pantaenius hängt eine mannshohe Weltkarte. Darin stecken bunte Fähnchen. Grün: Hier wurde ein Schiff gestohlen. Blau: Dort hat es MCS gefunden. Auf den ersten Blick herrscht Gleichstand. Die Fähnchen tragen die Nummern von Akten. In dunklen Archivwänden schlummern die Geschichten, die das Meer schrieb. Es sind viele Tausend.

Wird irgendwo auf der Welt ein Schiff vermisst, fertigt Peter Siegfried, 48, zunächst ein Fahndungsblatt an:
Typ: Swan 48
Baujahr: 1998
Farbe: weißer Rumpf, blaue Streifen
Maschine: Volvo Penta, 57 PS
Besondere Merkmale: Radarhalterung aus Edelstahl.

Die Beschreibung ist wie ein Fingerabdruck. Es ist die "Shangri La II"*, die am Morgen des 2. September den Hafen von Mazagón in Spanien verlassen hat. An Bord der Regattayacht war nur ein Mann: Gerard Leroc*, 65. Der millionenschwere Unternehmer mit Wohnsitz in New Yorks Park Avenue wollte den Atlantik überqueren. Allein. 18 Tage lang bleibt seine Familie ohne Lebenszeichen. Am 20. September funkt die Rettungsboje der "Shangri La II" SOS, 180 Seemeilen südöstlich der Azoren. Einen Tag später finden Suchboote die Funkboje. Um sie herum schwimmen Rettungswesten, ein Wasserkanister, ein Tetrapak Orangensaft und ein Zettel mit Lerocs Handschrift. Wrackteile wie ausgestreut. Was war hier geschehen?


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mare No. 41

No. 41Dezember 2003 / Januar 2004

Von Helmut Kuhn

Helmut Kuhn, Jahrgang 1962, ist freier Autor und lebt in Berlin. Sein Interesse an verschollenen Yachten hat einen persönlichen Hintergrund: Auch sein Vater kehrte von einer Reise über den Atlantik nicht zurück. Kuhn hat seine Spurensuche in dem Roman Nordstern (marebuch, Hamburg, 2002) verarbeitet.

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Vita Helmut Kuhn, Jahrgang 1962, ist freier Autor und lebt in Berlin. Sein Interesse an verschollenen Yachten hat einen persönlichen Hintergrund: Auch sein Vater kehrte von einer Reise über den Atlantik nicht zurück. Kuhn hat seine Spurensuche in dem Roman Nordstern (marebuch, Hamburg, 2002) verarbeitet.
Person Von Helmut Kuhn
Vita Helmut Kuhn, Jahrgang 1962, ist freier Autor und lebt in Berlin. Sein Interesse an verschollenen Yachten hat einen persönlichen Hintergrund: Auch sein Vater kehrte von einer Reise über den Atlantik nicht zurück. Kuhn hat seine Spurensuche in dem Roman Nordstern (marebuch, Hamburg, 2002) verarbeitet.
Person Von Helmut Kuhn