Die Säulen der Macht

Eine schöne Theorie: Die Säulen des Herakles standen einst Pate für das heutige Dollarzeichen

Es gibt wohl kaum ein Motiv, das die Größe und den Einfluss der Wirtschaftsmacht USA stärker symbolisiert als das Dollarzeichen. Das $, das je nach Gusto einen oder zwei senkrechte Striche trägt, steht für den amerikanischen Traum, für Erfolg, Konsum und zügellosen Kapitalismus. Und doch ist sein Ursprung sehr wahrscheinlich ganz unamerikanisch. Vermutlich stammt es aus Europa.

Die Münzkundler, die Numismatiker, und Historiker sind sich über die Herkunft des Zeichens nicht ganz einig. Doch spricht einiges dafür, dass es vom spanischen Wappen den Weg nach Nordamerika gefunden hat. „Es sind viele Halbwahrheiten in Umlauf, weil der Ursprung wahrscheinlich nicht mehr zu 100 Prozent festzustellen ist“, sagt Josef Fischer, Numismatiker in der Hamburger Münzhandelsgesellschaft Emporium. „Doch spricht viel dafür, dass das Zeichen von den großen spanisch-amerikanischen Silbermünzen aus dem 18. Jahrhundert stammt.“
Damals habe es vor allem in Südamerika ergiebige Minen gegeben, in denen man das Silber für die Münzen, sogenannte Pesos, Reales oder Dólares, gewann, etwa die Mine in der bolivianischen Stadt Potosí, erzählt Fischer. Den Münzen prägte man das Wappen des spanischen Königshauses auf. Und darauf sind zwei auffällige Säulen zu sehen, die die Krone und das Schild in der Mitte des Wappens flankieren – die Säulen des Herakles. Sie symbolisieren seit der Antike die Berge zu beiden Seiten der Straße von Gibraltar. Im Norden der Meerenge liegt der Felsen von Gibraltar, auf marokkanischer Seite der Rücken des Dschebel Musa.

Bis zur Entdeckung Amerikas durch Kolumbus glaubte man, dass die Welt jenseits der Straße von Gibraltar ende. Man sagte „non plus ultra“, „nichts darüber hinaus“. Diese beschränkte Kenntnis von den wahren Dimensionen der Ozeane hatte seit den alten Griechen das enge Weltbild der Europäer geprägt. Erst nachdem die Neue Welt erobert worden war, propagierte Karl V., der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, ein anderes Motto: „Plus ultra“ hieß es jetzt, „darüber hinaus“ – womit der Herrscher seinen Anspruch auf die Vormacht auf den Ozeanen und auf den Doppelkontinent im Westen unterstrich.

Und so finden sich auf dem spanischen Wappen seither zwei Spruchbänder mit dicken Lettern, die sich je wie ein S um eine Säule winden. Auf dem linken prangt „plus“ auf dem rechten „ultra“. Diese vom Spruchband umhüllten Säulen ähneln dem Dollarzeichen frappierend. „Die Münzen aus Südamerika waren im 18. Jahrhundert auf dem ganzen Kontinent die Hauptwährungseinheit“, sagt Josef Fischer. „Auch in den nordamerikanischen Staaten, wo man mit ihnen nach dem Münzgesetz vom April 1792 offiziell handelte.“

Dies ist ein Auszug aus dem Text. Den ganzen Beitrag lesen Sie in mare No. 140. Abonnentinnen und Abonnenten lesen ihn auch hier im mare Archiv.

mare No. 140

mare No. 140Juni / Juli 2020

Von Tim Schröder

Das Dollar-Zeichen hielt Tim Schröder, Jahrgang 1970, immer für uramerikanisch. Nicht zuletzt, weil es auf dem Geldspeicher von Dagobert Duck prangte.

Mehr Informationen
Vita Das Dollar-Zeichen hielt Tim Schröder, Jahrgang 1970, immer für uramerikanisch. Nicht zuletzt, weil es auf dem Geldspeicher von Dagobert Duck prangte.
Person Von Tim Schröder
Vita Das Dollar-Zeichen hielt Tim Schröder, Jahrgang 1970, immer für uramerikanisch. Nicht zuletzt, weil es auf dem Geldspeicher von Dagobert Duck prangte.
Person Von Tim Schröder