Die Farben des Nordens

Winterreise durch die Einsamkeit: mit dem Postschiff der Hurtigruten zum Nordkap

Kurz vor Mitternacht legt ein Schnelldampfer in Bergen im Südwesten Norwegens ab. 365 Mal im Jahr, seit 1936. Das Ziel ist Kirkenes nahe der russischen Grenze. Für die 2500 Seemeilen rund ums Nordkap brauchen die Schiffe der Hurtigruten fünfeinhalb Tage. Unterwegs legen sie in 32 kleinen Fischerorten an, deren Namen so geheimnisvoll klingen wie die Trolle und Geisterwesen der norwegischen Sagen – Måløy, Finnsnes, Berlevåg. Bald nach dem Überqueren des Polarkreises ziehen die imposanten grauen Felsmassive der Lofoten vorbei, auf denen Tausende von kreischenden Seevögeln nisten. Auf einigen Inseln des Eismeers haben die Samen ihre Sommerweiden. Mit dem bloßen Auge lassen sich am Ufer die Rentiere beobachten. Wer hier an der Reling steht und die Schönheit der Landschaft einatmet, muss ein Fremder sein. Die Einheimischen sitzen mit der Überheblichkeit der Vielreisenden in der Cafeteria und trinken Bier. Im Sommer verschwindet die Sonne am Nordkap zwei Monate lang nicht hinter dem Horizont. Manchmal versteckt sie sich hinter einer tief hängenden, dunkelgrauen Wolkendecke, aus der Schnee fällt mitten im Sommer. Im Winter geht es durch endlose Dunkelheit, und das Eintreffen des Dampfers in den kleinen Fischerorten wird noch mehr zum Ereignis als ohnehin schon. Dann wölbt sich in sternklaren Nächten das grün-blau schillernde Nordlicht endlos über den Horizont. In Kirkenes mit seinen stillgelegten Stahlbetrieben angekommen, ist man dann wirklich am Ende der Welt. Holger Wolandt


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mare No. 35

No. 35Dezember 2002 / Januar 2003

Von Sabine Lübenow

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