Der Gedanke an New York evoziert zuerst Bilder einer Metastadt und ihrer Morphologie: von Wolkenkratzern, Straßenschluchten, von Dynamik, Lärm und Enge; dann Bilder der Menschenmasse, ihrer Hautfarben und Physiognomien, die sichtbaren Ausdrücke ihrer Kulturen, Ideen, Anschauungen. Schließlich denken wir an epochale Ereignisse, an Sternstunden und apokalyptische Stunden. New York ist für uns Inbegriff von Stadt und Urbanität, von Haltungen und Lebensstilen und Geist und Witz, die nur eine Stadt, und nur eine Stadt von der Größe New Yorks, hervorbringt.
Aber wir haben nicht nur die Bilder von New York vor unserem inneren Auge, wir spüren auch das Vibrieren seiner Energien, und wir hören den aufregenden Jazz und Swing und das beständige Rauschen, das die Stadt verursacht, wie ein kollektiver Tinnitus, der nie abreißt und nie als beunruhigend, sondern im Gegenteil wie eine Bestätigung unserer Existenz empfunden wird. Diese Empfindungen scheinen alle Menschen zu kennen, selbst die, die nie in New York waren.
Aber merkwürdigerweise denkt man bei New York nicht an eine Meeresstadt.
„Drei Möwen kreisen über zerbrochenen Kisten, Orangenschalen, fauligen Kohlstrünken, die zwischen den zersplitterten Plankenwänden auf und nieder schaukeln, grüne Wellen schäumen unter dem runden Bug, wenn das Fährboot, gleitend auf dem Flutstrom, schnalzend, glucksend die zerspellten Wasser schneidet, schleifend, schlappend langsam auf die Helling auffährt.“
Mit diesen Worten lässt John Dos Passos in seinem Weltroman „Manhattan Transfer“ von 1925 einen Helden in Manhattan ankommen. Damals galt New York vor allem als eine Meeresstadt.
Bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg war die Stadt in aller Welt vor allem berühmt für ihren Hafen. Er prägte seit den Tagen der Entdecker Verazzano und Hudson die Geschicke New Yorks, und in seiner wechselvollen Geschichte erzeugte er die Bilder, von denen die Emigranten in aller Welt träumten.
Die urbane und die scheinbar historisch gewordene maritime Perspektive: Dies sind die Antipoden der Wahrnehmung New Yorks. Ihre Ambivalenz war für mare Anlass, für den Bildband „New York“ zwei der besten Fotografen ihres Genres um ihren Blick auf die Seeseite der Stadt und auf Menschen, die auf besondere Weise mit dem Meer verbunden sind, zu bitten. Was sie von monatelanger Arbeit zurückbrachten, sind Bilder einer Kosmopolis, die sich ihres maritimen Erbes zu besinnen beginnt.
Der eine ist Paolo Pellegrin. Der 1964 geborene Italiener gehört zu den bedeutendsten Reportagefotografen unserer Tage, vielfach preisgekrönt und seit 2001 Mitglied der legendären Agentur Magnum. Pellegrin ist mit den Stadtlandschaften New Yorks wohlvertraut. Seit Jahren lebt er hier, wenn er nicht in seiner Heimatstadt Rom ist. Seine Bildsprache ist „erzählerisch“ und wie eine gute Erzählung von einer komplexen Vielschichtigkeit, die er mit einer Fülle expressiver Mittel erzeugt, mit starker Struktur und Grafik etwa und einer unnachahmlichen Tiefe, die seine Sujets in ihrer Dimension und Plastik begreiflich machen.
