Die Kunst der Topografie

Seekarten in der dritten Dimension: Die Arbeiten des Berliner Bildhauers Markus Paetz zeigen faszinierende Unterwasserlandschaften, die wir sonst nie zu sehen bekommen

Von oben blickt man auf bizarre Formenwelten herab: quadratische Blöcke aus Beton, die an den Außenseiten glatt abschließen und deren reliefartige Oberflächen durch Erhöhungen und Terrassen ausgebildet werden. Wenn mehrere dieser Betonkuben nebeneinander stehen, verdichtet sich der Anschein von geologischen Schichtungen, wie sie in Steinbrüchen oder archäologischen Ausgrabungen zutage treten, und trotz der abstrakten Form schleicht sich beim Betrachter ein Gefühl der Vertrautheit und des Wiedererkennens ein.

Wer sich von der abwechslungsreichen Struktur der Objekte an natürlich gewachsene Formen erinnert fühlt, ist auf der richtigen Spur. Sie sind Modelle konkreter topografischer Situationen unter der Meeresoberfläche; „Seascape-Serie“ und „Topografische Segmente“ nennt der Bildhauer Markus Paetz seine Kunstwerke. Er will damit nichts Geringeres als „Fragen an den Raum“ stellen. Als Arbeitsvorlage verwendet er Seekarten.

Über die Liebe zum Reisen entdeckte Markus Paetz seine Faszination für Karten. Als Abbilder der Erdoberfläche bieten sie uns Orientierung auf der Welt, dienen ihrer „Eroberung“ und Aneignung, doch bleiben sie immer nur Modelle einer abstrahierten Wirklichkeit. Karten spiegeln nie objektiv die Realität und dokumentieren deshalb auch, wie sich im Lauf der Geschichte unsere Sicht auf die Welt verändert hat. Markus Paetz spielt mit diesem Wechselverhältnis von natürlichem Raum und seiner kartografischen Übertragung. „Ich interessiere mich insbesondere für Seekarten, die das darstellen, was für das menschliche Auge normalerweise unter der Meeresoberfläche im Verborgenen liegt und unsichtbar bleibt“, sagt der Künstler.

Seekarten, die Meerestiefen und angrenzende Küstenstreifen mit ihren Hafenanlagen zeigen, sind die Grundlage für seine Unterwasserlandschaften aus Beton. In einem aufwendigen Verfahren übersetzt er die flächige Kartenvorlage in ein dreidimensionales Modell, wobei er das herkömmliche Abgussverfahren umkehrt und aus industriell gefertigten Hartschaumplatten direkt eine Gussform herstellt. Es entstehen am Ende Ausschnitte der Topografie des Meeresgrunds, während die oberste Ebene dem Nulllevel der Meeresoberfläche entspricht.


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mare No. 73

No. 73April / Mai 2009

Von Ole Schulz und Henrik Spohler

Ole Schulz, Jahrgang 1968, Historiker und Autor aus Berlin, lernte Paetz kennen, als er am Ufer des Douro saß und ein einsamer Stuhl an ihm vorbeitrieb: Paetz’ Kunstwerk „Going to Brazil“. Seither ist er Stammgast in dessen Galerie inter Projekte in Berlin.

Henrik Spohler, geboren 1965, fand die Einzelteile einer Paetz-Skulptur über die Sammlung Reinking verstreut vor. Mehrere Stunden setzte Paetz das Betonpuzzle zusammen, ehe die Fotoproduktion beginnen konnte. Spohlers vielfach ausgezeichnete Arbeiten sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. 2008 erschien sein jüngstes Buch Global Soul.

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Vita Ole Schulz, Jahrgang 1968, Historiker und Autor aus Berlin, lernte Paetz kennen, als er am Ufer des Douro saß und ein einsamer Stuhl an ihm vorbeitrieb: Paetz’ Kunstwerk „Going to Brazil“. Seither ist er Stammgast in dessen Galerie inter Projekte in Berlin.

Henrik Spohler, geboren 1965, fand die Einzelteile einer Paetz-Skulptur über die Sammlung Reinking verstreut vor. Mehrere Stunden setzte Paetz das Betonpuzzle zusammen, ehe die Fotoproduktion beginnen konnte. Spohlers vielfach ausgezeichnete Arbeiten sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. 2008 erschien sein jüngstes Buch Global Soul.
Person Von Ole Schulz und Henrik Spohler
Vita Ole Schulz, Jahrgang 1968, Historiker und Autor aus Berlin, lernte Paetz kennen, als er am Ufer des Douro saß und ein einsamer Stuhl an ihm vorbeitrieb: Paetz’ Kunstwerk „Going to Brazil“. Seither ist er Stammgast in dessen Galerie inter Projekte in Berlin.

Henrik Spohler, geboren 1965, fand die Einzelteile einer Paetz-Skulptur über die Sammlung Reinking verstreut vor. Mehrere Stunden setzte Paetz das Betonpuzzle zusammen, ehe die Fotoproduktion beginnen konnte. Spohlers vielfach ausgezeichnete Arbeiten sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. 2008 erschien sein jüngstes Buch Global Soul.
Person Von Ole Schulz und Henrik Spohler