Die Verpackungskünstlerin

Wie Anne Hoegemann für die logistische Rundumversorgung der Olympiaboote des deutschen Segelteams in Peking sorgt

Als die Donnerschläge über das Dach des Stadions schossen, ein Regen aus Feuer niederging und alle ergriffen zusahen, wie die Fackel endlich entflammte, stand Anne Hoegemann mitten in der Menge. Sie war beruflich hier, Sport interessierte sie wenig, sie betrachtete das Spektakel professionell. So viele Menschen. So viele Bedürfnisse. Alle hier wollten feiern, wollten essen, trinken und auch mal auf die Toilette gehen, die Fernsehsender brauchten ihre Kameras und die Sportler ihre Sportgeräte und die Sitze hier im Stadion, auf denen alle saßen, die brauchte es auch. So sah das Olympiastadion von Turin in den Augen Anne Hoegemanns aus: ein einziges Rund an Bedürfnissen, professionell befriedigt von Menschen wie ihr, den Logistikern. Doch dann spürte sie, wie die Aufregung durch die Menge lief wie eine Welle. Eine eigenartige Ergriffenheit, so viele Menschen, so viel Freude, und mittendrin das olympische Feuer. „In diesem Moment“, sagt Anne Hoegemann, „läuft dir dann doch ein Schauer den Rücken hinunter.“

Sie hatte einmal die Seite gewechselt, die Logistikspezialistin Anne Hoegemann war zur Zuschauerin geworden, zum Fan, zum Ziel ihrer eigenen Arbeit – und der Schauer auf ihrem Rücken sagte ihr, dass die Arbeit gut war. „Logistik“, sagt Anne Hoegemann, „ist eine unsichtbare Dienstleistung: Wenn sie gut läuft, merkt es keiner. Dann wirkt nur noch das Ereignis.“ Und wenn es richtig gut läuft, spürt Anne Hoegemann diese Wirkung selbst. Obwohl sie weiß, wie viel Arbeit es ist, ein Ereignis wie Olympia logistisch zu planen. Sie war 2004 bei den Olympischen Sommerspielen in Athen dabei, 2006 bei den Winterspielen in Turin, dieses Jahr sind wieder Sommerspiele dran, in Peking. Anne Hoegemann, 29 Jahre alt und Projektmanagerin beim Logistikdienstleister Schenker, kümmert sich dabei um Segeln – sie schafft die Boote der deutschen Segler nach Qingdao, Austragungsort der olympischen Segelwettkämpfe.

Im Februar 2007 schon begann sie, 18 Monate im Voraus, sicher ist sicher. Sie saß an ihrem Schreibtisch, in einem der gesichtslosen Gebäude, die verstreut um den Frankfurter Flughafen liegen, über sich an der Wand alte Olympiaplakate, neben sich ein Autogramm George Clooneys, vor sich eine Aufgabe, die sie damals noch nicht abzuschätzen wusste. Anne Hoegemann hatte schon Fußball gemacht, Logistik für die WM 2002 in Südkorea – aber Segeln? Sie nahm Kontakt mit dem Deutschen Segler-Verband (DSV) auf, rasch war klar: „Segeln ist eine Sportart, die verdammt viel Logistik erfordert.“ Es gibt elf olympische Bootsklassen, vom Laser, einer Einhandjolle, über den Tornado, einem Katamaran, bis zum Yngling, einem Kielboot. Jedes Boot muss verpackt werden, ohne Gefährdung reisen, pünktlich ankommen – und dann wieder zurück. Und zwar so, dass die Segler keine Sorge haben. Segler aber, lernte Anne Hoegemann, haben meistens Sorge um ihr Boot.


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mare No. 69

No. 69August / September 2008

Von Roland Schulz und Stefan Freund

Roland Schulz, geboren 1976. Im Rahmen seiner Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München studierte er Kommunikationswissenschaft, Geschichte und Politische Wissenschaft und schrieb währenddessen für das Jugendmagazin jetzt der Süddeutschen Zeitung, für die Süddeutsche Zeitung und für Die Zeit. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung reiste er sieben Monate lang durch Südamerika. Seitdem ist er für Reportagen im Auftrag von Magazinen wie mare und Geo sowie für die Süddeutsche Zeitung immer wieder nach Südamerika zurückgekehrt. Roland Schulz lebt in München.

Stefan Freund arbeitet als freischaffender Fotograf in Frankfurt a. M.

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Vita Roland Schulz, geboren 1976. Im Rahmen seiner Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München studierte er Kommunikationswissenschaft, Geschichte und Politische Wissenschaft und schrieb währenddessen für das Jugendmagazin jetzt der Süddeutschen Zeitung, für die Süddeutsche Zeitung und für Die Zeit. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung reiste er sieben Monate lang durch Südamerika. Seitdem ist er für Reportagen im Auftrag von Magazinen wie mare und Geo sowie für die Süddeutsche Zeitung immer wieder nach Südamerika zurückgekehrt. Roland Schulz lebt in München.

Stefan Freund arbeitet als freischaffender Fotograf in Frankfurt a. M.
Person Von Roland Schulz und Stefan Freund
Vita Roland Schulz, geboren 1976. Im Rahmen seiner Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München studierte er Kommunikationswissenschaft, Geschichte und Politische Wissenschaft und schrieb währenddessen für das Jugendmagazin jetzt der Süddeutschen Zeitung, für die Süddeutsche Zeitung und für Die Zeit. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung reiste er sieben Monate lang durch Südamerika. Seitdem ist er für Reportagen im Auftrag von Magazinen wie mare und Geo sowie für die Süddeutsche Zeitung immer wieder nach Südamerika zurückgekehrt. Roland Schulz lebt in München.

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