Der andere Meisterfotograf ist Stefan Pielow. Er wurde 1961 im Münsterland geboren und gehörte schon während seines Studiums zu der Handvoll Shooting-Stars, die für Stern und Zeit-Magazin Menschen fotografierten. Bekannt geworden über unsere Grenzen hinaus ist er vor allem mit seiner Spezialität und Vorliebe: inszenierte Porträts. Seine aufwendigen Menschenbilder sind nie bloß aleatorische Spiele mit Gesten oder Fixierungen eines Moments; sie sind vielmehr ein intensives Konzentrat von Bildern, in denen die Persönlichkeit der Menschen, ganz gleich ob formatfüllend groß oder klein als zentralperspektivische Fixpunkte, den Raum mit ihrem Geist erfüllt. Vor allem sind sie human gezeichnet, als charaktervolle Wesen, mit Wärme und Humor.
Vita | Der eine ist Paolo Pellegrin. Der 1964 geborene Italiener gehört zu den bedeutendsten Reportagefotografen unserer Tage, vielfach preisgekrönt und seit 2001 Mitglied der legendären Agentur Magnum. Pellegrin ist mit den Stadtlandschaften New Yorks wohlvertraut. Seit Jahren lebt er hier, wenn er nicht in seiner Heimatstadt Rom ist. Seine Bildsprache ist „erzählerisch“ und wie eine gute Erzählung von einer komplexen Vielschichtigkeit, die er mit einer Fülle expressiver Mittel erzeugt, mit starker Struktur und Grafik etwa und einer unnachahmlichen Tiefe, die seine Sujets in ihrer Dimension und Plastik begreiflich machen.
Der andere Meisterfotograf ist Stefan Pielow. Er wurde 1961 im Münsterland geboren und gehörte schon während seines Studiums zu der Handvoll Shooting-Stars, die für Stern und Zeit-Magazin Menschen fotografierten. Bekannt geworden über unsere Grenzen hinaus ist er vor allem mit seiner Spezialität und Vorliebe: inszenierte Porträts. Seine aufwendigen Menschenbilder sind nie bloß aleatorische Spiele mit Gesten oder Fixierungen eines Moments; sie sind vielmehr ein intensives Konzentrat von Bildern, in denen die Persönlichkeit der Menschen, ganz gleich ob formatfüllend groß oder klein als zentralperspektivische Fixpunkte, den Raum mit ihrem Geist erfüllt. Vor allem sind sie human gezeichnet, als charaktervolle Wesen, mit Wärme und Humor. |
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Person | Von Paolo Pellegrin, Stefan Pielow und Karl Spurzem |
Vita | Der eine ist Paolo Pellegrin. Der 1964 geborene Italiener gehört zu den bedeutendsten Reportagefotografen unserer Tage, vielfach preisgekrönt und seit 2001 Mitglied der legendären Agentur Magnum. Pellegrin ist mit den Stadtlandschaften New Yorks wohlvertraut. Seit Jahren lebt er hier, wenn er nicht in seiner Heimatstadt Rom ist. Seine Bildsprache ist „erzählerisch“ und wie eine gute Erzählung von einer komplexen Vielschichtigkeit, die er mit einer Fülle expressiver Mittel erzeugt, mit starker Struktur und Grafik etwa und einer unnachahmlichen Tiefe, die seine Sujets in ihrer Dimension und Plastik begreiflich machen.
Der andere Meisterfotograf ist Stefan Pielow. Er wurde 1961 im Münsterland geboren und gehörte schon während seines Studiums zu der Handvoll Shooting-Stars, die für Stern und Zeit-Magazin Menschen fotografierten. Bekannt geworden über unsere Grenzen hinaus ist er vor allem mit seiner Spezialität und Vorliebe: inszenierte Porträts. Seine aufwendigen Menschenbilder sind nie bloß aleatorische Spiele mit Gesten oder Fixierungen eines Moments; sie sind vielmehr ein intensives Konzentrat von Bildern, in denen die Persönlichkeit der Menschen, ganz gleich ob formatfüllend groß oder klein als zentralperspektivische Fixpunkte, den Raum mit ihrem Geist erfüllt. Vor allem sind sie human gezeichnet, als charaktervolle Wesen, mit Wärme und Humor. |
Person | Von Paolo Pellegrin, Stefan Pielow und Karl Spurzem |