Die Crew

Für eine Reihe von Jungschauspielern war „Das Boot“ Sprungbrett zu großen Karrieren. Zwei von ihnen, Herbert Grönemeyer und Jürgen Prochnow, erzählen im Interview von den Dreharbeiten

Friedemann Beyer: „Das Boot“ kam 1981 in die Kinos, es war die Zeit der Entspannung, acht Jahre später fiel die Mauer. Jetzt ist uns der Krieg wieder näher, viele Menschen sind besorgt. Hat der Film nach 44 Jahren eine ungewohnte Aktualität bekommen? 

Jürgen Prochnow: Ich bin Jahrgang 1941, ich war vier Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, ich bin in den Trümmern des Nachkriegsberlin groß geworden und habe das verinnerlicht. Die Bombenangriffe sind ein Teil meines Lebens geblieben. Ich kann mir vorstellen, wie sich vom Krieg Betroffene fühlen, in der Ukraine etwa. Und finde, so ein Film verliert nie an Bedeutung.

Hatten Sie den Roman von Buchheim eigentlich gelesen, bevor Sie Ihre Rollen angenommen haben? 

Prochnow: Ja. Wolfgang Petersen hatte mir das Buch in die Hand gedrückt, er hatte gerade von der Bavaria den Regie-Auftrag bekommen. Ich war tief betroffen von Buchheims Buch. Da kämpfen sich Leute 700 Buchseiten lang durch diesen furchtbaren Krieg. Und man denkt, wenn sie wieder aufgetaucht sind, haben sie es geschafft. Dann kommen die Flugzeuge, alles wird zerbombt und sie sterben. 
Die Amerikaner hatten schon versucht, den Stoff umzusetzen. Mit großer Besetzung. Und sind zweimal gescheitert. Einmal, soweit ich weiß, auch an Buchheim, weil er gesagt hat, die wollen aus meinem Buch einen Western machen. Das zweite Mal hatten sie wohl gemerkt, was für eine unglaubliche technische Herausforderung das Ganze würde. Es gab ja noch kein CGI (Abkürzung für Computer Generated Imagery, die Red.) damals. 

Herr Prochnow, waren Sie Petersens erste Wahl? Sie hatten schon mehrere Filme mit ihm gedreht, aber trotzdem gab es angeblich Vorbehalte. 

Prochnow: Petersen wollte mich unbedingt haben und hatte mir zugesagt. Dann rief er vier Wochen später an und sagte, es seien neue Leute eingestiegen in die Produktion, er müsse sich beugen. Die Finanzierung war ja nicht einfach. Das Ganze hat 40 Millionen Mark gekostet, für Deutschland zu der Zeit eine unvorstellbare Summe für einen Film. Nach etwa neun Monaten kam eine erneute Anfrage. Petersen sagte, wir müssen noch Probeaufnahmen machen. Da kam auch Herbert Grönemeyer ins Spiel. Wir haben dann erste Proben in diesem Monster von Boot gemacht. 

Herr Grönemeyer, wie kamen Sie dazu? Wurden Sie gecastet? Haben Sie sich beworben? 

Herbert Grönemeyer: Die Bavaria hat sich gedacht, wir casten die Männer so jung wie möglich. Dann sind sie erstens günstiger. Und zweitens gibt es davon nicht viele, die schon sehr bekannt sind. Das war mein Glück. Sie haben mich eingeladen zum Casting. Und gesagt, du hast eine der größten Rollen in dem Stück. Ich habe dann die Drehbücher gekriegt. Und wartete beim Lesen immer auf den Namen meiner Figur. Aber der kam nie. Da stand immer nur: Der Leutnant liegt ängstlich in der Ecke. Der Leutnant heult. Der Leutnant guckt. 
Am ersten Drehtag war ich furchtbar aufgeregt. Kam in die Bavaria, saß in der Garderobe, war morgens um sieben Uhr schon geschminkt. Es hing ein Lautsprecher über der Tür. Da hörte man, was gerade am Set passiert, und wurde zum Einsatz gerufen. Aber kein Mensch rief mich. Abends um Viertel vor sechs hieß es, Herr Grönemeyer, bitte runterkommen. Man sagte zu mir: Also, Sie sitzen hier unten, oben ist die Kamera. Dann kommen Sie hoch, gucken erschrocken, mit Todesangst. Ich kam hoch, guckte, und dann hieß es: Danke, Drehschluss. Das war mein erster Drehtag. 

Haben Sie Buchheim persönlich kennengelernt? 

Prochnow: Ja, der U-Boot-Kommandant, den ich dargestellt habe, Heinrich Lehmann-Willenbrock, kam eines Tages mit Buchheim zusammen ans Set. Buchheim, also die Rolle, die Herbert Grönemeyer gespielt hat, war auf drei Feindfahrten dabei gewesen und hat diese in seinem Buch zu einer zusammengefasst. Der Kommandant war sein Lebensretter, er hat ihn ungeheuer verehrt. Die beiden turnten durch unser U-Boot wie die kleinen Kinder. Sie haben sich so gefreut, dass alles original nachgebaut war.


Dies ist ein Auszug aus dem Text. Den ganzen Beitrag lesen Sie in mare No. 172. Abonnentinnen und Abonnenten lesen ihn auch hier im mare Archiv. 

mare No. 172

mare No. 172Oktober / November 2025

Interview: Friedemann Beyer

Friedemann Beyer, Jahrgang 1955, ist Filmhistoriker und Publizist. Als Student hat er sich 1980 als Statist für „Das Boot“ beworben, leider erfolglos. Ein halbes Leben später durfte er für ein Bayerischer-Rundfunk-Radiofeature über den Film dann unter anderen Produzent Günter Rohrbach, Kameramann Jost Vacano, Kostümbildnerin Monika Bauert und Darsteller ­Jürgen Prochnow interviewen.

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Vita Friedemann Beyer, Jahrgang 1955, ist Filmhistoriker und Publizist. Als Student hat er sich 1980 als Statist für „Das Boot“ beworben, leider erfolglos. Ein halbes Leben später durfte er für ein Bayerischer-Rundfunk-Radiofeature über den Film dann unter anderen Produzent Günter Rohrbach, Kameramann Jost Vacano, Kostümbildnerin Monika Bauert und Darsteller ­Jürgen Prochnow interviewen.
Person Interview: Friedemann Beyer
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Vita Friedemann Beyer, Jahrgang 1955, ist Filmhistoriker und Publizist. Als Student hat er sich 1980 als Statist für „Das Boot“ beworben, leider erfolglos. Ein halbes Leben später durfte er für ein Bayerischer-Rundfunk-Radiofeature über den Film dann unter anderen Produzent Günter Rohrbach, Kameramann Jost Vacano, Kostümbildnerin Monika Bauert und Darsteller ­Jürgen Prochnow interviewen.
Person Interview: Friedemann Beyer
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