Noch bevor Jörg Nickel überhaupt an Bord des Frachters geht, fängt sein Job schon an. Der schmale Mann im blauen Arbeitsoverall schlendert nahe der Hafenkante entlang, mustert auf dem Weg zur Gangway immer wieder den blau gestrichenen Schiffsrumpf, sucht nach Beulen und anderen Macken. „Sieht ja alles top aus“, sagt er und läuft zügig die Gangway hinauf. „Wenn’s gut läuft, sind wir in vier, fünf Stunden fertig.“
Nun gut – es wird anders kommen.
Nickel, 53, ist Besichtiger, das heißt, er macht an diesem Freitag eine Art Schiffs-TÜV. Ganz korrekt: Er testet für die Schiffsklassifikationsgesellschaft DNV die Sicherheitsstandards des Frachters. Heute steht die jährliche Routinekontrolle an, die während des laufenden Betriebs passiert – schon am nächsten Tag wird das Schiff wieder ablegen. Alle fünf Jahre müssen größere Handelsschiffe sogar ins Trockendock, damit auch Rumpf und Schiffsschraube überprüft werden können. Solche großen Checks dauern meist mehrere Tage oder noch länger.
Die Sicherheitschecks sind wichtig, um Unfälle und Katastrophen an Bord und auf See zu vermeiden. Der Blick in diese sehr spezielle Welt zeigt, dass Sicherheit an Bord inzwischen ein extrem profitables Geschäft ist. Und es stellt sich die Frage: Sollte man damit überhaupt Gewinn machen?
An diesem Tag ist Nickel mit seinem Kollegen Thomas Ricono auf dem Schiff unterwegs, sie arbeiten sich von der Brücke hoch oben bis zum Maschinenraum nach unten durch. Die Reederei
hat zugestimmt, dass eine Journalistin diese Besichtigung begleiten darf, möchte aber – aus Sorge um den Ruf –, dass Schiff und Reederei nicht genannt werden. Die Crew grüßt freundlich, der Kapitän macht Kaffee, aber man spürt, dass er unter Stress steht. Er geht unruhig auf und ab. Soll er jetzt den Ladevorgang unterbrechen, damit Ricono den Laderaum checken kann? Schon nach wenigen Minuten stöhnt der Kapitän über die Bürokratie und zeigt auf Dutzende Ordner, in denen Zertifikate und Dokumente abgeheftet werden. „Eine Sekretärin wär’ super.“
Ricono folgt dem Ersten Offizier in den Laderaum. Der trägt einen grauen Overall, der sich eng über den Bauch spannt. Unschlüssig starren beide auf eine kleine Metallklappe zu ihren Füßen. „Was passiert denn, wenn Wasser in den Laderaum eintritt? Wie wird da ein Alarm ausgelöst?“, fragt Ricono. „Es gibt einen Sensor, aber ich weiß nicht, wo der ist“, antwortet der Offizier. Er öffnet einen Stauraum neben der Bodenplatte, tastet darin herum. Vielleicht hier?
Schließlich ruft der Erste Offizier per Funk einen Kollegen zu Hilfe. Ein schmächtiger Mann erscheint, hebt die Bodenplatte an und zwängt sich in den winzigen, vielleicht einen Kubikmeter großen Hohlraum. Nach einigem Gefummel findet er tatsächlich den Sensor. Wird der nass, geht auf der Brücke der Alarm los. Der Test ist erfolgreich. Der Erste Offizier atmet hörbar aus. Er sei erst seit fünf Tagen an Bord, erklärt er – da kenne er noch nicht alles. Später wird Ricono sagen, dass ihm das Personal manchmal leidtue, so wie es über das Schiff gehetzt werde. „Aber Wassereintritt im Laderaum kann die Stabilität des Schiffs gefährden, so etwas lasse ich mir immer zeigen.“
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Marlies Uken, Jahrgang 1977, Autorin in Berlin, mochte den Bordhumor. An der Tür zum Kontrollraum stand „Don’t start working people“ – zu Deutsch: „Bring bloß nicht die Leute zum Arbeiten.“
Als Meeresfotograf hegt Ewan Lebourdais eine große Leidenschaft für die Meereswelt. Im Laufe der letzten Jahre wuchs seine Leidenschaft für die Fotografie in dieser salzigen Umgebung, wobei er verschiedene Stilrichtungen ausprobierte, bis er seinen eigenen Stil gefunden hatte. Als Liebhaber der Meereswelt in all ihren Formen hat der Fotograf eine breite Palette von Meeresbildern in seinem Sucher verewigt, von der mythischen Fregatte Hermione über die akrobatischen Figuren der bretonischen Windsurfer bis hin zu den „Mastodonten” der französischen Marine, wie dem Flugzeugträger Charles de Gaulle und den Atom-U-Booten der Île Longue.
| Lieferstatus | Lieferbar |
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| Vita | Marlies Uken, Jahrgang 1977, Autorin in Berlin, mochte den Bordhumor. An der Tür zum Kontrollraum stand „Don’t start working people“ – zu Deutsch: „Bring bloß nicht die Leute zum Arbeiten.“ Als Meeresfotograf hegt Ewan Lebourdais eine große Leidenschaft für die Meereswelt. Im Laufe der letzten Jahre wuchs seine Leidenschaft für die Fotografie in dieser salzigen Umgebung, wobei er verschiedene Stilrichtungen ausprobierte, bis er seinen eigenen Stil gefunden hatte. Als Liebhaber der Meereswelt in all ihren Formen hat der Fotograf eine breite Palette von Meeresbildern in seinem Sucher verewigt, von der mythischen Fregatte Hermione über die akrobatischen Figuren der bretonischen Windsurfer bis hin zu den „Mastodonten” der französischen Marine, wie dem Flugzeugträger Charles de Gaulle und den Atom-U-Booten der Île Longue. |
| Person | Von Marlies Uken und Ewan Lebourdais |
| Lieferstatus | Lieferbar |
| Vita | Marlies Uken, Jahrgang 1977, Autorin in Berlin, mochte den Bordhumor. An der Tür zum Kontrollraum stand „Don’t start working people“ – zu Deutsch: „Bring bloß nicht die Leute zum Arbeiten.“ Als Meeresfotograf hegt Ewan Lebourdais eine große Leidenschaft für die Meereswelt. Im Laufe der letzten Jahre wuchs seine Leidenschaft für die Fotografie in dieser salzigen Umgebung, wobei er verschiedene Stilrichtungen ausprobierte, bis er seinen eigenen Stil gefunden hatte. Als Liebhaber der Meereswelt in all ihren Formen hat der Fotograf eine breite Palette von Meeresbildern in seinem Sucher verewigt, von der mythischen Fregatte Hermione über die akrobatischen Figuren der bretonischen Windsurfer bis hin zu den „Mastodonten” der französischen Marine, wie dem Flugzeugträger Charles de Gaulle und den Atom-U-Booten der Île Longue. |
| Person | Von Marlies Uken und Ewan Lebourdais |